mein erster Federhammer

24. Oktober 2018 um 21:38
Hallo Leute,
bin neu hier im Forum und möchte mich kurz vorstellen.
Bin Maschinenbauer bei einem bekannten Kipperhersteller. Besitze eine gut ausgestattete Werkstatt mit Fräsmaschinen (Tisch: 1500x450mm), Drehmaschinen (1500mm Spitzenweite), Schweißgeräte (380A), 100t Werkstattpresse, Feldesse, Amboss usw.
Bin häufig im landwirtschaftlichen Bereich tätig -> weniger filigrane Teile, eher massiv.
Meine Schmiedeerfahrung beschränkt sich auf einige Wochen Praxis.
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Nun möchte ich mir einen Federhammer anschaffen.
Habe da einen Andritz Größe 2 (Ajax 2) in Betracht gezogen.
Das Bärgewicht beträgt 60kg. Das ist ziemlich viel, jedoch steht der Federhammer in meiner Umgebung und ich könnte ihn selber abholen.
Laut Besitzer wurde das Schwungrad beschädigt, da der Hammer einmal für einen Transport seitlich auf das Rad umgelegt wurde. Dieses ist an unbekannter Stelle gebrochen. Es wurde zusammengeschweißt und läuft angeblich wieder. Wie rund, kann ich noch nicht beurteilen. Den Federhammer werde ich am Samstag besichtigen.
Als Zubehör gibt es einen Satz Keilriemen, leider keine extra Gesenke.
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Eventuell kann ein 200 bis 250kg schwerer Amboss ausverhandelt werden.
Habe leider kein Foto vom Amboss.
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Zu den Fragen:
Was kann man für einen mittelmäßig erhaltenen Federhammer ca. bezahlen?
Was kann man für einen mittelmäßig erhaltenen Amboss ca. bezahlen?
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Mit freundlichen Grüßen
Seilon
Aus dem Weinviertel in Niederösterreich
24. Oktober 2018 um 21:41
Federhammer - Andritz Größe 2 ( Ajax 2 )
Andritz_Gr2_Foto-1.png
Andritz_Gr2_Foto-2.png

24. Oktober 2018 um 22:36
Servus Seilon,

sollte es sich um den Hammer handeln, der kürzlich noch im Internet angeboten wurde? 
Für 2000.-- wäre er mir zu teuer.

Einen Preis festzulegen ist so ne Sache. Denn der Preis für solche Gerätschaften wird von 2 Sachen beeinflusst.
1. Was ist die unterste Schmerzgrenze des Verkäufers.
2. Wieviel ist der Käufer maximal bereit auszugeben.
Meine persönliche Einschätzung - max ca. 1000.-- .

Beim Amboß zählen Zustand der Kanten und der Bahn. Auch der vielbeschriebene Kugeltest sagt viel darüber aus.
Bin trotzdem der Meinung, daß der Käufer auch bei mittelmäßigem Zustand 400 - 500 Öre dafür aufrufen wird.
Wenn du beide Teile für 1200.-- kriegst, wärs in meinen Augen in Ordnung.

Grüße aus der Holledau



Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

Zuletzt bearbeitet: 24. Oktober 2018 um 22:38, Holledauer
24. Oktober 2018 um 23:20
Willkommen im Club
Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

25. Oktober 2018 um 06:13
Guten Morgen und Servus Holledauer,

Ja genau um den Hammer geht es.
Ich hätte mich beim verhandeln für den Hammer auch auf den oberen dreistelligen Bereich konzentriert.
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Was könnt ihr zu der Konstruktion bzw. Aufbau des Andritz Gr.2/Ajax 2 sagen? Empfehlenswert oder nicht? Gibts Schwachstellen? Worauf soll ich bei der Besichtigung achten?
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Mfg
Seilon
25. Oktober 2018 um 07:05
Wenn du beide Teile für 1200.-- kriegst, wärs in meinen Augen in Ordnung.


ich glaube das das zu niedrig angesetzt ist.

