20. September 2015 um 17:16

Hallo,

 

oft findet amn an solchen Stellen auch noch Meilerplätze, da der weite Transport von Materialien möglichst vermieden wurde. Auch liest man ab und zu, die Rennöfen wurden in den Tälern gebaut, wo wetterbedingt ein stetiger Luftzug zum Anblasen herrschte. Beschreib das Gelände doch mal etwas näher.

Ich habe vor vielen Jahren mal, mit einem Archäologen, geholfen, so einen Rennofen auszugraben. Der war leider sehr "zusammengedrückt", aber noch gut zu erkennen.

20. September 2015 um 18:33
Auch liest man ab und zu, die Rennöfen wurden in den Tälern gebaut, wo wetterbedingt ein stetiger Luftzug zum Anblasen herrschte.

Ja, das liest man immer wieder. Wahrscheinlich entspricht das aber nicht den historischen Gegebenheiten. Oder glaubt hier jemand ernsthaft, das man mit ein bischen Talwind Eisenerz verhütten kann?
Da wird wohl in Wirklichkeit jeweils ein handbetriebener Blasebalg verwendet worden sein


Gruß DerSchlosser
Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
20. September 2015 um 22:15
Hallo Martin,

ja und nein: Die Rennfeuerplätze lagen bevorzugt da, wo das Eisen geschürft worden ist, um lange und aufwendige Transportwege mit Maultieren zu vermeiden. Holz bzw. Holzkohle musste aber auch vorhanden sein. War beides gegeben, wird man sich mit Sicherheit den günstigsten Platz für die Verhüttung ausgesucht haben und das war dort, wo der Wind zur Unterstützung mitgeblasen hat. Dass "am Hang" fast immer Wind weht, war auch damals sicher bekannt.

Es kommt also wohl mehr auf die topographischen Gegebenheiten an: Da wo keine nennenswerten Höhenunterschiede in der Landschaft sind, muss man auch keine Berge suchen...
21. September 2015 um 20:21
Hier habe ich einige Fotos. Hoffe man kann etwas erkennnen. Der Fundort liegt nahe Lüdenscheid.

http://schmiededaseisen.de/gallery/Berrickert/verhttung/1345457/
21. September 2015 um 22:06
Hallo Bernd,

sehr interessante Fotos hast du da gemacht. Vorallem wenn man diese vergrößert sieht man schon einiges.
Ich bin zwar kein Fachmann aber die Schlacken lassen schon auf einen größeren Rennofen oder mehrere schließen. Auch diese Platten und Brocken scheinen Eisenerz zu sein. Setz dich mal mit den Bodo oder Didi vom Bremecker Hammer zusammen die verhütten auch in Rennöfen und hätten sicherlich intresse an Erz bzw, Rennöfen in und um Lüdenschied. Romain auch Luxemburg wird sicherlich auch noch was dazu schreiben. Und er kann auch mal was Analysieren.

Ich würde auch mal gerne die örtlichkeiten begutachten, eventuell könnten wir mal einen Rennofen mit diesem Erz nachbauen und verhütten.....

Der pit03.
21. September 2015 um 22:27
Klingt alles sehr interessant. Ich habe das auch schon unserem zuständigen Archäologen gezeigt, der dann einen Bericht darüber verfasst hat. Aber es wäre schön wenn noch mehr im Detail zu erfahren. Da ich selbst leider weder von Verhüttung noch vom schmieden Ahnung habe, freue ich mich hier dann Fachleute zu dem Thema zu finden. Was die Platten angeht, kommen die mir halt vor wie Gusseisen. Wie gesagt, bin kein Fachmann. Es liegt schon ziemlich viel Material dort herum. Auch Teile von Ofenwänden mit Anhaftungen von Schlacke.
Ich werde morgen mal den Bericht vom LWL-Olpe posten.
22. September 2015 um 11:48

Das hört sich ja sehr interessant an. Es ist bekannt, daß hier im Märkischen Sauerland hunderte von Rennöfen gestanden haben. Diese wurden auch dokumentiert. Anscheinend ist das bei diesem Standort noch nicht der Fall.

Da ich aus Lüdenscheid komme, würde ich sehr gerne mal eine Ortsbesichtigung durchführen.

Vllt. zusammen mit den Jungs vom Bremecker Hammer?

