Das Biest wird immer länger....

14. März 2019 um 03:54
Hallo,

Ich bin ein absoluter Anfänger beim Schmieden, hab' aber eine metallische Grundausbildung genossen, vor ca. 38 Jahren.
Mein erster Versuch, ein Rasiermesser, ist mir ganz gut gelungen. Minimales Equipment: Küche, handelsüblicher Gasherd, Eisenbahnschiene, zwei Bank-/Schlosserhammer 400- u. 250g. Über der großen Flamme bekomme ich im besten Fall ein halbhelles Kirschrot hin.
Ich wollt's halt wissen. Das genannte "Rasiermesser" hab ich aus einem 6er Inbus (CrV) geschmiedet. Allein, ich bekomme es nicht gehärtet: rotglühend (Gasherd) -> Salzwasser mit Spüli. Nichts! Kann man CrV überhaupt härten?

Nun zum Thema,
ich hab' mir also 1 Meter Messerstahl (sog. Silberstahl)  6mm rund gekauft und wieder angefangen: erst ein bisschen eckig kloppen, den Erl absetzen (na,ja) und dann die Klinge ausschmieden. Gut, aus 6mm kann man kein breites Messer schmieden (z.Z. ca.13mm), aber das Biest wird immer länger statt breiter. Ich habe wohl die richtige Hammerführung nicht drauf.
Wie geht das mit dem Breiten? Wie kann man die Richtung in die man das Material schmieden will beeinflussen?
Ich habe den Ehrgeiz so nah wie möglich an die Kontur heranzuschmieden und wenig zu schleifen.

Soweit, herzliche Grüße
Uwe
14. März 2019 um 06:47
Ich denke du solltest zu erst deinen Stahl auf Länge ablängen und dann versuchen etwas zu stauchen. Wenn das mit deiner "Esse " nicht so gut geht dann zumindest beim Breiten immer gegen den Stahl klopfen. Also dem Längen entgegenwirken. Ein Längen läßt sich kaum verhindern beim Schmieden da ja immer in allen richtungen Material verdrängt wird aber durch gegenwirken mit dem Hammer ist eine Beeinflussung schon möglich.
Ich hoffe nur das du das ganze nicht zu kalt schmiedest das ist auch nicht so gut für das Material.
Schwingt den Hammer!
Gruß Martin
14. März 2019 um 08:59
Breiten kann man mit der Hammerfinne, das Material wird in die Richtung verdrängt in der der Radius zeigt.
Breiten geht mit einem Schlosserhammer gut, Recken benötigt einen Kreuzschlaghammer. Ein Schrubberhammer kombiniert beide Möglichkeiten in einem Werkzeug.
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
14. März 2019 um 18:10
6mm Rundstahl breiten mit der Finne... 🤪 Hört sich spannend an. Warum bestellst Du Dir keinen Flachstahl 20x3 oder ähnliches? 
 
Und Du arbeitest von der Glühfarbe her am unteren Ende der Schmiedetemperatur. Du vernichtest quasi Dein Material durch Deine Behandlung.

Gruß 
 
Oli
14. März 2019 um 19:19
Hi, besorg dir als erstes eine anständige Esse, dann lässt sich der Stahl schon wesentlich leichter bearbeiten. Und schmieden macht dann gleich viel mehr Spaß.
Wenn du aus einem Rundmaterial was schmieden willst würde ich mit 15mm Rund anfangen, da hast du dann auch genügend Material um in die Breite zu schmieden.
Viele Grüße
Felix
14. März 2019 um 21:19
Wenn du aus 6mm schon ein 13mm breites Stück geschmiedet hast, bist du schon das an der Grenze des Machbaren. Die Dicke liegt dann, wenn alles in die Breite geht, bei ca. 2mm. Um breiter zu werden geht es nur über ein dickeres Ausgangsmaterial.
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
18. März 2019 um 20:39
Hi,

vielen Dank für Eure  Antworten und Tips.

