Meine(e) erster Damast(katastrophe)

19. Mai 2015 um 20:34
Moin Moin alle zusammen. 

letztes Wochenende habe ich mal mit 2 motivierten Zuschlägern meinen ersten Damast probiert. Hier erstmal ein Bild von dem Stück
WP_20150519_004.jpg

Das Ganze ist in einer "mittelalterlichen" Esse geschehen. Riesiger zweikamer Blasbalg der auf eine mit Holzkohle gefütterte Backsteinesse bläst. Die Esse war allerdings nicht so günstig, da sich nach der ersten Verschweißung schon irgendwas vor die Düse gesetzt haben, was wir mit einfachem "Rumgestocher" auch nicht wieder weg bekommen haben. Dadurch wurde das ca. 30mm x 25mm x 100mm große Paket oft nur vorne warm. Nach der ganzen Aktion haben wir festgestellt, dass die Backsteine zum Teil wohl weggeschmolzen waren und das Rohr mir Schlackeresten zugekleistert hat. 

Das nächste Problem war, dass ich die Temperatur nicht gut einschätzen konnte. Wir standen unter einem festen Caport, also draußen, aber im Schatten. Zum Zeitpunkt wo ich die kleinen Sternchen das erste mal gesehen habe, hatte ich schon das Gefühl, dass das Paket zu warm geworden ist. Wenn ich durch die Kohlen auf das Paket geschaut habe, habe ich relativ häufig sehr dunkle Blasen schlagen sehen. Wäre das schon das Zeichen für siedendes Borax und damit für die richtige Schweißtemperatur?

Last but not least hatte ich ein großes Problem mit dem Griff vom Paket. Ich hatte an das Paket eine ca. 5x5mm Stange geschweißt, welche mir dann beim ersten Mal Falten abgefallen ist. Daraufhin habe ich ein Stück 10er Rund vorne Flachgeschlagen, das flache Stück in die Mitte des Paketes gesteckt und dann versucht zu verschweißen. Die Konstruktion hat dann noch gereicht um einmal zu Falten und zu verschweißen. 

Schlussendlich haben wir das Stück ausgeregt, sodass quasi die Schweißnähte vertikal auf der Ambossfläche standen. Dabei sind dann die größten Risse entstanden. Man hat schon kleine Risse vorher erhahnen können, aber dann ging es natürlich nochmal richtig los. 

Das Paket bestand aus 7 Schichten aus jweils 2 Bandsägen abwechselnd mit einem Stück 75Ni8 welches Frank mir netter Weise mitgegeben hat. Die Bandsäge habe ich immer doppelt genommen, damit die Schichten alle gleich Stark am Ende werden. Geätzt wurde das ganze in nem Rest Kaffe für ca. 9 Stunden. 


So genug erzählt. Jetzt bitte Weisheiten. Was habe ich falsch gemacht und kann es das nächste mal besser machen.

Freue mich auf eure Kommentare,

Beste Grüße,

Lenni 
19. Mai 2015 um 22:12
Hallo Lenni,

Was habe ich falsch gemacht und kann es das nächste mal besser machen.

Alles!

Nein Spaß bei Seite.

1. Fehler: Erste Schweißversuche in einer Mittelalteresse und auch noch draußen. Das sind sehr erschwerte Bedingungen.
2. Fehler: Überhitzung durch zu viel Licht. Ja, wenn das Borax siedet, dann ist es meistens schon heiß genug.
3. Fehler: Hochkantschmieden eines Damastpaketes ist immer happig. Wenn das Paket eh schon schlecht verschweißt ist, dann ist die Gefahr groß, dass Lagen wieder aufgehen.
4. Fehler: Sägeblatt doppelt legen. Manche Stähle sind problematisch, wenn man sie mit sich selbst verschweißt.

Ich würde sagen: Freu Dich über die Stellen, die verschweißt haben. Das zeigt, dass da schon mal einiges gestimmt hat. Probier einfach weiter.

Viel Erfolg!

Grüße

Jörg
20. Mai 2015 um 09:06
Erstmal Danke  für die konstruktive Kritik. Habe mir ja schon ein wenig erhofft, dass das so ist wie du beschrieben hast.

Zwei Sachen würde ich aber nochmal genauer nachfragen wollen:
1. Griff:  Wie kann ich es verhindern, dass mir der Griff an der Stelle wo er an das Paket geschweißt wurde so spröde wird, dass er mir schnell abbricht? Einfach nen dickeren Durchmesser nehmen?

