Kauf eines Refflinghaus Amboss...

26. Oktober 2015 um 15:15
Hallo!
Da ich seit längerem auf der Suche nach einem guten süddeutschen Amboss bin, und sich nix findet denke ich über einen Neukauf nach!

Als Mass der Dinge würde ich einen Refflinghaus ansehen!

Was meint ihr dazu ?
Können die neuen Ambosse mit der Qualität der früheren mithalten?

Für Antworten wäre ich sehr dankbar.

Lg. Reini
26. Oktober 2015 um 20:41
Ob die heutigen mit der Qualität der früheren mithalten können, ist schwer zu sagen. Was heisst denn früher? Komplett im Feuer geschweisst? Eisenkörper mit aufgeschweisster Stahlplatte? Diese Varianten sind garantiert besser als die heutigen. Aber nach dem was man so hört sind die heutigen Refflinghaus Ambosse immer noch Super Qualität, die allerdings auch was kostet.
Frag am besten direkt bei Refflinghaus an!
Hier zum Thema Härte: Anvil
Übrigens: die Teile von BRANCO (siehe anderer thread) sind eine Klasse drunter! Hardness: min 420 HB (44 HRC)


Gruß DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
26. Oktober 2015 um 21:03
Immer dieses Geschwätz, dass die alten geschweißten Ambosse besser sein sollen wie die modern gegossenen...

Halte das für eine der größten Latrinenparolen die hier durch das Forum spuken.

Die Vorteile der modernen Stahlgussambosse liegen klar auf der Hand!

1. gesicherte Werkstoffeigenschaften im Gegensatz zu früher
2. Amboss komplett aus hochwertigem Stahl dadurch stets nachzuarbeiten und nachzuhärten auch ein Hobeln oder Fräsen ist möglich
3. Keine Bahn oder Teile die sich bei Schweißfehlern ablösen können
4. günstige Herstellung

Man darf bei den Stahlgussambossen nicht die tschechischen, polnischen und chinesischen (...) mit den Ambossen von Refflinghaus und den anderen Ambossen "Made in Germany" vergleichen!

Das wäre als wenn man einen Fiat 500 mit einem Bugatti vergleicht...

Die Ambosse von Refflinghaus sind uneingeschränkt zu empfehlen!

Gruß

Oli
Zuletzt bearbeitet: 26. Oktober 2015 um 21:11
26. Oktober 2015 um 21:23
Das is ne ordentliche Aussage!
Durch solche Leute wird ein Forum lebendig!
Ich könnte mir auch nicht vorstellen das dort schlechtes Material hergestellt wird.
Ist ja schließlich ein namhafter Hersteller!

Sind die wohl vom Klang her erträglich...?!?
26. Oktober 2015 um 21:43
Klang kann man, falls persönlich gewünscht, durch angebrachte Magnete, Unterlagen aus Leder und Gummi, festziehen von Muttern oder umwickeln von Ketten negieren. Ein guter Stand nimmt aber auch schon ordentlich was vom Klang weg.
Das muss jeder für sich selber entscheiden.
Ich bleibe dabei, meiner klingt und singt so wie er soll.

Die Qualität von Refflinghaus kann man so wohl tatsächlich uneinegschränkt empfehlen. Auch wenn man dafür natürlich ne ordentliche Stange Geld in die Hand nehmen muss. Aber man bekommt beste Wertarbeit.

Ich arbeite gerne auf meinen "historischen" Ambossen, auch wenn schon genügend Macken vorhanden sind. Er mag nicht den größten Rückschlag, die besten Kanten oder das wohlgeformteste Horn haben... Trotzdem ist es für mich genau DER Amboss.

Viele Grüße,
Alex

PS: Ich arbeite auf einem 1905, 207,5kgler S&H Amboss Süddeutsche Form.
26. Oktober 2015 um 23:40
@ Worschdsub

 
1. gesicherte Werkstoffeigenschaften im Gegensatz zu früher

Die Werkstoffeigenschaften (und damit ganz klar die Qualität, und etwas anderes interessiert hier ansonsten auch nicht) waren bei den anspruchslosen Stählen der Ambosse auch in früheren Zeiten ok.

 
2. Amboss komplett aus hochwertigem Stahl dadurch stets nachzuarbeiten und nachzuhärten auch ein Hobeln oder Fräsen ist möglich

Und die alten verstählten Ambosse kann man nicht nacharbeiten?? Ich hatte schon öfter berichtet, dass ich bei Refflinghaus alte Ambosse überholen lassen hatte. Die Teile waren danach nagelneu. Kann mir jetzt nicht wirklich vorstellen, dass Dir das entgangen ist, ansonsten siehe hier:

http://schmiededaseisen.de/forum/ambo_berholen_bei_ernst_refflinghaus-5998398-t.html 

3. Keine Bahn oder Teile die sich bei Schweißfehlern ablösen können

Von Ernst Refflinghaus wurde mir vor deutlich längerer Zeit mal erzählt, dass Hornabbrüche bis, ich meine es waren ca. 50mm, nicht als Reklamationsgrund gelten. Ob das heute noch so ist, müsste man dort erfragen.
Ich halte das Härteverhalten an den Hornspitzen aufgrund von allseitiger Einhärtung durch die homogene Legierung eines Stahlgusses für nicht vorteilhaft. Ein verstählter Amboß mit klar werkstoffbegrenzter Härtezone, sowie weichem Grundkörker ist hier eindeutig besser.
Als bildhaften Vergleich könnte man hier Zahnräder im allgemeinen Machinenbau anführen, welche an den Zahnflanken explizit nur einsatzgehärtet werden, um die Bruchgefahr bei der dynamischen Belastung zu verhindern.