Ajax Hämmer sind begehrt und werden selten angeboten.

Und Ambosse sind in Österreich überdurchschnittlich teuer.

Gruß DerSchlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
25. Oktober 2018 um 19:08
Grüß euch,
Hab gerade mit dem Besitzer telefoniert.
Der Federhammer ist gerade zerlegt. Bedeutet der Amboss vom Federhammer ist nicht montiert. Ausprobieren wird also schwierig am Samstag.
Der zweite Amboss (200kg) wurde bereits einem Bekannten versprochen, kann ich also auch vergessen
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Was wird die beste Vorgehensweise bei der Besichtigung am Samstag sein?Ich bitte um eure Hilfe
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Mfg Seilon
25. Oktober 2018 um 19:58

genau ansehn dieser hammer btauch ein aufwändiges fundament, führung des bärs überprüfen die brauchen spiel dürfen nicht zu eng gestellt worden sein sonst wirs aufwändig. mit dem schwungrad würd ich nachmessen die meßuhr brauchst du nicht aber einen sichtbaren schlag sollte es nicht haben ausser du hast die möglichkeit das zu beheben. lagerspiel checken lack ist wurscht,

federpaket überprüfen brüche etc sind die dämpfungslagen drinn oder ist sie eingelaufen.

sind eigentlich schöne hämmer aber der sieht nach arbeit aus auch die montierten gesenke deuten auf schwerste reckarbeiten hin achte genau auf erhöhten verschleiss.

viel glück mehr wie 12ßß würde ich nicht zahlen eher weniger

 

25. Oktober 2018 um 21:37
Torsten
Vielen Dank für deine äußerst hilfreiche Antwort.
Kann ich für so einen großen Hammer (60kg bär) auch ein mobiles Fundament bauen/verwenden?
Wäre mir am liebsten
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Was sind dämpfungslagen?
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Mfg Seilon
25. Oktober 2018 um 22:15
Servus Seilon,

im Zusammenhang bin ich mir nicht mehr sicher, ob es für Dich Sinn macht, diesen Hammer zu kaufen.

Auch hab mich mich jahrelang nach einem Maschinenhammer umgesehn und hab zum Glück eine günstige Blechschachtel von Meitinger mit etlichen Gesenken erhascht....und das ist auch etwas, was Du beachten solltest.
Fertige Gesenke sind, falls überhaupt noch verfügbar, nicht billig. Bei älteren Hämmern vermutlich schlecht zu bekommen und beim anfertigen lassen sicher noch teurer als beim ursprünglichen Hersteller!!
Beim Hersteller meines Hammers (wo es immer noch neue Gesenke zu kaufen gibt) kosten die Dinger ordentlich.
Ob Du Dir mit diesem Teil was Gutes tust? Ich stell das mittlerweile in Frage. Geschweißtes Antriebsrad, Probe nicht möglich.
Du könntest mit dem Teil später mehr Ärger als Freude haben...
Ob Du 120 Pfund Bärgewicht brauchst?
Die meisten hier kommen mit ihren kleineren Hämmern im Hobbybereich anscheindend gut klar?!

Mein gut gemeinter Rat!

Ein billiger Kauf rächt sich oft im nachhinein - denk an die Gesenke - und warte ab - irgendwann kommt auch deine Gelegenheit...

