Atemschutz

6. Januar 2018 um 13:23
Hallo,

ich benutze momentan beim schleifen, schweißen und arbeiten mit Holz eine Halbmaske von 3M mit ABEK-Filter und P2 Aufsatz für Partikel.

Ich habe schon öfter in Videos Vollmasken gesehen die tlw. wie eine Haube über das ganze Gesicht und den Kopf gehen.
Die Atemluft kommt bei diesen Masken meistens von hinter dem Kopf oder einem Gürtel.
Ich kenne solche Geräte als Schweißatemschutz, die kosten aber auch mal an die 1000€ oder mehr und haben immer einen Akku, die Luft wird konstant in den "Helm" geblasen.

Ich hätte gerne so eine Maske, ohne Elektronik, die Partikel filtert.

Hat jemand Erfahrung mit sowas? Ich bin Brillenträger und deswegen habe ich mit den Halbmasken so meine Probleme und die Vollmasken die rund ums Gesicht eine Gummilippe haben passen mir aucn nicht recht.

Grüße
Joemann
                                     
6. Januar 2018 um 14:50
Das Problem kenne ich gut. Alle nicht elektrischen Masken, die ich kenne, haben ein separates Mundstück, dass wie eine Galbmaske sitzt, da sonst das Visier beschlagen würde. Ich läse Brillenprobleme meist mit Tageslinsen. Wenn man sie nur mal am Wochenende braucht, ists nicht so teuer. Würde ich regelmäßiger Helme tragen, hatte ich früher mal, dann würde ich wieder Monatslinsen kaufen.
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
8. Januar 2018 um 07:19
Hi Joeman, 


ich benutze momentan beim schleifen, schweißen und arbeiten mit Holz eine Halbmaske von 3M mit ABEK-Filter


Bei den Göttern, warum!?

Nein, im Ernst, als Sicherheitsing. kann ich sagen, dass das völlig übertrieben ist. Diese Filter sind für Sachen wie Clor, Methanol, Ammoniak, Schwefeldioxid oder Trichlormethan. Die treten beim Schmieden oder Holzbearbeiten eher selten auf. Selbst beim Schweißen ist eher mit Ozon und Stäuben aus den Legierungselementen und Beschichtungen zu rechnen. Mal abgesehen davon sind sie deutlich teurer als Partikelfilter. Ich würde hier eher Partikelfilter der Klasse P3 empfehlen, den Rest brauchst du nicht. 

Zu den Geräten, die Du meinst: die heißen gebläseunterstützte Filtergeräte. Ja die sind sehr teuer, und ohne Elektronik gibt es die nicht. Die Geräte haben ja nicht nur einen Lüfter drin, es müssen auch Volumenstrom, Druckabfall über den Filter und Akkuzustand überwacht werden. Und das ist alles nicht zu unterschätzen, sollte einer der genannten Faktoren nicht stimmen und wird nicht überwacht, bildet sich unter dem Helm eine erhöhte CO2-Atmospähre ohne dass du es merkst. Sind letztes Jahr 2 Mann (erfahrene Sandstrahler) tödlich verunglückt. Diese gebläseunterstützten Filtergeräte haben noch den Nachteil, dass sie einen deutlich höheren Verbrauch an Filtern haben, da hier permanent Luft durchgeführt und gefiltert wird. Im Gegensatz zum normalen Partikelfilter, der ja nur beim Einatmen filtern muss. Zudem kann bei schwerer Arbeit das Gerät überatmet werden, d.h. man zieht mehr Luft als geliefert wird. Da das System aber nicht dicht ist, kannst du dann auch "Schadluft" ansaugen. 

Die unterstützen Filtergeräte gibt es auch noch mit Druckluftanschluss. Hier müssen dann aber mindestens 120 l/min permanent ankommen. Außerdem brauchst Du hier auch noch Reinigungsfilter für die Kompressorluft, die regelmäßig gewartet werden müssen. Außerdem gibt es die Geräte noch mit Frischluftgebläse, welches dann in unschädlicher Atmosphäre stehen muss. Bedenke bei den beiden Schlauchgeräten, dass du hier auch immer einen Schlauch mitführen musst. Das kann in kleinen Werkstätten schwierig werden. Du darfst ja den Schlauch auch beim Flexen oder Schweißen auch nicht beschädigen oder drauftreten.  

