Mein erster Dolch aus einer Raspel

1. Januar 2017 um 11:59
Hallo, ich hab letztens eine unglaublich stumpfe Raspel in der Werkstatt gefunden, weichgeglüht, Hieb großteils runtergefeilt, zu einem Dolch geschmiedet:
Raspel vorm Schmieden:Raspel_klein.jpg 
Dann nach dem Schmieden: (ich weiß, man erkennt nich viel... Grau auf grau ist scheiße...)dolch1.jpg Danach habe ich mit der Flex die Dellen vom Schmieden und den rest des Hiebs weggemacht. Dann am Bandschleifer die Dellen von der Flex rausgemacht, bis körnung 240 geschliffen.
Gestern abend habe ich mich dann auf der Silvester- Party auf der wir waren hingesetzt und am Feuer meinen Dolch bis zur Körnung 600 vorgeschliffen.
Leider ist er schon scharf, ich muss vorm härten evtl noch etwas von der Schneidkante abnehmen.
dolch_klein.jpg

Nun, heute soll er gehärtet werden. Nur wie, das weiß ich noch nicht.
Ich hoffe ihr könnt mir helfen.

- auf der Angel stand "Gusstahl" und auf der einen Seite war ein großes M eingeschlagen.

- im Buch "Messerklingen und Stahl" wurde für Raspeln ein  Kohlenstoffgehalt von 0,35- 0,45 % angegeben, natürlich muss       nicht jede Raspel dem entsprechen, aber so in dem Dreh wird der Stahl schon liegen.

Würdet ihr in Wasser oder Öl härten? Härtetemperatur mache ich mit nem Magneten, und da das Teil nicht mehr in meine Esse passt werde ich mir wohl eine Ziegelkonstruktion bauen müssen.

Vielen dank im Voraus für eure Hilfe,
VG Edgar

 
1. Januar 2017 um 14:24
Hallo Edgar und frohes Neues,
härte doch Probeweise das Ende der Angel. Erst in Öl, wenns nicht hart geworden ist nochmal in Wasser.
Gruß Jonathan
1. Januar 2017 um 14:32
Das ist eine Idee, danke.
Dann muss ich aber hinterher das Ende der Angel wieder weichglühen, es soll später mal vernietet werden.
Wenn ich mich beim Nieten als Niete erweisen sollte, kann ich immernoch ein Gewinde draufschneiden.
Bin dann mal in der Werkstatt!
VG, Edgar
Zuletzt bearbeitet: 1. Januar 2017 um 18:35, Edgar Kalischer
1. Januar 2017 um 19:41
Tja, was soll ich sagen... ich glaube, ich entscheide mich für ein dezentes  "F*cken!!!"
Zuerst lief alles gut. Aus Ziegeln einen kleinen Aufsatz für die Esse gebaut, sodass ich eine Schmale Rinne mit Kohle füllen konnte.
Dann zwei mal normalisiert.
Angel härten in Öl- ging super zu feilen. Angel härten in Wasser: schon besser.
Also den Eimer mit Wasser aufgewärmt, indem ich einige glühende Schrottstücke reingehalten habe, ich wollte es wenigstens handwarm haben, besser etwas weicherer Dolch als halber Dolch.

Da fingen die Probleme an: trotz Essen- Aufbau wurde es nur in der Mitte warm genug, Spitze und das Stück vor der Angel blieben kalt.
Das Problem habe ich dann gelöst, indem ich den Dolch auf die glühenden Kohlen in der Rinne gelegt habe, kohlen drübergeschüttet habe und von oben mit dem Werkstattföhn gleichmäßig bepustet habe. So hatte der ganze Dolch eine schöne Glühfarbe, und war nich mehr magnetisch. (um Zeit zu sparen, hatte ich schon beim normalisieren das Licht ausgemacht und während des Abkühlens mit einem Magneten geschaut, ab wanns wieder magnetisch war. Es war ein Helles rot.
Also dann ins Wasser. Reingesteckt habe ich eine schöne grade Dolchklinge, raus kam ein Löffelmesser:

