Polierscheiben: Welche für was

31. Januar 2019 um 21:39
Hallo alle miteinander,

ich wollte gerade meinem Polierbock eine neue Scheibe verpassen und bin somit auf die Frage gestoßen fuer was denn überhaupt die unterschiedlichen Polierscheiben gedacht sind?
Ich strebe ein Schleifbild ähnlich einem Handschliff mit Korn 1500 an. Richtig Spiegelblank muss es für mich garnicht werden. Nehme ich für sowas eher eine Sisalscheibe? Filz ist eher für ein richtig spiegel blankes Bild oder? 
So oder so. Ich würde mich sehr über einen Abriss über die Anwendungen der unterschiedlichen Polierscheiben freuen. Im Netz habe ich dazu nicht so richtig was gefunden und dafür jetzt eine Ausbildung zu machen fand ich auch etwas übertrieben ;) 

Beste Grüße,

Lenni
1. Februar 2019 um 21:59
Guten Aben Lenni,
Das Polieren von Metall ist ganz allgemein ein sehr umfangreiches und komplexes Thema, das man kaum in ein paar Sätzen erschöpfend abhandeln kann. Welches Material bzw. welche Teile möchtest Du denn überhaupt polieren? Ich frage deshalb, weil zwischen der Bearbeitung von komplex geformten Beschlägen aus Messing und großflächigen Niro-Blechen Welten liegen und für jeden Anwendungsfall unterschiedliche Schleifmittel und Techniken zum Einsatz kommen. Was Sisalscheiben betrifft, würde ich deren Schliffbild bei Verwendung mit grober Polierpaste in etwa mit P600-P800 bei regulärem Schleifpapier vergleichen, wobei das Oberflächenfinish stark an feines Scotchbrite erinnert. P1500 entspricht eher einer groben Baumwollscheibe mit feiner Polierpaste, also dem nächsten Bearbeitungsschritt. Solltest Du mit stark profilierten Teilen arbeiten, bieten sich auch Sisalbürsten an, die sich an die Werkstückkonturen anpassen können.
Grundsätzlich würde ich sagen, dass der Schritt von feiner Mattierung zu spiegelndem Hochglanz geringer ausfällt als jener vom rohen Werkstück zu einem polierfertigen. Während bei Messingteilen oft schon die Sisalscheibe ausreicht, um feine Kratzer und Oberflächenschäden auszugleichen, verlangen Edelstahlbleche einen Vorschliff bis weit über P1000, um ein perfektes Ergebnis zu erzielen. Die Sisalscheibe ist hier meiner Meinung nach fehl am Platz.
Schönen Abend noch,
Helix
Zuletzt bearbeitet: 1. Februar 2019 um 22:00, Philipp
1. Februar 2019 um 22:14
Möchte ich beispielsweise eine geschweißte Konstruktion aus 1.4301 oder 1.4016 spiegelnd polieren, setze ich bereits bei der Materialauswahl auf vorpolierte Halbzeuge. Die Schweißnähte verschleife ich mit Klettscheiben mit textilem träger, beginnend mit P120. Ab P180, wenn keine besondere Belastung des Schleifmittels mehr durch Grate und Kanten zu erwarten ist, reichen auch günstigere Schleifronden (z.B. Klingspor CS 411) aus. Die weiteren Bearbeitungsschritte umfassen den Schliff mit P 240, 320, 400, 600, 800, 1000 und 1500, dann wechsle ich auf eine grobe Baumwollscheibe mit mittlerer Polierpaste, um schließlich, nach erfolgter Zwischenreinigung der Oberfläche mit Aceton/Bremsenreiniger oder anderen lösungsmittelhaltigen Reinigungsprodukten, das Finish mittels einer weichen Baumwollscheibe und Hochglanzpaste herzustellen. Solltest Du Dich fragen, wo Du alles rund um´s Polieren beziehen kannst, darf ich auf den von lawi-to geposteten Link verweisen.
Zuletzt bearbeitet: 1. Februar 2019 um 22:16, Philipp
2. Februar 2019 um 22:44
So jetzt kommt ich mal wieder zum Antworten,

Achim, ja den Polierbock mit seinen Videos kenn ich wohl, aber der erzählt leider mehr über das Richten einer Polierscheibe wie über die Kriterien zur Auswahl. Bzw. was ich einfach nicht bei Ihm bekommen habe, war eine Aussage mit der ich mir Vorstellen kann wie das Schliffbild aussieht. 
Die Sisalscheibe sei "schleifend" sagt er da, aber das kann ja vieles heißen.

Somit vielen Dank an Helix! diese Vergleiche waren es die ich gebraucht habe. Ich denke Baumwolle ist dann wohl das richtige und Filz völlig falsch für mich Eine Sisalscheibe werde ich mir aus reinem Interesse mal mit bestellen und damit rumprobieren. 

Polieren will ich vor Allem Klingen und hier und da mal Damastschuckstück. Auf jedenfall nur recht Plane Stücke ohne jegliche Winkel etc. Gerade die Sisalscheiben gibt es ja in den amüsantesten Bauformen. Tipps sind gerne genommen ;)

Beste Grüße,

Lenni
3. Februar 2019 um 09:43
Hier nur zur Ansicht die Oberfläche, die man mit einer Sisalpolierscheibe und grober Paste erzielt. Fein mattiert, leicht spiegelnd:
32595.jpg
3. Februar 2019 um 09:57
Hier zum Vergleich der nächste Schritt. Man muss sich natürlich bewusst machen, dass hier alle feinen Kratzer und Schäden in der Oberfläche des Reststücks, das ich hier probeweise bearbeitet habe, viel deutlicher zutage treten als im Falle einer Mattierung. Übrigens war hier keine Baumwollscheibe sondern eine Lamellenpolierscheibe aus Filz für den Winkelschleifer im Einsatz, was das Ergebnis aber kaum verfälscht. Wie man sieht, wäre für ein perfektes Finish noch eine Vorbereitung mittels Schleifpapier nötig.
IMG_20190203_092920.jpg
8. Februar 2019 um 07:20
Top! Danke Helix für das Beispiel. Das Sisal noch derartige "Kratzer" hinterlässt hätte ich nicht gedacht.

@Crantius: Der Link sieht sehr viel versprechend aus. Schade nur dass es keinen erklärenden Text dazu gibt.

Ich denke an dieser Stelle müssen aber nun Erfahrungen gemacht werden

Gruß,

Lenni
8. Februar 2019 um 10:51
Mit Klick auf die Bezifferung kann man einen erklärenden Text zu der/den jeweiligen Scheiben aufrufen. Dafür muss aber javascript aktiviert sein.