Und so nebenbei, mit der richtigen Schutzbrille kann man auch Halbmasken tragen. Dann beschlägt auch nichts und die Brille passt trotz Maske noch ins Gesicht. Ich bin selber auf Kompottschälchen angewiesen und mache das in der Schmiede ausschließlich so. Vollmasken sind ein Ding für sich, die müssen im Normalfall von einem Sachkundigen angepasst werden (vor allem die Einstellung der Kopfspinne). Einfach drauf und loslegen kann gefährlich werden. Außerdem sind bei Vollmasken glattrasierte Gesichter Pflicht ;)

Fazit: Wenn Geld keine Rolle spielt, oder du den Atemschutz für die Berufsausübung brauchst, kann ein gebläseunterstütztes Filtergerät eine sehr nette Sache sein. Als Hobbyist reicht vollkommen eine Atemschutzmaske mit P3-Partikelfilter. 

9. Januar 2018 um 07:16
Hallo,

ist ein interessantes Thema, Danke für die Ausführungen. Ich verwende auch eine Halbmaske mit P3 Filter.
Ich bin zwar "nur" ein Schutzbrillenträger und damit funktioniert es mit der Maske ganz gut, aber dafür habe ich einen längeren Vollbart.

Durch den Bart schließt die Maske natürlich nciht so gut ab wie auf der Haut. Ist das Eurer Meinung nach vernachlässigbar, oder gibt es da geeignetere Lösungen (z.B. Mundstück wie bei einem Schnorchel)?

Danke und schöne Grüße
Karl

 Starte dort, wo Du stehst! Benutze das, was Du hast! Tu das, was Du kannst!

Zuletzt bearbeitet: 9. Januar 2018 um 07:22, KADO
9. Januar 2018 um 13:32
Hi Karl, 

tja, das ist genau das Problem. Geeignetere Lösungen gibt es, eben die gebläseunterstützen Filtergeräte. Ob du es brauchst, bleibt dir überlassen. Wobei ich bei Hobbyisten die Gesamtexposition eh als gering ansehe. Um das jetzt genau zu erörtern, müsste man wissen, welche Stoffe in welchen Staubfraktionen (einatembar, lungengängig, alveolengängig) im Einzelfall  vorliegen, wie lang darin gearbeitet wird und danach den Filter auswählen. Im Allgemeinen sehe ich das Schmieden aber nicht unbedingt als gefährlich in dieser Hinsicht. Da wird es beim Schweißen Ni- und Cr-haltigen Stählen schon interessanter. Nimm einfach die P3-Staubmaske, versuch sie so gut wie möglich anzupassen und gut ist. Außerdem ist ja die persönliche Schutzausrüstung sowieso der letzte Punkt einer Optimierung. Eine ordentliche Absaugung bringt da (wo machbar) viel mehr.
10. Januar 2018 um 20:48
https://www.amazon.com/Resp-O-Rator-Dust-Respirator-Model-JR-7/dp/B002KA0CMO

Das gäbe es noch. Ich bin durch Youtube draufgekommen. Was haltet Ihr davon? Definitiv eine Bart-Lösung.

                                     
10. Januar 2018 um 21:29
Wir haben eine schöne Link Funktion im Forum  Atemmaske.
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
11. Januar 2018 um 06:34


Das Ding sieht ja witzig aus! Ich persönlich halte nicht viel davon. Bei der Benutzung müsstest du die ganze Zeit "fest" auf das Mundstück beißen. Locker im Mund neigst du mit der Zeit auch dazu, dran vorbeizuatmen. Reden ist da ja dann auch nicht. Und die ganze Zeit Nasenklemme würde mir total auf den Schwimmer gehen. Sieht mir auch alles sehr filigran aus. Ich glaube nicht, dass das kleine Mundstück überlange Zeit gut sitzt und die Nasenklemme auf Dauer dicht hält. Zweitens arbeitet das "Gerät" mit einer Pendelatmung, du atmest also durch das Mundstück ein und aus. Hier bildet sich dann mit der Zeit eine Mischung aus Sabber und Ausatemluftfeuchtigkeit. Auf einem Bild sieht man auch, dass da noch ein Sammelbehälter drunter ist. Sowas muss dann regelmäßig zerlegt, gereinigt und vor allem desinfiziert werden (und wenn man es richtig machen will, reicht hier ein Einsprühen mit Sagrotan nicht). Und das alles für ein paar wenige Stunden Schmieden in der Woche? Halte ich für übertrieben. 

Nochmal zur Beruhigung Folgendes:

Man muss sich ja auch mal vor Augen halten

1. Nicht jeder Staub ist einatembar.
2. Davon ist auch nur ein geringer Teil lungengängig, da recht viel in der Nase rausgefiltert wird.
3. Davon ist wiederum nur ein geringer Teil alveolengängig, da auch ein nicht unerheblicher Teil in den Bronchien herausgefiltert und als Schleim abgehustet wird. 
4. Von dem, was alveolengängig ist, bleibt nur ein geringer Teil in den Alveolen und verursacht dort dann evtl. Krebs. 