2. Wie oft bringe ich auf Schweißtemperatur bevor ich ausrecken kann bzw. muss ich das Ausrecken auf Schweißtemperatur machen bzw. welcher Temperaturbereich ist dafü gut, wann ist es zu kalt etc.

Das gezeigt Stück wird auf garkeinen Fall weggeschmissen. Wollte das noch etwas begradigen und dann kleine Halskettenanhänger für alle Mitschmiede daraus machen. Oder wie einer der Anwesenden so schön sagte: "Jetzt isses hin. Schmeißes weg oder mach Kunst draus!"

Beste Grüße,

Lenni
20. Mai 2015 um 10:46

Hallo Lenni,

ich denke mal, dass Du mit "Griff" die Handhabe meinst, die man der Einfachheit halber an das Paket schweißt. Du wirst jedoch nur schwer verhindern können, dass die Handhabe mehrfach nachgeschweißt werden muss. Durch das Ausrecken werden die einzelnen Lagen im Damast dünner und somit wird auch die Fläche der Schweißnaht immer kleiner, bis die Schweißnaht dann ganz den Geist aufgibt. Ich schweiße die Handhabe nach jedem Faltvorgang nach, bevor mir der "heiße Klumpen" auf die Füße fällt.

Zu deinem anderen Problem hat Jörg ja schon was geschrieben. Grundsätzlich sollte man jedoch die Anzahl der Schweißhitzen so gering wie möglich halten. Die optimale Schmiedetemperatur hängt aber auch vom verwendeten Stahl ab. Bei Werkzeugstählen liegt die optimale Schmiedetemperatur meines Wissens nach irgendwo zwischen 800 und 900 °C (Hellrotglut). Die unterste Schmiedetemperatur liegt etwa bei 700 °C (Dunkelrotglut). Das Fenster zum Schmieden von Werkzeugstählen ist also nicht sehr groß.

Ich kann nur sagen: Nicht aufgeben und weiter machen !!! Übung mach den Meister. Mein erstes Damastpaket sah auch nicht viel besser aus.

Ich hoffe dass ich Dir damit ein bisschen weiter helfen konnte (und dass ich hier keinen Mist gepostet habe).

 

Gruß Thomas

Gruß Thomas

 

Zuletzt bearbeitet: 20. Mai 2015 um 11:51, Thomas Behnke (Conni)
20. Mai 2015 um 22:04
Hi Lenni,
wenn Du genug Übung hast und das Stück die richtigen Dimensionen hat, dann ist der 1. Vorgang das Packen bei Schweißhitze und dann bei der 2. Schweißhitze das Verschweißen und anschließende Recken.

Ich würde Dir vorschlagen, beim nächsten Versuch ein kleines Anfangspacket zu verwenden: z.B. 3 Lagen je 30x50x5mm. (Versuche für die Außenlagen an altes Eisen (Wagenreifen etc. ) zu kommen. Das läßt sicher besser schweißen als der St37). Das bekommst Du leicht gleichmäßig auf Schweißhitze. Dann schauen, dass Du es auf der Ausgangsbreite hältst und länger und natürlich dünner reckst. Wenn es doppelte Länge hat, auf zusammenklappen. Dazu ist es wichtig, dass es beim Zusammenklappen noch genug wärme hat. Ich messe mir nach dem Recken die Hälfte aus und markiere die auf dem Abschrot und dann nochmal warm machen, da sonst die Gefahr besteht, dass Dir beim Falten die Lagen aufgehen. Dann auf dem Abschrot einkerben, leicht zusammenbiegen, die Oberfläche abbürsten, Borax drauf, ganz zusammenklappen und erneut verschweißen. Hochkant würde ich immer nur ganz vorsichtig schmieden.

Viel Erfolg
Grüße

Jörg
21. Mai 2015 um 12:53
Jau Handhabe. Dat Ding mein ich Das die Lagen immer dünner werden und damit die Haltbarkeit auch schon logischer Weise leiden muss, ging mir auch schon durch den Kopf. Aber irgendwie haben ses früher ja auch gemacht und mit der Zange festhalten und nur eine Seite bearbeiten war ja wahrscheinlich nicht der favorisierte Weg oder geht das auch ohne Schweißfehler zu produzieren?