Grüße aus der Holledau
Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

25. Oktober 2018 um 22:57
Hallo Markus,


also die Atlas/AJAX-Federhämmer sind urstabiler alter deutscher/österreichischer Maschinenbau. Nicht umsonst wurden die Hämmer über Jahrzehnte zu zehntausenden gebaut. Der von dir ins Auge gefasste Hammer von ist von Andritz und dürfte daher neueren Datums aus der Nachkriegszeit sein. Die Mechanik und der Maschinenständer aus Guss ist nicht zu vergleichen mit moderneren Schweißkonstruktionen. Zudem hat die Maschine auch eine gewisse Formschönheit. Daher solltest du dir den Hammer irgendwie sichern, wenn es geht. Er ist so robust, dass du ihn vererben kannst.
Auf was du dich einstellen musst: Der AJAX 2 mit 60 kg Bär braucht eine Stellfläche 1700 cm in der Länge und gut 800 cm in der Breite. Das Gewicht des kompletten Hammers kommt auf 1.880 kg. Der Bär hat eine ordentliche Hubhöhe von 220 mm und damit sollte er gut 60 mm Vierkanteisen noch vorteilhaft schmieden. Er braucht aber auch gut 2-3 PS Antriebsleistung.
Welche Schwungscheibe soll das Malheur haben? Beachte, dass die rechte Schwungscheibe - da wo die Bremse ist - konstruktionsbedingt eine Unwucht hat. So soll sicher gestellt werden, dass der Hammer offen, also mit dem Bär oben, stehen bleibt.
Hämmer ab dieser Größe brauchen leider ein festes Fundament. Zudem benötigen die AJAX Hämmer einen eingelassenen Baumstumpf unter dem Chabotte, was mobil nicht umsetzbar ist. Zudem käme eine mobile Lösung auf gut 4 Tonnen Gesamtgewicht, was mit einem Hubwagen nicht mehr verfahrbar ist.
Was den Preis angeht, kann man nicht viel sagen. Das bestimmen Angebot und Nachfrage, bzw. die Situation, in der der Hammer verkauft werden soll. Aber bei Willhaben.at stehen ja zur Zeit noch weitere AJAX-Hämmer drin. An diesen Preisen kannst du dich orientieren. Meist werde Federhämmer aber nicht zu dem Angebotspreis verkauft.

Ob man als Hobbist einen 60 kg Federhammer braucht? Natürlich nicht. Für die meisten Schmiedestücke reicht ein 20 kg Maschinenhammer locker aus. Aber der größere Hammer ist Luxus und bei dir eben verfügbar. Um die Gesenke würde ich mir großen Gedanken machen. Es ist hier wohl ein Kombigesenk drauf, dass die meisten Anwendungsfälle abdeckt. Außerdem hast du eine Fräsmaschine und damit wirst du die Zinkung der Schwalbenschwänze schon hinbekommen.
Also Glück Auf!
Folgt PARX auf Instagram https://www.instagram.com/parxforging/
26. Oktober 2018 um 20:44
Vielen Dank für deine tolle Antwort PARX
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Vorweg darf ich mich nicht durch die Formschönheit der Maschine blenden lassen. Diese ist natürlich vorhanden, muss aber leider ans Ende angereiht werden.
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Bezüglich der Stellfläche: 1700x800mm Fläche geht in Ordnung, nur wie Tief sollte das Fundament sein und woraus? Nur Stahlbeton oder doch Holz dazwischen?
Wie ist der eingelassene Baumstumpf zu verstehen? Lediglich ein Stumpf unter dem Amboss und von Beton umgeben?
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Ja ich meinte das Schwungrad rechts bei der Bremse, welches auf dem Foto erkennbar ist. Dass es absichtlich Unwucht hat wusste ich nicht. Aber ich werde prüfen ob es rund läuft. Ist es notwendig mit Messuhr zu kontrollieren oder reicht eine Sichtprüfung?
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Welches Material wird üblicherweise bei den Gesenken verwendet? Ist Werkzeugstahl notwendig oder reicht auch 42CrMo4 bzw. C45?
Hat natürlich Einfluss auf die Lebensdauer aber ist die trotzdem akzeptabel für einen Hobbyschmied?
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60kg Bärgewicht ist wahrscheinlich nicht unbedingt notwendig aber momentan im Angebot
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Mit freundlichen Grüßen
Seilon

26. Oktober 2018 um 21:38
Servus Seilon,

möcht nur bemerken, daß es sich bei den genannten Stahlsorten jeweils um unterschiedliche Qualitäten von Werkzeugstahl handelt! Bei erstgenanntem um höherwertigen.

Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

26. Oktober 2018 um 22:13

zunächst ma das thema gesenk zähhart und der richtige stahl.bis du bei 2.3 hundert€ da du ja selbst fräsen kannst, wobei das dabk selbstklemmg etx, und je nah hammerherstekkere stark variieren kann nen kleinen abriss gibts im handel je nach rorm und qualität ab 400 ideal kombi gesenk und glatt fur hilfsgesebke sind 1000 fällig dass wird auc beim richtigem stahl und eigenbau nicht billig. also kalkulier das ein. siedir auch genau die schwalbenschwänze an falsche keil reingewürgt und schon können die dauerhaft im arsch sein.

ich empfehle imm am anfang erst mal gesenke aus npcht härtbarem wald und wiesenstahl zu fräsen und zu montieren die halten zwar nicht ewig nachen aber nix kaputt und sind ungefährlich. falsch gehärtete gesenke sind super gefährlich und nix gut.

das mit dem fundament schenk ich mir erst mal, sag doch bitte maL wo dein interesse liegt, was möchtest du damit schmieden etc.: ich für meinen teil würde in der grösse keinen federhammer kaufen, sondern lieber etwas mehr in eine entsprechenden lufthammer investieren, wenn ich denn diese grösse haben möchte

 

tschau torsten

26. Oktober 2018 um 22:56
Hallo Markus,
von den AJAX-Hämmern sind unter anderem bei Langenstein & Schemann in Coburg (LASCO) solche Maschinen nahezu baugleich in Lizenz gefertigt worden. Hier im Forum gibt es einige LASCO-Besitzer, die auch über die Bau- und Bedienungsanleitung verfügen. Darin befindet sich auch ein Fundamentplan. Der Baumstumpf ist in das Betonfundament etwas eingelassen.
Das Betonfundament (Stahlbeton mind. C20/25) dürfte gut 700-800mm in den Boden gehen. Als Untergrenze solltest du ca. das 50fache des Bärgewichts als Fundamentmasse erreichen. Den Rest kannst du dir damit ausrechnen. Hier im Forum gibt es einige Beitragsbäume über den Fundamentbau, insb. was die Entkoppelung zu dem Boden betrifft. Es hängt natürlich von deinen Begebenheiten ab, welchen Aufwand du zu treiben hast.
Wie Torsten schon richtig geschrieben hat: Gesenke sind nicht ganz ungefährlich. Beim Stahl geht es bei C60 los – was anderes hatten sie bei der Konstruktion des Hammers noch nicht – und endet irgendwo bei einem Chrom/Molybdän/Nickel/Vanadium-Stahl wie z.B. der 1.2714. Kerbspannungen sind zu vermeiden und wenn man keine Erfahrung mit der Randschichthärtung hat, dann lässt man das sinnvollerweise einen Betrieb machen, der sich damit auskennt.
Das Schwungrad rechts sollte einen Höhenschlag haben, seitlich sollte es nicht wesentlich ausschlagen. Die Messuhr brauchst du aber nicht ansetzen, weil die Konstruktion eben doch recht robust und damit relativ viel Spiel ausgestattet ist.
Ein gescheiter Lufthammer in dieser Größe ist natürlich toll, hat aber auch seinen Preis ... Wenn die AJAX-Hämmer gut eingestellt sind, dann lassen sie sich gut steuern und mit etwas Übung wirst du die Maschine gut beherrschen.
In der Axtschmiede Müller in Österreich ziehen sie die Axtblätter immer noch mit einem AJAX 3 aus. In diesem Video kannst du sehen, wie gut das geht.

Glück Auf!
Folgt PARX auf Instagram https://www.instagram.com/parxforging/
Zuletzt bearbeitet: 26. Oktober 2018 um 23:00, PARX