Dolch_krumm.jpg 
Sowas habe ich noch nie gehabt, allerdings hatte ich auch noch nie eine zweischneidige Klinge gehärtet. Daum war ich natürlich etwas überfordert mit dem richten, habe es sobald es aus dem Wasser war auf den Tisch gelegt, ein Holtzbrett drauf und darauf ne Eisenbahnschiene. hat nix gebracht. Also wieder warm gemacht, mit dem Gummihammer auf einem Holzklotz gerichtet. Die Schneidkanten waren auch etwas gewellt, die habe ich mit einem Holzklotz im Schraubstoch wieder eingerenkt.
Zweite härtung, diesmal habe ich daran gedacht, dass mann lansam eintauchen soll. schon besser, kurz vor der Angel war die Klinge verzogen, und die Spitze auch etwas.
Das dann durch in den Schraubstock einklemmen teilweise gerichtet, dann auf einen Flachstahl gespannt mit zwei Schaubzwingen, und in die Esse zum Anlassen.
Anlassen.jpg
 Bei einem rotgold rausgenommen (die Farbe kam sehr Gleichmäßig durch den Flachstahl) und ins Wasser.
Abgenommen, die Spitze war noch immer krumm, unten war es immerhin gerade.
Ich konnte dann nicht nochmal probieren, die spitze stärker festzuglemmen und nochmal anzulassen, weil es Kaffetrinken gab und  meine Mutter sowiso schon angepisst war, weil ich den Dolch dem Mittagessen vorgezogen habe. 
 
Dolch_bisschen_krumm.jpg
Man erkennt es ein wenig auf dem Foto, die Spitze geht leicht nach links. Hm, was tun? Ich habe schon mal von in kochendem Wasser geradebiegen gehört. Oder ich spanne es wieder auf einen Flachstahl, und mache es nochmal auf dem Gasherd warm. Was würded ihr tun?
Hoffe ihr habt Ideen,
VG Edgar 
1. Januar 2017 um 20:13
Du kannst auch direkt nach dem Abschrecken das Messer richten. Wenn ich sowas habe greife ich an der Angel und Streiche mit der Hammerbahn unter Druck auf die "Beule" der Klinge und überdehne die etwas. Das hat den Vorteil das ich keine Macken in die Klinge bekomme beim Richten geht ganz gut aber nur ca 30 -40 sekunden dann ist es meisst zu hart und federt wieder zurück.
Schwingt den Hammer!
Gruß Martin
1. Januar 2017 um 20:20
Hm, ich denke sowas muss man einfach üben... irgendwann macht man das dann automatisch, ich glaube nicht dass ich die Klinge in 30 Sekunden gerade bekommen hätte... leider sind jetzt Macken vom Scharubstock drin mehr Schleifarbeit...
1. Januar 2017 um 21:15
Es gibt noch eine andere Möglichkeit, Verzug zu eliminieren. Wir haben im Tennisclub jemanden, der sein Geld mit Präzisionsfrästeilen verdient. Er hat mir mal erzählt, dass es möglich ist, durch einseitige (auf der Wölbungsseite) Erwärmung unterhalb der Anlasstemperatur und anschließendes Abkühlen (Abschrecken?) die Verformung zu korigieren. Das Material dehnt sich beim Erwärmen und zieht sich beim Abkühlen stärker zusammen, als es sich ausgedehnt hat. Ob das nur im Millimeterbereich funktioniert oder durch wiederholte Anwendung auch stärkere Verformungen begradigt werden können, weiß ich nicht, ich hab' es selber nie probiert.
1. Januar 2017 um 21:34
Servus Edgar,

ich mach das beim Warmrichten so. Allerdings mit weit höheren Temperaturen, also erwärmen bis es glüht. Da funzt es gut.
Ob es bei so niedrigen Temeraturen allerdings auch noch geht bin ich mir nicht sicher. Habs auch nie probiert - Vielleicht kann jemand aus der Messerecke dazu beitragen. Ich wünsch Dir jedenfalls viel Erfolg gutes Gelingen dabei.

Der Holledauer
Unikate müssen nicht zwingend schön sein, nur einzigartig.

1. Januar 2017 um 21:39
Die letzten Messer die ich richten musste waren noch ca. 100°C warm als ich sie aus dem Öl holte, sie ließen sich noch gut richten. 
 
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
1. Januar 2017 um 21:40
einseitige (auf der Wölbungsseite) Erwärmung unterhalb der Anlasstemperatur und anschließendes Abkühlen (Abschrecken?)