Ich hoffe nur das du das ganze nicht zu kalt...
Ja, das hoffe ich auch. Einen Gasherd als Esse zu verwenden mag manchem von Euch seltsam anmuten, ein spontanes Sonntagnachmittag-Projekt unter Verwendung von Haushaltsmitteln (Eisenbahnschiene etc.), das sich nach ersten kleinen Erfolgen verselbsständigt. Natürlich hätte ich gerne eine vernünftige Esse, ist z.Z. aber nicht möglich. Der Gasherd schränkt das schmiedbare Material im Querschnitt sehr ein. Beim Durchmesser von 8mm ist absolut Schluss, das ist dann schon sehr mühsam u. dauert.  Außerdem längliche Dinge und kreisförmige Flamme...
Beim Breiten hab' ich die Finne genommen und immer zur Schneide hin gearbeitet damit der Rücken (möglichst) nicht dünner wird.
Die Klinge dennoch mehr in der Lämge gewachsen als in der Breite. Allein bei so kleinen Sachen haperts mit der Treffsicherheit. Und es kühlt halt sehr schnell ab.

Wenn du aus 6mm schon ein 13mm breites...
Da hast du absolut Recht, Tommi, auch mit den 2mm (haste das ausgerechnet?). Ist schon ganz schön dünn. Ist halt auch etwas zu lang geworden bei der Breite. Ich hab jetzt angefangen die Spitze auszuschmieden. Interresant wie sich an den Rändern das Material aufwirft und wieder dicker wird, irgendwo muss es halt hin. Es bildet sich auf beiden Seiten der Klinge etwas wie eine kl. Hohlkehle, merken für später mal.


würde ich mit 15mm Rund anfangen.....
15mm rund wäre klasse, da kann man schon was draus machen, mit dem entsprechenden Feuer. Dann macht's Spaß das glaub' ich wohl.


Ich würde Euch, die Ihr 15kg schwere, weißglühende Damastpakete zusammendonnert,  gerne weiter mit meiner Minimal-Schmiederei belästigen. (aber nicht lachen!)

Grüße und Dank,
Uwe



18. März 2019 um 21:28
Uwe,
stell Dir mal vor es würde Dir jemand erzählen daß er versucht hat in der Badewanne zu schwimmen und wollte jetzt Tipps haben wie er es wohl verbessern könnte. Obwohl wasser in der Wanne war und er auch naß geworden ist wollte es mit dem schwimmen einfach nicht so klappen wie er sich das vorgestellt hat.
Was würdest Du antworten?
Schmieden lernt man am Amboß

18. März 2019 um 23:28
Moin, Uwe

Obwohl ich ein ertraeglich Werkzeugarsenal habe, bin ich auch ein Freund von "Mc- Gyver Technik". Aber es muss auch Sinn machen. Zu kaltes Material einfach sproede u. rissig kloppen frustriert doch nur!

Die billigste 150€ Gasesse oder selbst eine mit Steinwolle isolierte Wuerstchendose mit Loetbrenner bringen bessere Ergebnisse wie eine Herdflamme.
Ok. Du hast deine ersten Versuche hinter dir und weisst das du mehr willst. Jetzt waers doch an der Zeit, dich z.B. hier im Forum zu belesen und mal schauen was geht.
Ich wuensch dir viel Erfolg, doch die Grundlagen muessen schon da sein.

Gruss
            Alex
Stahl---ist Männerknete!
23. März 2019 um 18:06
Schönen Abend,

...daß er versucht hat in der Badewanne...
verdammt nochmal, der war richtig klasse. Treffer, versenkt! Dabei  hab' ich doch in der Badewanne schw...., nee, hab' ich natürlich nicht. Ich musste die Tage immer mal wieder breit in mich rein grinsen. Vielen Dank auch!

Ich wuensch dir viel Erfolg,...

Danke,Alex.


Grüße,
Uwe