Das mit dem Temperaturen bringt mich zu einer allgemeineren Frage und zwar: Sind die Farben bei den unterschiedlichen Stählen representativ für die gleiche Temperatur? Sprich ist Kirschrot bei nem Baustahl die selbe Temperatur wie bei nem Werkzeugstahl? Bzw. wenn das nicht so ist, beschreiben die selben Farben dann die selben Eigenschaften z.B. fürs Härten? Versteht man was ich fragen will?

Dunkelrotglut ist ja doch schon sehr niedrig oder? Also kälter habe ich das Stück oben nicht mehr geschmiedet, aber nach meinem Verständniss gibt es unter dunkelrot ja auch nur noch schwarz oder? Ist dass dann tatsächlich noch 700Grad warm?

@ Jörg: Mit einem kleineren Paket loszulegen ist sicher ein guter Tipp. Wird gemacht! ;) Aber was meinst du mit Wagenreifen? Die Reifen die ich kenne sind nicht schmiedbar Oder meinst du von nem alten Pferdewaagen? Ich hät sonst glaube ich einfach mal probiert ein Stück Blattfeder mit einer Feile zu verschweißen oder ist das auch schon wieder was fürs nächste Level an Erfahrung?

Besten Dank für eure Tipps und aufbauende Worte ;)

Gruß,

Lenni
21. Mai 2015 um 15:59
Ich bin in Thema Damastschmieden zwar auch kein Profi hab aber irgendwo im Forum gelesen das sich Ferdestahl manchmal (kommt daruf an welcher es ist) nicht verschweißen lässt. 
Gruß FELIX 
21. Mai 2015 um 16:26

Hallo Lenni,

Die Farben sind eigentlich immer gleich. Es gibt meines Wissens nach auch nur eine Glühfarbentabelle. Danach ist Dunkelrot tatsächlich noch ca. 700°C (lt. Glühfarbentabbelle 680 °C) warm.  Die Glühfarben gehen bist Dunkelbraun = ca. 550°C.

Bezüglich Damast mit Blattfeder war Felix schneller. Im Federstahl ist Si enthalten, das das Feuerschweißen zwar nicht gänzlich ausschließt, jedoch ist es um einiges schwieriger. Gerade wenn man mit Damastschmieden anfängt, ist das keine gute Idee und kann viel Frust bedeuten. Ich habe aus Unwissen auch mit Federstahl angefangen weil ich einen Haufen davon da hatte. Ist viel Schrott dabei rausgekommen.

Gruß Thomas

Gruß Thomas

 

21. Mai 2015 um 22:32
Grundsätzlich ist die Idee Feile mit Blattfeder zu verschweißen nicht ganz verkehrt. Verschweißt man beispielsweise Feile mit Eisen, so hat man eine große Kohlenstoffdifferenz, d.h. die Feile ist sehr viel früher auf Schweißtemperatur, als das Eisen. Darum ist es ja auch günstiger, den Stahl zwischen die Eisenlagen zu legen. Das Silizium im Federstahl dagegen ist ein anderes Problem. Feile und Federstahl oder auch C45 liegen näher bei einander.
Mit Radreifen meinte ich wirklich die alten Reifen von Holzrädern. Wenn man da die Augen offen hält, sieht man immer mal wieder so ein altes Rad in einem Vorgarten stehen/hängen, das schon ganz verfault ist. Dann einfach mal nachfragen. Ich bin mal zu einer Menge altem Eisen gekommen, weil ich angeboten habe einen alten Arbeitsschlitten zu entsorgen. Die Kuven waren 2m lang.

Grüße

Jörg
22. Mai 2015 um 09:21
Ach verdammt richtig. Das mit dem Federstahl und verschweißen wurde mir auch schonmal gesagt. Auf der Kehrseite wurde mir auch gesagt es einfach mal auszuprobieren. Kann man ja an nem einfachen drei Laagigen Stück mal machen. Da hab ich ja was fürs Wochenende

Nach so alten Wagenrädern hatte ich mal geschaut um ne Lampe daraus zu bauen. Dem gemeinen Berliner Kunstliebhaber/ Müllsammler/ Hippster oder wie auch immer man sie nennen mag, sind alte und abgeranste Sachen leider viel zu wertvoll. So kommt es das jeder Omas Dachboden in die online Bucht setzt und sich damit dumm und dämlich verdient oder zumindest darauf hofft Aber ich hab ja nen kleinen Schrottplatz gleich neben der Werkstatt. Ich werd mir da einfach mal nen paar Sachen schnappen und fleißig rumschweißen

Gruß,

Lenni
22. Mai 2015 um 14:05
Servus Lenni.

