Mein Schmiedehammer

14. April 2017 um 07:29
Hallo,

ich war bisher genau einmal Schmieden, bin aber total angetan und will das nun öfter machen. Leider findet man im Internet relativ wenig zum Schmieden, darum frage ich hier bis "Schmied am Amboss" hoffentlich bald ankommt...

Nachdem ich mit Kleinteilen wie Haken etwas Gefühl entwickelt habe, würde ich gerne meinen eigenen Schmiedehammer machen. Der muss nicht supergut sein und da wird einiges dran schiefgehen, aber ich denke mal so lernt man es halt. Im Zweifel mach ich danach halt noch einen...

Als Material würde ich ein C45 40x40 Vierkant nutzen, hier die erste Frage: Ich peile 1250g als Gewicht an, wie viel geht durch das schmieden gegenüber dem Rohmaterial verloren?

Bestellen könnte ich zum Beispiel:

40x40x100 = 1,256 kg
40x40x110 = 1,386 kg
40x40x120 = 1,507 kg

Als nächstes würde ich schauen ob in der Schmiede entsprechende Dorne rumliegen und Zangen da sind. Ansonsten die Ständerbohrmaschine und 6er Bohrer sollten da sein.
Habe ich alles kanns losgehen...oder? Hab ich noch was vergessen?

Wie ist das eigentlich mit Verzierungen? Ich stelle mir vor, dass man an der Flanke vom Hammer mit einem Meissel was schreibt (z.B. "1,25 KG" oder die Initialen) und das mit einem andersfarbigen Metall füllt.
In meiner naiven Vorstellung gibts da ein Pulverchen das man draufstreut mit recht niederer Schmelztemperatur und das sickert da dann beim erhitzen ein. Gibts sowas in der Art? Bisher hab ich nur von "Coppering" gehört, das ist mir aber zu arkan muss ich sagen...

Vielen Dank im Voraus!



14. April 2017 um 08:15
Gib mal als Suchwort "tauschieren" oder englisch "damascening" bei Tante Google ein. In der Kurzfassung wird mit Gravierwerkzeug eine Vertiefung ins Material geschnitten und unterhauen, damit der Boden mehr Fläche hat, als die Öffnung an der Oberfläche. Anschließend wird ein passender Draht oder eine passende Platte aus weicherem Material, wie Kupfer oder Silber von oben eingeschlagen. Zum Schluss wird die Oberfläche abgeschliffen und man hat, wenns geklappt hat, eine farbliche Verzierung in der Oberfläche.

Alternativ könntest Du vielleicht am kalten Hammer Lötzinn in die eingeschlagene Schrift einsickern lassen. Aber ob das geht? Keine Ahnung.
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
14. April 2017 um 09:24
Welche Schmiedehammerform soll es denn werden?
Viele Grüße!
  Nils
14. April 2017 um 12:37
Vielen Dank für die schnellen Antworten :)

Das Tauschieren ist ja sehr interessant. Am besten probier ich das mal vorher an einem anderen Stück aus...
Würde das mit Messing/Bronze probieren, evtl gibts das noch in "extraweich" als Draht irgendwo.

Bei der Form hab ich mir ein paar Sachen angesehen, dabei hab ich mir folgende Kriterien überlegt:

  • Für mich als Anfänger machbar
  • Kreuzschlag
  • gedrungen, Masse nah am Stiel

Hab mir da was überlegt, siehe Bild:

20170414_115140.jpg

Mal sehen ob das was wird

 

Zuletzt bearbeitet: 14. April 2017 um 12:37, Bernd E.
14. April 2017 um 13:31
Sieht gut aus. 2 Anregungen:

1. Finne runder machen.
2. Kanten und Schlagfläche runder / balliger. Sonst bekommst Du Macken im Schmiedegut und Ausbrüche am Hammer.
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
16. April 2017 um 08:13
Danke für die Anregungen, habe versucht die mit reinzunehmen.

Ich glaub nun bin ich beim einfachsten Layout das man haben kann

Der Stiehl muss noch etwas weiter richtung Bahn, sonst find ichs ganz gut.

20170415_195603.jpg
Zuletzt bearbeitet: 16. April 2017 um 08:16, Bernd E.
16. April 2017 um 11:42
Ich bin gespannt auf Dein Ergebnis. Wenn Du das auge mit dem Lochmeißel einschlägst, wird der Bereich von selbst etwas dicker als der Rest. Beim Bohren natürlich nicht. Was die Ausgangsmasse angeht: Nimm reichlich! Abflexen geht immer, dranflexen nimmer. Und Du wirst bestimmt das eine oder andere nacharbeiten.
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
21. April 2017 um 21:19
also ich weiß nicht was du bisher alles geschmiedet hast und wie du schmiedest, aber ich habe mich am Anfang sehr schwer getan C45 mit reiner Muskelkraft zu bearbeiten, vor allem wenn es massivere stücke sind sie bspw. für einen Hammer. 

