Belüftung von Kohleschmiede

16. Juni 2019 um 22:41
Hallo liebe Leute,

um als blutiger Anfänger erstmals ins Schmieden einsteigen zu können, hatte ich mir vorgenommen, eine Art Feldschmiede zu basteln.
Ich habe mich auch schon viel informiert, wie andere Menschen sich recht simple Schmieden gebastelt haben und bin immer auf eine Regelmäßigkeit bei der Belüftung gestoßen: Sie befindet sich unterhalb der Schmiede.
Sei es mein Wunsch, unnötige Arbeit zu vermeiden, die mich zu der Frage bringt, aber wäre es nicht auch möglich, die Luftzufuhr seitlich anzubringen? Ich halte das für einen deutlich geringeren Arbeitsaufwand, das ganze in Seitenwindessen-Form aufzubauen. Aber wahrscheinlich hat das ganze diverse technische Nachteile...? Vielleicht könnt ihr mir da ja mal weiterhelfen.

Liebe Grüße! 
17. Juni 2019 um 15:24
Moin!
Herlich Willkommen im Forum!
Der Nachteil von Seitenwindessen ist, dass die Düse sich beim Betrieb erwärmt und deshalb mit Wasser gekühlt werden muss. Würde die Düse dauerhaft glühen würde sie von der Oxidation zerfressen werden. Hier ist eine Anleitung zum Bau einer Düse und Hier ist ein Video, wo gezeigt wird wie eine solche Esse aufgebaut ist und wie das Feuer geführt wird.
Gruß
Andi
17. Juni 2019 um 18:50
Hallo,
nix für ungut,
aber ich würde etwas Geld in die Hand nehmen und mir was ordentliches kaufen.
Wenn selbst Profis nicht mit Seitenwindessen arbeiten wird das seine Gründe haben?
Im übrigen braucht man grade als Anfänger vernünftige Maschinen wenn man was lernen will:
Ohne Plan und mit besserem "Schrott" als Werkzeug klappt das zu 99% nicht...
Nix für ungut, bin selbst Anfänger,
nur meine Meinung...
Liebe Grüße
Andi
17. Juni 2019 um 20:42
Moin,
 
nix für ungut, aber das ist nicht wahr.
Auch Profis arbeiten mit Seitenwindessen.
Hier im Forum Romain, in der großen weiten Welt sämtliche Schmiede .. exemplarisch möchte ich hier mal die japanischen Schmiede hervorheben, die ja gerne als totale Profis hervorgehoben werden...
Seitenwindessen haben Ihre Daseinsberechtigung, und wer keine Ahnung hat, sollte vielleicht die Sufu mal testen (oben rechts). Ich selber nutze auch Seitenwindessen und habe darin schon Schwerter wie auch Werkzeug geschmiedet. Allerdings nutze ich diese lieber dann mit Holzkohle.. und nein, auch nicht mit einer Wasserkühlung!?!?! Ich habe eine Holzdüse an meinen Bälgen, und die ist noch nie abgebrannt!
 
Gruß
 
Lutz
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
17. Juni 2019 um 21:19
Moin,
Lutz, kann es sein, dass wir von verschiedenen Formen von Seitenwindessen reden? Meinst du die aus Lehm gebauten, die man oft zum Luppen ausheizen benutzt? Diese Form ist selbstverständlich auch gut zum Schmieden geeignet. Ich dachte an die Form wie man sie vorallem in England benutzt. Ich glaube nicht, dass man sich die Umstände gemacht hätte eine Wasserkühlung einzubauen, wenn es keine Vorteile bietet.
Gruß
Andi
17. Juni 2019 um 21:35
Moin,
ich schreibe von der Urform der Esse.. also einer Seitenwindesse aus Lehm mit Blasebalg betrieben. Wenn der gute Engländer den Kardinalsfehler begangen hat, seine Düse direkt an der Seite anzuflanschen ..... naja.. dann soll er sich halt ne Wasserkühlung einbauen. 
 
Ich kam bis jetzt immer recht gut mit den Essen klar.. aber wenns ein youtubender Engländer anders macht... hat das bestimmt seinen Grund
 
Gruß
 
Lutz
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
17. Juni 2019 um 22:55
Die werden tatsächlich, vor allem in Großbritannien, so gebaut:
Zuletzt bearbeitet: 17. Juni 2019 um 22:56, Julian
17. Juni 2019 um 23:21
Hallo Leute,
 
also die ganzen keltischen oder wikingerzeitlichen Schmiede haben bestimmt keine wassergekühlten Düsen in ihren Seitenwindessen gehabt. Der eigentliche Grund für eine Seitenwindesse ist der Gebrauch von Holzkohle. Denn diese fliegt gerne durch das geringe spezifische Gewicht nach oben, wenn man sie von unten anbläst.
Es mag sein, dass der Düsenstein einer Seitenwindesse schneller verschleißt, wenn er nicht gekühlt wird. Aber bei einer geringen Einsatzdauer kann man das durchaus so verwenden.