Sei mir nicht böse, und deine Ambitionen in Ehren, aber du gehtsd das Pferd von hinten an.
Du hast als einzigen Faktor in deiner Beschreibung Borax, den du als Fehlerquelle ausschließen kannsd.
Stahl: Feder??? was isses genau?
Kohle:???
Feuerführung:???
Temperatur:???
Esse: ???
Wind: ???
Dein ganzes theoretisches Wissen besteht anscheinend aus höhrensagen, Tips aus der Ferne und irgendwo gelesen.
Die meisten deiner Fragen wurden hier ja beantwortet, nur: Genausowenig wie du einen Sport per Youtube, Wikipedia und Forum erlensd genausowenig geht das beim Handwerk, egal welches. 
Wenns dir jemand zeigt, ders kann, sparsd zu dir jede Menge an Zeit, Geld und Frust.
Wär doch schade wenn du wegen dauerndem Misserfolg das Handtuch wirfsd.
Zu den 3 Lagen sei gesgt: je kleiner das Packet umso schneller ist die Schweißtemperatur weg, ist auch nicht ganz einfach.

Glaub mir:
Lass dir zeigen und erklären wie`s geht, wirsd sehen, dannach machts doppelt soviel Spaß.

lg

Walter


22. Mai 2015 um 15:43
So wie ich das sehe gehen die Lagen immer zwischen den Sägeblättern auf. Welche Sägeblätter waren das denn? Für Holz? Möglicherweise sind die Sägeblätter verchromt gewesen? Chrom abmachen!!!

Bandsägeblätter für Holz (und die machen am meisten Sinn da aus etwa C75) sind meist sehr dünn, weniger als 1mm. So dünne Lagen fächern gerne beim Warmmachen auf. Pack sie zwischen mindestens 3mm Bleche, besser noch dicker. Das verhindert das auffächern und hält die Temperatur beim Schweißen besser.

Mach das Packet max. 60mm lang. Notfalls falls du ne Große Klinge machen willst, beginne mit 2 Packeten und lege diese beim 2. Schweißen zusammen.

Schmiede keinesfalls bei solch niedrigen Temperaturen wie oben angegeben. Bei dunkelgelb (im Dämmrigen Licht) höre auf. Zumindest solange du noch faltest und reckst. Wenn du das fehlerfrei beherrscht, kannst du dich vorsichtig an untere Schmiedetemperatur 850°C rantasten.

Schmiede nicht im Sonnenschein, da kannst du Temperaturen nicht einschätzen.

Feuerführung und passendes Feuer müssen natürlich auch passen. Ebenso die Schläge. Nicht mit vollgas Schweißen. Schon gar nicht solch kleine Packete.

22. Mai 2015 um 16:42
@Walter: So vielen deiner Punkte habe ich ja schon was geschrieben, aber seis drum. Du deinem Tipp gehe ich auch schon nach ;) Der David (aka Volut) baut ihr in Berlin ja grade eine Schmiede auf und das Angebot: Hand gegen Freilehrgang" habe ich gleich mal angenommen. Jetzt werd ich da mal eine Weile in die Hände spucken und es mir dann mal zeigen lassen. Soweit ich das jetzt aber verstanden habe, wird dass dann unterm Federhammer geschehen. Bevor ich in meiner Schmiede wieder einen Damast mache, wollte ich mir erstmal einen schönen Kreuzhammer schmieden, damit ich alleine überhaupt vernünftig ausrecken kann. Dann kommen noch x andere Pläne und hier und da werd ich vielleicht mal aus Spaß an der Freunde trotz Unwissenheit und katastrophalen Bedingungen  (Ich kann nur draußen schmieden und habe in der Regel recht viel Wind auf dem Platz) einfach mal was probieren. 

@ Klaeus: Ohne mich genau dran zu erinnern was Frank sagte als er sie mir in die Hand drückte, würde ich sagen das sie für Holz waren. Ich kenn nur Bandsägenblätter für Holz und das was ich da hatte sah nicht so besonders für mich aus. Was mir aufgefallen ist, war ein Strich parallel zu den Sägezähnen, aber ca. 1 - 2 cm hinter den Zähnen. Das sah für mich ein wenig danach auf, als wäre die eigentliche Säge auf einen Träger aufgeschweißt worden??? Verchromt waren die Blätter sicher nicht und das bisschen Flugrost habe ich braf weg geflext. 

Danke weiterhin für die Tipps!

Gruß,

Lenni