Man muss dazu sagen ich mach alles alleine und bin jetzt auch nicht das breiteste Tier  

Aber es spricht natürlich nichts dagegen, und ich würde das Rohmaterial mit 1380g nehmen

Noch ein Tipp, ich habe damals auch einen Hammer machen wollen und mit einem sechser Bohrer vorgebohrt...naja den Dorn den ich dann zum Aufweiten des Loches genommen habe war nicht wirklich Konisch und so hab ich die zwei sachen ineinander verschweißt   ... das Ding liegt heute noch so dar 
2. Mai 2017 um 20:47
Ja das habe ich mir wohl zu einfach vorgestellt.

Ein Weiser in der Schmiede meinte, wenn man versucht so einen massiven Klotz von Hand zu schmieden hat man zu wenig Kraft. Dadurch wird der Stahl nicht durgeknetet, sondern es verformt sich nur die äusersten 1-2cm. Neben den fehlenden Kneten verformt sich damit auch der Klotz falsch, statt spitz zu werden schiebt sich halt die Schicht die man bewegt zu einer Wulst raus...

Also evtl etwas zu massiv für den Anfang:

Als Aufgabe damit ich mal sehe was dahintersteckt hat er mir eine Grillgabel aus 16mm vierkant Baustahl vorgeschlagen, was ich probiert hab. Das passte gut, weil man ja die Zinken spalten muss. Also ich hab 3 oder 4 Hitzen gebraucht um diesen im Vergleich weichen Stahl auf 5cm Länge und etwa 1cm Tiefe zu spalten und ich konnte danach den Hammer nicht mehr ordentlich heben...

Wenn ich mir jetzt denke:
  • C45 statt Baustahl
  • etwa 4x so dick
  • nicht mal die 1cm habe ich gerade hinbekommen

Ich schmiede wohl besser noch paar andere Sachen vorher und komme zum Hammer zurück wenn ich mehr kann :)

2. Mai 2017 um 21:39
Guck mal bei der Elchschmiede auf Youtube, da bin ich auch gerade dabei (Stange ist schon angeschweißt und am Tag der Arbeit der Fäustel weichgeglüht):

Schmiedehammer aus Fäustel

Was ich noch brauche, ist ein Lochdorn bzw. zwei: einer für Hämmer und einer für 'ne Axt...
2. Mai 2017 um 21:57
...auf dem Video wird ein Hammer umgeformt aber nicht neu geschmiedet. Das ist ein wesentlicher Unterschied, da ein bestehendes Hammerauge schon mal einiges an körperlicher/maschineller Arbeit erspart und auch weitaus weniger Präzision erfordert!
Ich hatte, als ich meinen Federhammer bekommen hab, aus lauter Euphorie gleich mal versucht, ein Spitzhorn zu schmieden.
Letzten Endes hat der Schmied recht - ich hab das nicht einmal mit dem Maschinenhammer (vielleicht auch mit zu wenig Temperatur gearbeitet) hinbekommen, eine  50er Welle C45 ohne den Überschub/die Überlappung umzuformen. Durch das Abschroten des überstehenden Materials ist s zum Schluß zwar doch noch was geworden, ich weiß trotzdem nicht ob ich vom "Schmieden" reden darf??? Das Werkzeug ist allerdings bis heute zuverklässig im Gebrauch - hab halt scheinbar Glück gehabt!

Grüße

Euer Holledauer
Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

3. Mai 2017 um 09:12
Auch wenn die Einschlaggeschwindigkeit physikalisch entscheidender ist, als die Masse, verhält es sich doch in der Praxis umgekehrt. Diejenigen, von denen ich weiß, dass sie einen Hammer oder eine Axt von Hand schmieden können, benutzen dabei einen Hammer von etwa 3kg und sagen nachträglich "nie wieder".



Das Phänomen mit der ungünstigen Verformung hat m.E. aber nur bedingt mit der Einschlagenergie, sondern mit der Form des Hammers / Gesenkes zu tun. Nutzt man ein ausreckendes Werkzeug, arbeitet es am Stahl wie ein Keil und treibt die äußere Fläche weiter als den inneren Kern eines Werkstückes. Schlägt man hingegen vollflächig auf, hält man praktisch die äußeren Schichten fest, während der Materialkern nach außen gepresst wird. Das ist im aktuellen Video von Alec Steele gut sichtbar. Da werden Hammerköpfe auf dem großen Lufthammer geformt.

Bei diesem Video kann man etwa auf Minute 1 auch sehen, dass die Randverformung auch bei industriellem Gerät entstehen kann, und was der Schmied dagegen macht: http://schmiededaseisen.de/videos/DerSchlosser/1619795.html
Und der ist Profi!


Das kann der Handschmied natürlich nicht leisten. Es spricht aber m.E. nichts dagegen, die Verformung in Kauf zu nehmen und ein entsprechendes Aufmaß für spätere Nacharbeiten zuzurechnen, solange das Ziel erreicht wird.
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
Zuletzt bearbeitet: 3. Mai 2017 um 12:02, Steffen Vogel
3. Mai 2017 um 12:02

mein Vorschlag: wenn Du unbedingt selber einen Hammer anfertigen willst, Fäustel umschmieden.

Alternativ: einen ordentlichen Schmiedehammer bei Krenzer kaufen

 

Gruß DerSchlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
Zuletzt bearbeitet: 3. Mai 2017 um 17:01, Martin Hartung / DerSchlosser