Rohr schmieden: Worauf muss ich achten?

18. März 2016 um 08:49

Servus in die Runde,

mir kam die Idee aus Vierkantrohr einen Kerzenständer zu schmieden. Ich denke teilweise zerknittertes, teilweise akkurates Vierkantrohr wird einen recht guten optischen Effekt abgeben.

Bisher habe ich ausschließlich mit Vollmaterial gearbeitet. Nun die Frage worauf ich da zu achten habe damit ich da nicht ins offene Messer laufe.

- Meine erste Amtshandlung wird auf jeden Fall mal sein das Rohr hinten zu verschließen, damit ich weder an der Esse noch beim Abkühlen einen Kamineffekt bekomme.

- Wenn ich einen Radius biegen möchte weiß ich, dass ich rundes Rohr in den Schraubstock spanne damit es sich nicht breit drückt und abknickt aber wie schaffe ich das bei Vierkantrohr?

Was gibt es noch grundlegend zu beachten?
Eine weitere und speziellere Frage: Wie bekomme ich eine gestauchte/faltige Optik ohne dass das Rohr mir das Rohr wegknickt? Gibt´s da Tricks oder werde ich das einfach mal ausprobieren müssen und gucken was dabei rauskommt?

Danke schonmal vorweg und liebe Grüße aus Südhessen!

...und wenn ich mit dem Kopf nicke dann schlägst du drauf...
18. März 2016 um 09:21
Eine alte Technik um ein Rohr zu biegen ist, es mit Sand zu füllen, der Sand stützt die Wände ab.
Wenn du es im Warmen Zustand biegen möchtest nimm einen Sand der einen hohen Schmelzpunkt hat. Zur Not kannst du auch Kochsalz nehmen, musst das Salz anschließend aussschmelzen oder herauslösen.

Bei Kaltverformung kann auch Wachs als Füllung verwendet werden.
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
Zuletzt bearbeitet: 18. März 2016 um 09:25, Thomas Pütter
18. März 2016 um 14:21
...Kochsalz ist fast Blödsinn, wenn es schmilzt dann verringert sich das beanspruchte Volumen...nimm Sand.
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
18. März 2016 um 19:31
Moin!

Zuallererst würde ich die Idee mit dem Salz und dem Wachs einfach vergessen.
Zum Warmbiegen von Rohren nimmt man TROCKENEN Sand (nasser Sand ist Lebensgefährlich). Der muss im Rohr gut verdichtet werden. Zum kaltbiegen ist Blei ein gutes Mittel um das Rohr zu stützen. Einfach das Rohr mit flüssigem Blei ausgiesen. Abkühlen lassen, biegen. Das Blei danach einfach wieder ausschmelzen. (sollte aber nur für kleine Querschnitte und kurze Rohre Anwendung finden! Und dran Denken: Blei ist giftig!

Ein gutes Mittel um das Rohr am Ausknicken zu hindern ist es einen Feilkloben locker auf die Biegestelle zu spannen. Im rechten Winkel zum Schraubstock.

Gruß

Oli
18. März 2016 um 19:45
Hallo Leute,

oli hat mal wieder recht! Na ja als alter Schmied kein wunder. Ich mache das auch immer mit einer Sandfüllung. Ich bin aber auch Faul, warte bis jemand die richtige Antwort gibt und zeige dann ein ergebnis .
Hier ein 20/2mm. Vierkantrohr mittels Sandfüllung tordiert als Lampenhalter.



Der pit03.
18. März 2016 um 19:49
Das mit dem Salz hatte ich schon verworfen, für das biegen mit Wachsfüllung gibt es ein Patent für Duo-Rohre.
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
28. Juni 2016 um 19:06
Ich habe grade eine Frage die hier perfekt reinpasst: Ich wollte vor einer Weile mal eine Vase nach der Anleitung aus dem Buch "Die Kunst des Schmiedens" Schmieden.
Also relativ dickwandiges Rohr genommen, warm gemacht und versucht auf dem Horn einen Absatz zu machen. Am Anfang ging es gut, nach ein oder zwei Wärmen aber öffnete sich allerdings die Naht des Rohres.
 Frage: - geht das nur mit Nahtlosen Rohren oder reicht ein verschweißtes Rohr auch? Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass meins                Verschweißt gewesen wäre, weil ich im Ausgangszustand keine Naht sah, auch nach dem abflexen nicht. Bin aber nicht                  sicher, weil das Rohr ein Fundstück war. Gibts überhaupt Rohre die nur auf Stoss sind?

          - oder was muss ich beim Schmieden sonst so beachten? 

