I have a dream

11. Februar 2021 um 17:27
Als Schmied bin ich zwar ein Bl(utiger) Anf(änger), aber Ideen habe ich wie ein Weltmeister: Ich würde gerne aus gebrauchten Bierkapseln (=Kronenkorken)* ein ca 30mm dickes Rundeisen schmieden / schweißen. Kann sich einer von den Guten (oder gerne auch mehrere) vorstellen, wie das überhaupt gehen könnte - und natürlich "ob"?
Ich bitte um sachliche UND ernstgemeinte Antworten.
Und: ich weiß, daß es 30er Rundstangen im einschlägigen Fachhandel wohlfeil zu kaufen gibt.
Das könnte dann eine neue Form von "Längsdamast" sein / werden
Gruß aus Ö
Wolfgang, Bl. Anf.
.
*Davon habe ich ziemlich viele, weil ich imGedanken an das Endprodukt schon einige Zeit sammle...
11. Februar 2021 um 17:56
Hm, interessante Idee. Wird aber nicht funktionieren weil:
Tante goggel verrät Dir dass Kronkorken aus Weißblech sind = verzinntes Blech. Außerdem ist da noch die Dichtung drin. Die könnte man evtl. noch verbrennen (bestimmt eine Sauerei), aber mit dem Zinn auf dem Blech wird feuerschweißen nicht möglich sein. Außerdem sind die Teile meiner Meinung nach zu dünn zum Feuerschweißen, d.h. sie würden wahrscheinlich bei Schweißtemperatur verbrennen.
Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren
Gruß DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
11. Februar 2021 um 18:13
Na ja, wenn die innere Beschichtung Zinn ist, könnte man die ganze Stange (nachdem man das Polyethylen vorsichtig weggebrannt hat) ja zumindest einmal zusammen LÖTEN. Mit einer für den Zweck umgebauten Schraubzwinge könnte man dann das mittlere Drittel oder Viertel der Stange richtig warm machen, das Zinn verbrennen und den Rest echt im Feuer verschweißen. Oder so...
Ich weiß, ich bin Optimist. Aber bevor nicht bewiesen ist, daß es nicht gehen kann,  werde ich vieles versuchen, daß es doch geht.
Um weitere Vorschläge zur erfolgreichen Durchführung dieses Projekts wird gebeten!
Bl. Anf. Wolfgang
11. Februar 2021 um 19:52
Bl.Anf., 11. Februar 2021 um 17:13
Na ja, wenn die innere Beschichtung Zinn ist, könnte man die ganze Stange (nachdem man das Polyethylen vorsichtig weggebrannt hat) ja zumindest einmal zusammen LÖTEN. Mit einer für den Zweck umgebauten Schraubzwinge könnte man dann das mittlere Drittel oder Viertel der Stange richtig warm machen, das Zinn verbrennen und den Rest echt im Feuer verschweißen. Oder so...
 
Ich weiß, ich bin Optimist. Aber bevor nicht bewiesen ist, daß es nicht gehen kann,  werde ich vieles versuchen, daß es doch geht.
 
Um weitere Vorschläge zur erfolgreichen Durchführung dieses Projekts wird gebeten!
 
Bl. Anf. Wolfgang

das ist zwar eine Schnapsidee aber warum nicht? Also als erstes aus den Kronkorken dieGummierung rauspulen. Dann im feuer den K.Korken erhitzen bis zur Glut und Platt hämmern. Alles stapeln und in ein vierkant Rohr geben. Rundum verschweißen und dann ins Feuer. Danach am besten unter eine Schmiedepresse der Hammer sollte aber auch gehen. Falls sich die dünnen bleche dann nicht verschweißen. solltest du dein Projekt begraben. Aber trotzdem viel Erfolg dabei. Laß das Resultat hier im Forum verlauten.