 

LG DerSchlosser

Ein Hoch dem ehrbaren Schmiedehandwerk!
22. September 2015 um 12:56
Hier noch ein Auszug aus dem Bericht von Dr. Manuel Zeiler vom LWL-Westfalen:
Früher Hochofen-Standort mit Teichen, Obergraben und Schlackenhalde; evt. 18. Jh. und Nachnutzung als Hammer im 19. Jh.
- Zwei langovale Teiche zu 85 x 15 m bzw. 60 x 15 m, die höhenmäßig nach Westen abfallend gestaffelt sind und von Dämmen bis auf die Südseite umgrenzt sind, nehmen das umgeleitete Wasser des östlich gelegenen Westerbachs auf. Quer durch eine Wiese wurde dazu ein ca. 180 m langer Graben vom Westerbach parallel zur Nahmer nach Westen gelegt. In die Teiche münden darüber hinaus zwei namenlose Siepen, die nach Norden entwässern. Die Teiche sind am tiefsten Punkt tiefer als 2 m.
- Westlich des westlichen Teiches ist ein Einschnitt im gemauerten Damm, der in einen SW-NO- ausgerichteten Graben mündet, dessen Sohle gut 2 m unterhalb des Teichniveaus liegt. Es wird sich hier um den Graben eines oberschlächtigen Wasserrades handeln. Der Graben entwässert nach NW in die Nahmer (Entwässerungsgraben).
- Westlich des Grabens befindet sich eine eingeebnete Plattform, wo der Standort einer technischen Anlage zu vermuten ist. Da nordöstlich zahlreiche Schlacken und glasige Ofenwände liegen, ist von einem Verhüttungsofen auszugehen, dessen Gebläse über das Wasserrad angebtrieben wurde.
- Bemerkenswert sind Eisenplatten nordwestlich des Grabens sowie große Schlacken- und Ofenwandmengen. Zudem findet sich Steinkohle (evt. keine Fettkohle).
- Nördlich des westlichen Teiches im Waldstück finden sich die meisten Schlacken und zudem Ofenwandfragmente mit anhaftender Mauerrung. Vermutlich liegt hier die Halde dem Ofen vorgelagert. Unter den Schlacken liegen auch mutmaßliche Frischeschlacken bzw. Schlacken der Weiterverarbeitung/Schmieden
- Die große Ausdehnung der Halde, die glasig verschlackte Ofenwandung, die gute Erhaltung der Teiche und die Auffindung von Kohle als Brennstoff, machen wahrscheinlich, dass es sich hier um einen frühen Hochofen des 18. Jahrhunderts mit angeschlossener Frischewerkstatt handelt. In der Preussischen Uraufnahme sind Obergraben, Teiche und Entwässerungsgraben kartiert, nicht hingegen Betriebseinrichtungen. Somit existierte die Hütte spätestens 1830 nicht mehr. Auf der Preußischen Neuafnahme von 1891-1912 ist das Areal hingegen als "Kriegelshammer" bezeichnet. Deswegen ist vorstellbar, dass die Fundstelle mehrere Nutzungsphasen aufweist und im 20. Jahrhundert hier ein Hammer befand.
Also schon einiges mehr als ein Rennofen. Deshalb umso verwunderlicher dass es keine Nachweise darüber gibt. Wäre natürlich schön wenn sich das Fachleute vom Schmiedehandwerk mal ansehen. Nicht weit davon steht mein Elternhaus, welches früher eine Schmiede war. Leider ist darüber auch nichts näheres bekannt.
22. September 2015 um 20:27
Hi Bernd und alle anderen,

sehr gut rescherschiert der Herr Zeiler. Nun ist es eigendlich klar das es ein Früher Hochofen war. Denn Steinkohle ist nicht für einen Rennofen geeignet, zudem werden Teiche nur zum betreiben von Wasserrädern und damit Hämmer oder Blasebälge benutzt. Aber sehr interessant das ganze. Danke das du uns teihaben lässt.

Der pit03.
23. September 2015 um 20:06
IMG_0919.pngIMG_0918.pngIMG_0917.pngIMG_0916.pngIMG_0915.pngIMG_0914.pngIMG_0913.pngIMG_0912.pngIMG_0911.pngIMG_0910.pngIMG_0909.pngIMG_0908.pngBin heute nochmal vor Ort gewesen und habe ein paar Fotos gemacht. Hier sieht man auch ein Stück von der Ofenwand und die Trennmauer der Teiche. Die Platten sind definitiv aus Eisen. Man hört es wenn man sie umdreht und sie auf einen Stein treffen. Sie sind ungefähr 40 x 60 cm groß und ca 3-4cm dick.