Danke für die Hilfe! 
28. Juni 2016 um 19:34
Geschweißte und nahtlos gezogene Rohre kann man mit dem bloßen Auge unterscheiden. Geh einfach mal bei 'ner Schlosserei vorbei und lass es dir zeigen. Bei geschweißten Rohren kann es sein, dass die Schweißnaht, da sie eine andere Festigkeit als der drum herumliegende Stahl aufweißt, ausreist. Hier gilt vor allem nicht zu kalt arbeiten. Wenn es eh nur Baustahl ist kann man den sowieso recht gut vergewaltigen was die Temperatur angeht '^^
Was es noch gäbe wären feuergeschweißte Rohre, findet man heute nirgends mehr zu kaufen gibt es aber noch bei z.B. alten Gebäuden (die müssen dann aber schon gut über 100 Jahre alt sein). Deren Enden wurden überlappt und anschließend geschweißt. Die kamen aber außer Mode, da diese oftmals an der Naht rissen. Vor allem bei Dampfmaschinen, der hohe Druck, Temperatur und Feuchtigkeit sorgten dafür, dass diese irgendwann undicht wurden. Das ist natürlich doof bei einer Presse wenn plötzlich der Druck abfällt. Daher hat man hierfür nahtlose gezogene Rohre entwickelt. Gewehrläufe aus Damast sind auch feuergeschweißt, aber nicht überlappend sondern auf Stoß. Moderne geschweißte Rohre sind auf Stoß geschweißt. D.h. die werden gebogen und dann eine I-Naht gezogen.

Wie sieht 's eigentlich mit großen dickwandigen Rohren aus, haben diese eine Wurzel und mehrere Decklagen?
29. Juni 2016 um 07:12
Danke!
Meins war zwar nicht das älteste, aber ich schätze mal dass das mal ein Bestandteil eines Hühnerhauses in DDR zeiten war. Ich habe das Rohr nämlich bei uns im Garten zusammen mit zwei weiteren aus der Erde gezogen. Es wirkte auf stoß geschweißt, die Naht riss gerade und glatt auf.
Wenn ich nächstes Mal an der Esse stehe, werde ich das ganze einfach mal bei Schweißhitze versuchen zu schmieden. Ich habe von dem Rohr noch ca. 5 meter insgesamt.
29. Juni 2016 um 17:11
Stumpfschweißungen haben immer eine "Wurzel" auch wenn die Naht nur einlagig geschweißt wurde. Geschweißte Rohre werden im industriellen Stil geschweißt ist ja schließlich ein "endloser" Prozess.
Ich vermute mal dass die dickwandigen Rohre mit UP oder ähnlich leistungsfähigen Verfahren geschweißt werden. Sollte es da zu mehreren Lagen kommen werden mehrere Brenner positioniert die dann die Lagen in einem Durchgang schweißen.

Die Frage ist halt was ihr unter "dickwandig" versteht?!

Und: die wenigsten Schlossereien werden nahtlose Rohre im Bestand haben. Weil: sauteuer!

Gruß

Oli
29. Juni 2016 um 19:34
Naja... "Sauteuer" ist ja nun kein Hinderungsgrund es nicht zu haben.. bei einigen Verwendungen ist es einfach unabdingbar.. wir haben da einige sorten in einigen Metern liegen..
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
29. Juni 2016 um 20:00
Nein!
Ein Hinderungsgrund ist es keiner! Du arbeitest allerdings auch nicht in einer klassischen Schlosserei. Ich selbst habe auch einige nahtlose Rohre und blankes Stangenmaterial am Lager wenn ich Hydraulikzylinder selbst baue. Aber wie gesagt: es ist ein recht teurer Spaß.

Schau lieber mal nach warmgefertigtem Rohr!

Gruß

Oli
29. Juni 2016 um 21:25
Hallo, 
Die Rohre werden hier bei mir um die ecke gefertigt doppelseitig unter UP geschweißt bis zu ich glaube 40mm und einem durch messer ich glaube 3000mm  es passt ein VW Käfer durch das habe ich schon gesehen
und die naht losen rohre werden gepilgert  es wird ein langer dorn mit kohlenstaub durch gedrückt sieht komisch aus
von mir 2km früher mannesmann röhren werk heute europipe
gepresst werden diese rohre mit einer 200000 tonnen presse ist so groß wie ein mehr familien haus und auch so lang

Gruß Dieter 
3. Juli 2016 um 22:19
Unterschiedlich Rohrnormen gibt es reichlich.
Gesucht werden wohl "Nahtlose Stahlrohre" nach DIN 2448 /EN 10216. Die kosten ca. das 2-3 fache von "normalen" geschweißten Rohren für Druckbeanspruchung.

Nahtloses kaltgezogenes (blankes) Präzirohr ist dann noch mal um einiges teurer.

Ich wurde den Begriff "gezogen" halt nur verwenden wenn es um "blankes" Rohr geht.
Die Andernen würde ich als "nahtlos gefertigt" bezeichnen
Viele Grüße aus dem Ennepetal - Stefan (uuups)

Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.
[Offenbarung 21,6]
Zuletzt bearbeitet: 3. Juli 2016 um 22:20, Stefan Bernecker
4. Juli 2016 um 17:24
Ich habe jetzt noch ein anderes (rostiges) Rohr gefunden und das mal abgesetzt. Ging super, war fast fertig aber dann isses zu kalt geworden und abgebrochen. Jaja, so lernt man eben...
Habe erstmal keinen Bock mehr auf Vasen, vielleicht mache ich zu Ostern einen Eierbecher  
 Ob das jetzt nahtlos war weiß ich nicht, aber jedenfalls war es wenigstens nicht schlampig verschweißt. Nur eben brüchig.
Danke für die Hilfe
LG
Edgar