Schwingt den Hammer!
Gruß Martin
11. Februar 2021 um 22:57
Bierdeckeldamast - Nette Idee!
Da brauchst du aber eine Menge Kronkorken!
Da sage ich nur: viel Spaß beim Sammeln und:
Prost!
Kronkorken.jpg
17. Februar 2021 um 17:03
Nur zu Deiner / Eurer Beruhigung: das Rohmterial ist durch längere Sammelzeit bereits in ausreichender Menge vorhanden! Und: ich habe einige eifrige "Mit-Rohstofffproduzenten"
Zu der Idee mit dem "Quasi Kanisterdamast": Ich habe mir dazu auch schon Gedanken gemacht: das Rohr sollte nicht viereckig, sondern rund sein (Durchmesser kaum größer als die flachgeklopften Bierkapseln). Das Rohr wird auf einer Seite zugeschweißt, auf der anderen Seite kommt ein "Kolben", also ein Stück Rundmaterial, das "saugend, schmatzend" in das Rohr paßt.
Mit den flachen Kapseln befüllen, dann anwärmen und schließlich auf den "Kolben" draufhauen.
Wenn die Tagesmindest-Temperatur über 8°C (Amboß-Bruchtemperatur) ist, werde ich einen Versuch wagen!
Und berichten!
Vielleicht sogar mit Bildern
Wenn ich nicht gerade mit "Kapselnachschub produzieren" beschäftigt bin....
Bl.Anf.
18. März 2021 um 19:05
Das bleibt auch ein Traum, denn um einen Schweißverbundstahl (damastähnlich) herzustellen, braucht man mindestens zwei Metall-Komponenten, die nach dem Verschweißen, Verschmieden, Schleifen und Ätzen einen Kontrast zeigen. Weißblech ist nach dem Abbrennen der Verzinnung bestenfalls nur Baustahl (S 235) und zeigt nach dem Verschweißen kein Muster.

Dafür einen Kontrastpartner zu finden, ist nicht so einfach, aber es geht. Unsere (wikingischen) Vorfahren haben das ja auch gemacht, indem sie Eisen und Phosphoreisen kombiniert haben. Nach dem Ätzen erscheint das Phosphoreisen silbrig, das Eisen wird dunkelgrau. 

Das ist dann im besten Fall ein Schmuck-Damast - für Klingen ist es nur als Kernlage/Mittellage zu verwenden und ergibt dann, wenn man mit der Mustersteuerung alles richtig gemacht hat, eine sog. wurmbunte Klinge.  

Viel Spaß damit!

Freundliche Grüße

Jean
Zuletzt bearbeitet: 18. März 2021 um 19:06, Jean Collin
19. März 2021 um 05:37
Weißblech ist nach dem Abbrennen der Verzinnung bestenfalls nur Baustahl (S 235) und zeigt nach dem Verschweißen kein Muster.

Hi Hachijuro!

Stimmt so nicht ganz. Bei Seildamast bekommst du ja auch ein Muster, obwohl alle Anteile die gleiche Zusammensetzung haben. Außerdem kannst du bspw. auch aus Blattfedern eine Art Damast machen, oder aus Messern einer Abrichte. Schau mal hier, da habe ich die Schneidlage aus solchen Messern durch Zusammenfalten und Veschweißen gemacht. Gibt auch ein Muster, obwohl es nur ein Werkstoff ist. 
Zuletzt bearbeitet: 19. März 2021 um 05:39, Christian Baum
20. März 2021 um 01:39
Wenn es Unterschiede gibt, die durch Ätzen sichtbar gemacht wurden, sind auch verschiedene Materialien verwendet worden. Dafür wüsste ich - außer Magie - keine andere Erklärung! Bei Deinen wirklich schönen Klingen sind die Grenzen der verschiedenen Werkstoffe ja sehr deutlich zu sehen, und sie zeigen sogar einen Höhenunterschied durch unterschiedlich starken Säureangriff!