Anders sieht es natürlich bei Stäuben von Gefahrstoffen aus, hier insbesondere Schweißrauche. 

Ich möchte auch nochmal vor Augen halten, dass gute Belüftung der Werkstatt und eine örtliche Absaugung beim Schleifen und Schweißen 5000 mal mehr bringt, als die Verwendung einer PSA ;) Mal weitergedacht: Ihr benutzt nur PSA, seid fertig mit euren Arbeiten, der Staub ist ja noch in der Luft und setzt sich überall ab. Beim nächsten mal wollt ihr gar nicht schleifen und tragt keinen Schutz, sobald ihr aber irgendetwas anfasst, wird der Staub wieder aufgewirbelt und ihr atmet ihn trotzdem ein. Was habt ihr gekonnt? 

Ich weiß selbst, dass es nicht schön ist, wenn man nach einem Nachmittag schwarze Klumpen aus der Nase schnäuzt und aushustet. Das ist aber der Teil, der ja vom körpereigenen Schutzmechanismus ausgesondert wurde ;) viel gefährlicher ist das, was man nicht sieht. Und da ist die Gefährdung durch Rauchen oder Wohnen an der Hauptstraße (ihr glaubt nicht wie unglaublich krebserzeugend Reifenabrieb und Bremsstaub ist!!) deutlich größer als die durch das Schmieden. 
11. Januar 2018 um 13:36
Es geht beim Schleifen hauptsächlich um Siliziumkarbid und Aluminiumoxid. Beide verursachen Vernarbungen (Fibrose) in der Lunge, also verringertes Lungenvolumen im Endeffekt. Der Effekt ist akkumulativ, ansammelnd, man hat also jedes Mal eine (wie auch immer geringe) Schädigung, wenn man entsprechend feine Stäube dieser Materialien einatmet, vermutlich mehr bei feineren Körnungen oder keramischen Schleifmitteln (große Körnchen die sich aus kleineren zusammensetzen, lösen sich bei Gebrauch). Für Raucher ist das ganze noch übler, die Bronchien funktionieren schlechter, mehr Staub verbleibt in der Lunge. Also sagt nicht immer die ganze Atemschutzthematik sei eh egal, wenn man raucht.

11. Januar 2018 um 16:44
Ich wollte mich aus dieser Diskussion eigentlich raushalten aber jetzt mal Hand aufs Herz, wie lange seid Ihr diesen Stäuben ausgesetzt ? Natürlich ist Arbeitsschutz sehr wichtig, das möchte ich um Himmels Willen nicht verharmlosen aber für Leute die solche Arbeiten nicht stundenlang oder Hauptberuflich machen, finde ich das Ganze völlig überdreht, Wenn ich mal kurzzeitig mit der Flex schleife, setzte ich mir ne Schutzbrille auf und gut iss. Bei feinen Stäuben (Holz, Stein etc.) reicht doch auch ein Mundschutz. Ich praktiziere das schon so lange ich ne Flex habe also mindestens 35 Jahre und war heute beim Arbeitsmedizinschen Dienst zur Untersuchung, außer den altersbedingten Zipperlein Alles ok, also kann ich doch nicht so viel verkehrt gemacht haben in meinem bisherigen Leben. Um diese Beiträge hier ins Forum zu stellen, tragt Ihr doch auch keine strahlungsabsorbierenden Schutzbrillen und wenn ja nehme ich Alles zurück.

Grüße aus Nordhessen

Manfred
11. Januar 2018 um 23:31
Was den ABEK Filter angeht muss ich dazu sagen, den benutz ich nur weil ich 2 Stk. hatte, weil ich mal einen mit Filterklasse A brauchte, für Trichlorethen.
Kaufen werde ich einen P1-P2 (?) Aufsatz für die Halbmaske sobald ich einen neuen brauche.
Ich schweiße in meiner Werkstatt auch öfter, habe aber keine gute Lüftung, dafür fehlt mir noch ein Lösung.
Schweiße dann vor dem offenen Fenster, das ist das Maximum.
Von den Staubmasken halte ich persönlich gar nichts. Mit Bart hatte ich da noch nie das Gefühl dass die wirklich dicht genug sind.
Zusätzlich bekomm ich auch den biegsamen Bügel bei der Nase nie so hin das er mich nicht stört.
Bei der Halbmaske kann man wenigstens ordentlich zuspannen
                                     
12. Januar 2018 um 05:37
@Gravedigger

Meine Rede! Selbst für den hauptberuflichen Schmied würde ein simpler FFP3 Filter reichen, wenn er das Bedürfnis hat sich besser zu schützen. Hier kann man sicher drüber reden, ob man die billigen "Damenbinden" gegen vorgeformte mit dickter Dichtlippe ersetzt (gibt's schöne von Moldex) oder gar gegen Halbmasken (hier fahre ich total auf die von GVS ab)  tauscht. Alles andere ist wie Gummi drüber ziehen beim Selbermachen. 