@ Reini

Sind die wohl vom Klang her erträglich...?!?

Geschmiedete Ambosse mit verstählter Bahn haben devinitiv einen anderen Klang, welcher deutlich angenehmer ist. Mit dem klirrenden Sound der modernen Refflinghausambosse kann man aber leben.....
Zuletzt bearbeitet: 27. Oktober 2015 um 08:06, Sebastian
27. Oktober 2015 um 08:10
@ Reini,

Stahlgussambosse sind deutlich lauter und schriller vom Klang. Für den Habermannamboss von branco gibt es einen Untersatz der mit Blei ausgegossen werden soll. Mir war dieser zu teuer und deshalb habe ich einen gebaut. Unter dem Amboss sind ca. 10-15 mm Blei und der Randbereich zwischen Amboss und Untersatz wurde ebenfalls vergossen. Fazit ein unglaublicher Unterschied, der Amboss ist jetzt wirklich leise und dumpf. amboss1.jpg
27. Oktober 2015 um 08:12
@ Reini,

übrigens sogar der Namensgeber hat schon auf den Ambossen gearbeitet. Siehe Link

https://www.abana.org/resources/scholarshipreport.shtml
Zuletzt bearbeitet: 27. Oktober 2015 um 08:19, Tobias Busch
27. Oktober 2015 um 19:18
@ Sebastian:

Klar kann man die geschweißten Ambosse auch nach- und aufarbeiten. Habe ja nicht behauptet, dass das nicht geht! Der Vorteil ist halt, das unter der Bahn immer Stahl ist...

Habe auch bei Ernst Ambosse aufarbeiten lassen. Und die waren wie neu, das stimmt. Ernst sagte damals aber auch, dass ein nacharbeiten bei geschweißten Ambossen begrenzt ist wenn es ans Spanen geht. Irgendwann ist halt kein Stahl mehr da.

Der Hornbruch auf den ersten 50mm ist bis heute kein Reklamationsgrund...
Aber gerade hier im Forum auf dem "Friedhof tauchte schon der ein oder andere Amboss mit komplett gebrochenem Horn auf. Ich weiß von einem Einhornamboss, bei dem sich die Stahlplatte im Bereich der Bahn löst und nicht am Horn... Klar der ist alt. Aber es ist so.

Zum Klang:

Meine beiden Refflinghause klingelten ganz ordentlich. Stimmt schon. Kenne aber auch geschweißte Ambosse die genauso schrille "Musik" von sich geben. Wir haben hier im Forum schon viele der Schalldämpfer besprochen. Also sollte dass kein Problem sein.
Einen Nachteil haben die Schalldämpfer aber: Ich erwische mich ab und an dass ich erst nach dem zweiten oder dritten Stück den Gehörschutz aufsetze. Der Lärm ist mittlerweile ein wenig "zu leise" beim Schmieden.

Und im Endeffekt ist es wie immer: "Geschmackssache..." "Glaubensfrage..." Eigenes Empfinden..."

Gruß

Oli
27. Oktober 2015 um 22:26
Moin,

Ohne langjährige Erfahrung zu haben, habe ich doch den Eindruck bei gegossenen Ambossen mehr gesplitterte/ausgebrochene Kanten gesehen zu haben als bei den alten geschmiedeten,die eher zum verunden und absenken neigen.
Aber wie Olis Ambosse beweisen, kann ein Refflinghaus auch nach fast 20 Jahren noch aussehen wie frisch vom Werk.  

Nur so meine Gedanken.
Bene
 
28. Oktober 2015 um 21:15
Hallo Zusammen,

ich habe selber vor einigen Jahren einen neuwertigen Refflinghaus-Gussamboss erworben und kann absolut nicht klagen!
Den Schall kriegt man wie oben beschrieben gut in den Griff und auch der Rückschlag ist absolut top! Eine Kugellagerkugel springt geschätzte 90-95% der Fallhöhe zurück. Meine alten geschmiedeten Amboss schaffen das nicht.

Ich denke viel wichtiger als Guss oder Geschmiedet ist die Qualität im allgemeinen.
Es gab früher Pfuscher und es gibt heute Pfuscher. Wenn du gegeossene China-Ambosse kaufst, kannst du mit dem Fingernagel Macken reinmachen. Und früher gab es auch Ambosse die schlecht geschweißt wurden und die vielleicht aus schlechtem Material hergestellt wurden.

Nach der Qualität gucken, dann ist Alter und Herstellungsmethode egal!
Also wenn du einen Amboss neu kaufst, kannst du mir der Marke Refflinghaus nichts falsch machen!


Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de