 
Offensichtlich ist es aber dein Ansinnen, mit möglichst einfachen Mitteln eine Schmiedeesse zu bauen. Lasse dich nicht aufhalten und schaue dir einmal das Video von Torbjörn Åhman über eine simple Esse an. Beachte aber, dass du recht günstig eine klassische Feldesse bei Ebay Kleinanzeigen erstehen kannst und die Mühe eines Selbstbaus kaum lohnt.
Glück Auf!
Folgt PARX auf Instagram https://www.instagram.com/parxforging/
18. Juni 2019 um 08:21
Hallo Allerseits,

Die Seitenwindesse ist die älteste Form des Schmiedefeuers. Sie hat in meinen Augen allerdings 2 gewaltige Vorteile :, erstens kann die Windzufuhr weder beim Feueschweissen noch vom Brennmaterial durch hinab tropfende Schlacke behindert werden, und zweitens so finde ich lässt sich dadurch dass man die maximale Hitze neben und nicht unter dem Werkstück hat die Feuerführung ( oxidierend/reduzierend) bedeutend einfacher einschätzen. Dies macht das Schweissen kleinerer Querschnitte einfacher. Dass die Holzkohle heraus geblasen wird kann ich nicht bestätigen, da die eingesetzte Menge sowieso höher ist als Mineralische.
Wassergekühlte Formen erhöhen bestimmt die Lebensdauer der Esse, aber sicher auch den Preis, ob sich das lohnt muss jeder selbst wissen.

Gruss Rom.
Mit besten Grüssen 
Rom. 
18. Juni 2019 um 21:42
Hallo,
nochmal nix für ungut:
würdet ihr einem Anfänger ernsthaft raten
- sich eine Seitenwindesse selbst zu konstruieren und
- zu bauen und
- damit schmieden zu lernen?
Finde ich - als Anfänger bzw. für Anfänger- schon relativ "sportlich"...
Zu meiner Entschuldigung (bez. "Profis nutzen sowas nicht")
sei noch angemerkt, das ich in OWL noch nie eine Seitenwindesse gesehen habe,
aber schon einige "normale"...  
Liebe Grüße
Andi
18. Juni 2019 um 22:42
Was heisst hier "Profis" nutzen sowas nicht?
Hast du schon mal den legendären Japanischen Klingenschmieden beim Schmieden zugesehen?

Eine solche Konstruktion ist so ziemlich das einfachste und billigst mögliche.

Gruss Rom.
 
Mit besten Grüssen 
Rom. 
19. Juni 2019 um 17:33
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Mit besten Grüssen 
Rom. 
19. Juni 2019 um 17:43
Ich erlaube mir mal einige Bilder von Seitenwindessen zu Posten.
Die meisten sind von mir, die kleine mit den Bälgen von Thijs van den Manakker.

Es ist klar dass Profi Schmiede nicht mit diesen Seitenwindessen Arbeiten, da bei sperrigen Werkstücken die beiden Wände im Wege sind.
Spezialisten, vor allem die Klingenschmiede Arbeiten allerdings durchaus mit Seitenwindessen. Diese Gemauerten Seitenwindessen mit dem Kastengebläse links neben drann solltem jedem hier ein Begriff sein.

In dieser Verstellbaren Seitenwindesse mit 6 Düsen, beheizt mit Kok bringe ich eine rohe 20 Kg Luppe binnen 20min auf Schweisstemp.
In denen aus Lehm gemauerten eine 5-8 Kg Luppe in 5-10 min.

Wie gesagt,

Wenn man Anfangen will mit Schmieden kann man wenn man will.....
Man kann natürlich auch solange rumsuchen, die Oma bearbeiten, Sparen und was sonst noch alles bis man das Geld zusammen hat.
Wenn Viele von uns darauf gewartet hätten wären viele von uns heute nicht hier oder.

Gruss Rom.