Jetzt wo du es sagst, im Praktikum vor einem jahr habe ich ja alles gelesen was mir an Fachbüchern unter die Finger kam, unter anderem auch ein Buch über Japanische Schwerter. Dort hatte der Schmied wenn ich nicht irre die klingen gerichtet, indem er sie auf einen warmen Kupferklotz gelegt hat. oder hat er so die Biegung der Schwerter verstärkt? Hab ich vergessen. Klingt jedenfalls interessant, die methode. Vielleicht probiere ich die ja mal aus.
Mit auf der Wölbungsseite meinst du Außenseite, oder?
Ich habe mich eben mit einem Schwertmacher bequatscht, der richtet seine Klingen so, dass er auf beiden Seiten der Biegestelle eine Münze drunter packt, das ganze dann festklemmt und die Biegestelle so etwas überdehnt, und das dann anlässt.
Er meinte, er richtet zwischen dem ersten und dem zweiten Anlasszyklus.
Cool, dass es so viele Möglichkeiten gibt, jeder macht das wieder anders. 

Leider ist die Klinge neben dem Verzug, der ja zu korrigieren ist, auch etwas eingedellt vom Schraubstock ( wieder was gelernt...), sodass ich mit dem papier was ich im Haus habe garnicht erst anfangen brauche... ich fange morgen wieder mit 120er an.
Außerdem sind, nachdem der Zunder runter ist, solche kleinen kreise/ Kügelchen/ Bläschen auf der Oberfläche aufgetaucht.
Die kenne ich noch aus der zeit, wo ich noch aus Nägeln "Messer" gemacht habe, damals fand ich die cool, heute will ich die eher loswerden... habt ihr eine Ahnung, wovon das kommt? Ist bei mir bisher nur bei Wasserhärtung aufgetaucht.
Merke: Nächstes mal kann ich mir vorm Härten die Körnung 600 sparen...
Ja, das kann ich mir vorstellen, aus dem Öl kommen sie bei mir auch noch ziemlich warm, aber eine so dünne Klinge im Wasser... da muss man schnell sein. 
VG, Edgar
Zuletzt bearbeitet: 1. Januar 2017 um 21:44, Edgar Kalischer
2. Januar 2017 um 10:52
Das kenne ich! Meiner Erfahrung nach sollte man die Oberfläche erst nach dem Härten machen. Ich hatte diese "Löcher" sogar bei professioneller Härteausrüstung.

Zum Thema Verzug habe ich öfters das Stichwort Richthammer gelesen. Man schlägt leichte Kerben mit einem sehr scharfkantigen Hämmerchen in die ?Außenseite? der verzogenen Klinge und sorgt so für eine Gegenspannung, durch die man die Klinge geradezieht. Alternativ könnte man noch differenziell härten und so eine elastischere Klinge erzeugen.

Eine schöne Dolchklinge ist es aber in jedem Fall geworden. Bin gespannt auf den Griff!
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
2. Januar 2017 um 11:43
Die Kerben werden auf die konkave Seite geschlagen um sie zu dehnen. Im Werkzeugbau haben wir damals einen Kugelhammer verwendet um Dehnung hinein zu bekommen, danach wurde geschliffen. 
Die Aufschrift "nicht brennbar" ist keine Herausforderung 
2. Januar 2017 um 12:12
Danke! Ich hätts direkt falsch gemacht!
Grüße aus dem Oberberg

Steffen
3. Januar 2017 um 13:54
So, habe jetzt poliert bis 2000er und dann mit dem Abziehleder und Polierpaste drauf:
IMG_6417.jpg

Für den Griff dachte ich mir Eiche, grob formen, dann ne Woche in Eisenspäne und Wasser gepackt liegen lassen damit es schwarz wird wie Mooreiche.
Für die Form vom Parier muss ich mich mal gleich hinsetzen und Zeichnen, da hab ich noch keine Idee. Nicht zu lang und gerade wird es wohl, hinten auf den Griff soll eine Abschlussplatte aus Stahl über der vernietet wird.
Die Klinge ist eine "Klinge der ersten Male", ich hatte
- noch nie zweischneidig
- noch nie Härteverzug
- noch nie hinten vernietet
Das ganze ist also eher ein Übungsstück, ich habe schon gelerntt dass man besser allen hieb runterfeilen sollte, ich habe einen teil drin gelassen und darum habe ich jetzt an der einen Seite einen Recurve drin, denn ich musste eine tiefe Delle entfernen die noch vom Hieb der Raspel war.
Mir gefällts trotzden, nicht perfekt, aber ich mache bestimmt nochmal irgendwann einen Dolch... 
VG, Edgar... meld mich wenns weitergeht. 
3. Januar 2017 um 15:16
Für den Griff dachte ich mir Eiche, grob formen, dann ne Woche in Eisenspäne und Wasser gepackt liegen lassen damit es schwarz wird wie Mooreiche.

Oder du "räucherst" ihn !
Gruß Knifesmith


"Was der Schmied verträgt, zerreißt den Schneider"!