Beim Drahtseil-Damast, den Du ja auch erwähnst, gibt es in der Tat eine Struktur, allerdings sind die Farbunterschiede gering. Diese Struktur entsteht durch Konzentrationsunterschiede von C. Ein kleiner Randbereich der einzelnen (Feder-)Stahldrähte wird bei der hohen Schweißtemperatur entkohlt und zeigt nach dem Ätzen (geringe) Farbunterschiede gegenüber den Bereichen mit höheren C-Konzentrationen. 

Ein gutes Beispiel für feuerverschweißten Mono-Stahl sind die traditionellen japanischen Schwertklingen. Man kann bei einer kompetent polierten Klinge zwar die feinen Schweißfugen oberflächlich erkennen - in Japan HADA (= Haut) genannt - aber es gibt keinen Kontrast.

Hat man nur nahezu kohlenstofffreien Stahl (Eisen/Baustahl), kann man keine Unterschiede durch Ätzen deutlich machen.

Freundliche Grüße

Jean
Zuletzt bearbeitet: 20. März 2021 um 01:45, Jean Collin
21. März 2021 um 19:57
Bei Deinen wirklich schönen Klingen sind die Grenzen der verschiedenen Werkstoffe ja sehr deutlich zu sehen, und sie zeigen sogar einen Höhenunterschied durch unterschiedlich starken Säureangriff!

Beim genaueren Hinsehen siehst du in der Schneidlage selbst die Unterschiede.


Diese Struktur entsteht durch Konzentrationsunterschiede von C. Ein kleiner Randbereich der einzelnen (Feder-)Stahldrähte wird bei der hohen Schweißtemperatur entkohlt und zeigt nach dem Ätzen (geringe) Farbunterschiede gegenüber den Bereichen mit höheren C-Konzentrationen.

Ja, Du hast Recht. Genaus daher kommt das Muster. 

Versteh mich nicht falsch. Deine erste Aussage war, dass es gar kein Muster gibt. 

Unten mal ein Bild eines Kiridashi mit Seildamast. Ich finde den Kontrast schon ercht ordentlich. Selbst wenn man in Betracht zieht, dass vielleicht nicht alle Drähte im Stahlseil die gleiche Stahlsorte haben. 

IMG_20201222_105439_klein.jpg
30. März 2021 um 18:54
Dass es gar kein Muster gibt, bezog sich auf den Schweißverbund aus Baustahl, den Wolfgang 'Blanf' geplant hatte.

Bei Deinen Klingen gibt es Kontraste, das ist ja deutlich. Sie entstehen aber nicht aus homogenem Material - Blattfedern aus identischen Federstahllagen ergeben keinen so deutlichen Kontrast. Die Tatsache, dass Du ein Muster hast, bedeutet nur, dass sich da etwas anderes dazwischen "geschummelt" hat. Eine metallurgisch nachvollziehbare andere Lösung wüsste ich wirklich nicht.

Ich bin aber sehr gespannt, ob Wolfgang sein Projekt realisieren wird. Dann sehen wir ja hoffentlich Fotos. 
3. April 2021 um 21:53
Liebe Freunde!
Das entgleitet hier ein wenig: der von mir gebrauchte Ausdruck "Vertikaldamast" war absolut ironisch gemeint. Ich werde schon sehr froh sein, wenn es mir gelingt, eine nennenswerte Anzahl von K(ronen)k(orken) überhaupt dauerhaft zu verbinden. Daraus etwas Gemustertes zu schmieden wage ich zur Zeit nicht einmal ansatzweise zu hoffen / denken  / glauben. Zumal ich kein allzu großer Anhänger der Damasterei an sich bin. Mir geht es eher  um die Funktion der geschmiedeten Teile als um das Aussehen.  Damit will ich aber absolut niemanden beleidigen oder nieder machen! Jedem das Seine!
Es grüßt
Bl.Anf. Wolfgang, der in 27 Tagen 2 hoch sex Jahre alt werden wird. In diesem Alter darf man schon ein bißchen eigen sein........