@Joeman


Kaufen werde ich einen P1-P2 (?) Aufsatz für die Halbmaske sobald ich einen neuen brauche.

Nimm FFP3. Die reichen auch beim Schweißen, wenn du es nicht den ganzen Tag machst. 

@Crantius

Es geht beim Schleifen hauptsächlich um Siliziumkarbid und Aluminiumoxid. Beide verursachen Vernarbungen (Fibrose) in der Lunge, also verringertes Lungenvolumen im Endeffekt

Gefährliches Halbwissen. Du kannst durch Staub von Quarz bzw. dessen kristalliner Modifikationen Silokose bekommen. Von Asbest bekommt man Asbestose. Bei Siliziumcarbid und Aluminiumoxid passiert nichts anders als beim normalen Hausstaub. Denn wie gesagt, nicht jeder Staub kommt erstmal bis in die Alveolen. Und selbst dann ist der menschliche Körper sehr gut in der Lage, diesen auch wieder abzubauen, sonst wären wir alles schon längst tot. Bei Asbest und Quarz funktioniert das nicht, da diese besondere Eigenschaften haben, bei denen die körpereigene Reinigung nicht funktioniert. Bei allen anderen gibt's kaum Probleme. 

Macht euch nicht verrückt!!! Es ist sehr löblich, dass ihr euch mit dem Gedanken des Arbeitsschutzes auseinandersetzt. Aber man muss nicht viel Geld für Maßnahmen ausgeben, bei denen man mit Kanonen auf Spatzen schießt ;)
Zuletzt bearbeitet: 12. Januar 2018 um 06:31, Christian Baum
12. Januar 2018 um 07:55
Ich finde das Thema sehr spannend und würde deshalb gern noch ein bis zwei Dinge erfragen (wo gerade ein Sachkundiger schreibt):

1. Wie oft oder lange kann man eine Maske oder einen Filter nutzen und woran erkenne ich, dass er zu ist? Bei den Preisen für FFP3 werf ich in der Regel so schnell nichts weg.
2. Eine Schweißrauchabsaugung werde ich mir nicht leisten, aber vielleicht irgendwann eine einfache Luftabsaugung für Stäube und ähnliches. Wie das an stationären Maschinen aussieht, hab ich schon gesehen. Aber gibt es auch Möglichkeiten für Flexarbeitsplätze? Oder hilft da nur nachträglich gründliches Saugen?
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
12. Januar 2018 um 10:04
@Steffen

zu 1) Du meinst sicher die maximale Haltezeit, bis die Maske voll ist. Das entscheidet der Benutzer. Wenn aber nichts mehr durchgeht, die Maske schwarz ist und du mehr durch den Rand ziehst als über den Filterstoff, dann solltest du sie wechseln. Wichtig ist, dass die Maske in der Bezeichnung ein "R" vorkommt (R = reusable), sonst darfst du sie nicht wiederverwenden (enpspr. dann NR = non-reusable). Also irgendwie heißen die dann DIN EN 14 387 P3 R oder so. 

Zitat aus der entsprechenden BG Regel: "...Wird der Atemwiderstand z.B. durch Staubeinspeicherung oder Feuchtigkeit (...) zu hoch, (...) (ist) das Partikelfilter (...) zu wechseln. Erfahrungen haben gezeigt, dass sich mit zunehmendem Atenwiderstand die Leckage zwischen Gesicht und Maske erhöht. ..."

Als Arbeitnehmer müsstest du dann noch auf Tragezeitbegrenzungen und Pausen achten. Das trifft ja aber für Hobbyisten nicht zu. 

zu 2) Absaugungen für Flexarbeitsplätze gibt es viele Konzepte. Am besten saugst du immer an der Stelle der Entstehung ab. Hier gibt es Konzepte von Bosch und anderen (leider nur für Farben, Lacke, Holz etc), habe ich aber auch schon als Eigenkonstrukt dann für Stahlbearbeitung gesehen. Wird natürlich wieder ein Werktattstaubsauger benötigt. Ansonsten finde ich das System wie in diesem Video ganz nett. Wobei die Filtermatte aus der Dunstabzugshaube vllt nicht unbedingt für Metallstäube geeignet ist.
Zuletzt bearbeitet: 12. Januar 2018 um 10:06, Christian Baum
12. Januar 2018 um 17:15
Danke!
Grüße aus dem Oberberg

Steffen