 
Mit besten Grüssen 
Rom. 
13. Februar 2020 um 11:32

Hallo Ihr Bezwinger des heißen Eisens,

da ich durch diesen Thread auf das Forum gestoßen bin (und mich gleich registriert habe), widme ich meinen ersten Kommentar auch diesem Thread:

zu mir: nachdem ich als (ursprünglich) KFZ-Elektriker Meister beim Bosch-Dienst mit angeschlossenem LKW-Karosseriebau auch früh Kontakt zu Metallbearbeitung und Schmiedehandwerk hatte, ist der Kontakt zum Feuer für bald 30 Jahre eingeschlafen und erst vor ein paar Wochen wieder entfacht. Nachdem die Notwendigkeit für eine Esse nach jahrelangem Flaschen-Verbrauch für kleinste Schmiedearbeiten mit Schweißbrenner und Schraubstock klar wurde, bin ich aktuell dabei, eine Kohle-Esse zu schweißen (irgendwie habe ich nicht eingesehen, 4-500 Euro für eine Feldschmiede in der Bucht zu berappen... 😁

Was mir hier allerdings auffällt... als "alter-neuer Hase" ist, was mir auch in jedem anderen Hobby-Bereich begegnet: das fast religiöse Verteidigen von Dogmen... dies ist falsch, das ist richtig, man (wer ist eigentlich dieser "Man") macht es so und so...

Letztlich fängt (fast) jedes Schmieden mit Wärmezufuhr zum Werkstück an... ob nun mit Gas oder Kohle, ob nun seitlich belüftet oder von unten, ob Omas Fön nun warme Luft ins Feuer pustet (und dafür Unmengen Strom verbraucht), oder Feuer und Luftmenge einfach etwas größer dimensioniert -  unsere Vorfahren haben mit ein paar Klumpen Lehm und Kohle wahre Wunder der Schmiedekunst vollbracht und würden sich vermutlich über unseren religiösen Fanatismus schlapp lachen... 🙈

Apropos Esse bauen: ich werde selbstverständlich in ein paar Tagen mal an geeigneter Stelle eine Bilder-Serie hier einstellen... es wird eine recht kleine "Feld"esse von 15*25cm Kohlebett, Schamottsteine in Stahlkonstruktion, von UNTEN belüftet - und nach ersten Kalt-Versuchen bläst der Lüfter auch Holzkohle nicht davon 🤡

13. Februar 2020 um 18:53
Thomas Soeffing, 13. Februar 2020 um 10:32

Hallo Ihr Bezwinger des heißen Eisens,

da ich durch diesen Thread auf das Forum gestoßen bin (und mich gleich registriert habe), widme ich meinen ersten Kommentar auch diesem Thread:

zu mir: nachdem ich als (ursprünglich) KFZ-Elektriker Meister beim Bosch-Dienst mit angeschlossenem LKW-Karosseriebau auch früh Kontakt zu Metallbearbeitung und Schmiedehandwerk hatte, ist der Kontakt zum Feuer für bald 30 Jahre eingeschlafen und erst vor ein paar Wochen wieder entfacht. Nachdem die Notwendigkeit für eine Esse nach jahrelangem Flaschen-Verbrauch für kleinste Schmiedearbeiten mit Schweißbrenner und Schraubstock klar wurde, bin ich aktuell dabei, eine Kohle-Esse zu schweißen (irgendwie habe ich nicht eingesehen, 4-500 Euro für eine Feldschmiede in der Bucht zu berappen... 😁

Was mir hier allerdings auffällt... als "alter-neuer Hase" ist, was mir auch in jedem anderen Hobby-Bereich begegnet: das fast religiöse Verteidigen von Dogmen... dies ist falsch, das ist richtig, man (wer ist eigentlich dieser "Man") macht es so und so...

Letztlich fängt (fast) jedes Schmieden mit Wärmezufuhr zum Werkstück an... ob nun mit Gas oder Kohle, ob nun seitlich belüftet oder von unten, ob Omas Fön nun warme Luft ins Feuer pustet (und dafür Unmengen Strom verbraucht), oder Feuer und Luftmenge einfach etwas größer dimensioniert -  unsere Vorfahren haben mit ein paar Klumpen Lehm und Kohle wahre Wunder der Schmiedekunst vollbracht und würden sich vermutlich über unseren religiösen Fanatismus schlapp lachen... 🙈

Apropos Esse bauen: ich werde selbstverständlich in ein paar Tagen mal an geeigneter Stelle eine Bilder-Serie hier einstellen... es wird eine recht kleine "Feld"esse von 15*25cm Kohlebett, Schamottsteine in Stahlkonstruktion, von UNTEN belüftet - und nach ersten Kalt-Versuchen bläst der Lüfter auch Holzkohle nicht davon 🤡

Na dann erstmal willkommen und frohes Essebasteln

VM