Leder zwischen Griffelementen. Funktion oder Optik?

1. Oktober 2015 um 08:51
Hallo alle miteinander,

ich bin grade dabei mein erstes Messer zu erstellen und natürlich habe ich nicht erst kleine Brötchen gebacken, sondern gleich versucht die Schwarzfälderkirschtorte der Messer zu kreieren. Der Griff soll von der Klinge an aus Messing / Horn / Messing / Eiche bestehen.
Jetzt habe ich bei vielen Messer gesehen die ähnliche Aufbauten haben, dass zwischen den Schichten Leder gepackt wird. Ich meine auch mal gelesen zu haben, dass dies funktionale Gründe hat. Beispielsweise um ungleichmäßig Oberflächen auszugleichen oder wenn sich das Holz vom Griff verzieht als Puffer zu dienen.

Was sagt ihr dazu? Sollte man das immer machen? Ist das ne rein optische Geschichte oder gibts z.B. beim Schleifen von dem Griff dann sogar eher Probleme?

Würde mich sehr über Rat freuen.

Gruß,

Lenni
1. Oktober 2015 um 11:12
Messing / Horn / Messing / Eiche bestehen

Hi Lenni,
Du gehst ja gleich in die Vollen. Bei so vielen verschiedenen Werkstoffe kann alles mögliche passieren, denk nur an die verschiedene Wärmeausdehnung. Mein Rat: schalte 2 bis 3 Gäge zurück!
Ich verwende auch gerne Leder als Zwischenlage. Hast schon richtig erkannt daß es kleine Unebeheiten ausgleicht. Außerdem kann es gut aussehen. Gib Dir trotzdem Mühe beim planschleifen, sonst bekommst Du hässliche Kleberänder an den Unebenheiten. Kleben tue ich zur Zeit mit 2 Komponenten, wenn alles sauber und fettfrei ist klappt es fast immer. Ein oder zwei Niete zur Sicherheit schaden nicht.
Noch ein Problem kann auftreten, wenn Du dunkles Leder mit hellem Holz kombinierst. Dann färbt sich das helle Holz beim Feinschleifen hässlich dunkel. Abkleben ist angesagt.
Viele nehmen auch als Zwischenlage Fiber, damit habe ich aber keine Erfahrung.
Nun viel Glück bei Deinem ersten Messer, halte uns mal auf em Laufenden.
Falls Du Tips zu Hornverarbeitung brauchst melde Dich.
bye
Volker
1. Oktober 2015 um 14:09
Hi Volker,

ja das Projekt überfordert mich auch grade überall, da die Damastklingt aber beim mehrmaligen Härten und Anlassen schon Risse bekommen hat (wollte beim ersten mal nicht klappen), wird es so oder so ein Übungsstück getreu dem Motto: Lernen durch Machen

Mit 2K Kleber habe ich schon recht viele Leute arbeiten sehen. Auch ganz ohne Nieten. Hätte jetzt gehofft dass das reicht :/

Tipps zur Hornbearbeitung nehme ich sofort ^^ bisjetzt musste ich das rotwild Geweih nur aussägen. Das ging noch ohne Tipp Aber beim Schleifen bin ich mal gespannt was da auf mich zu kommt. Was für nen Schleifband nimmst du bei so wilden Kombinationen? Sollte nen Metallschleifband sein oder? Hätte jetzt gedacht, dass das am besten mit allen Materialien klar kommt?!

Dankender Gruß,

Lenni
1. Oktober 2015 um 14:35
Tja Lenni,  hast Du den Damast statt zu härten vergewaltigt? Oder waren die Risse schon vorher drin, also beim verscheißen entstanden. Halte ich für whrscheinlicher.
Ganz ohne Niete(n) hab ich auch schon gemacht, hat bisher immer gehalten, aber bei sovielen Materialien? Mein nächstes Projekt ist übrigens Kleber aus Birkenrinde herzustellen.Birkenpech.
Zum Horn: ich verwende lieber Rinderhörner, die koche ich aus und mache sie dann platt, das sind dann super Griffschalen.
Wenn Du Horn, egal welches an der Maschine schleifst, bist Du hinterher der beste Freund aller Hunde im Umkreis von ca. 3 km. Will sagen es stinkt entsetzlich und Du kriegst den Geruch niemals wieder richtig weg. Also ich raspele, feile und schleife per Hand. Fange mit 80er körnung an.
Bei Deiner Griffkombination wirst Du immer Unebenheiten an den Materialübergängen haben, weil Holz und Horn und Leder sich schneller abschleifen als Messing. (hab ich alles schon durch) Auch das kann man verhindern, tüftle mat selber.
Noch ein Rat: such Dir doch mal einen guten Kohlenstoffstahl, den wird bestimmt jemand im Schrott liegen haben und schmiede Dir daraus eine Klinge nach Deinem Geschmack. Am besten mit Erl dann kannst Du verschiedene Griffe ausprobieren.Und Du hast eher was brauchbares in der Hand.
Nur Mut
Volker
1. Oktober 2015 um 16:15
Noch ein Vorteil von Leder: Wenn du das Messing polieren willst kannst du das Holz leichter abkleben damit es nicht schwarz wird. 
Gruß FELIX 
2. Oktober 2015 um 10:01
Vergewaltigt statt gehärtet ... ich denke das kann man so stehen lassen ^^ Beim ersten härten hat es sich verzogen. Also wurde das gute Stück begradigt und nochmal gehärtet (zu allem Übel auch noch in Wasser, weil wir plötzlich feststellten, dass das öl nicht reichte ....). Dann war das Problem war mein Ofen. Habe ihn auf 200 Grad eingestellt und als nach 2 Stunden keine Farbveränderung stattgefunden hatte, habe ich ein my mehr gegeben und ne halbe Stunde später war die Klinge schon zu weich ... Ist halt kein Präzisionsgerät so nen Backofen ...

Das mit dem Horn und dem Gestank musste ich schon feststellen bzw. habe ich mir vorher schon gedacht. Mit der Raspel habe ich glaube ich nicht viel Chance, da das Horn nicht sonderlich groß ist und direkt von Messing umgeben. Nachdem ich die Klinge gestern geätzt habe, mache ich heute Abend zu Hause mal ein Foto von dem was bisher da ist.

Denke ich werde auch mit Leder arbeiten. Habe das Gefühl, dass es gut aussehen könnte und die genannten Vorteile sich bei mir gut bewehren könnten

Das mit den Unebenheiten wundert mich. Hätte jetzt gehofft, dass nen Bandschleifer da rabiat genug ist, aber vielleicht zeigen meine ganzen youtube videos halt nicht, dass die Leute das nicht zum ersten mal machen.

Was den Kohlenstoffstahl angeht. Ich habe vor kurzem mir schon einen Rohling aus altem Eisen und ner Feile fürs nächste Messer gemacht. Genialerweise weiß ich nicht mehr wo ich ihn abgelegt habe ... Auf jedenfall ist der Plan als nächstes ein weniger kompliziertes Küchenmesser zu machen!

Gruß,

Lenni
5. Oktober 2015 um 14:15
Hi Lenni,
ist ja Super!! So wie Du Deine Arbeitsweise beschreibst, ist es ein Segen für die Menschheit, daß Du nicht als Zahnarzrt oder gar Chirurg arbeitest.
Spass beiseite, ich habe auch schon Klingen im Backofen angelassen, die sich bei 175 Grad, nicht verfärbt haben. Habe dann wie Du etwas mehr Hitze gegeben und sie war weich. Wahrscheinlich war die Klinge nicht blank genug oder nicht gut entfettet. Ich stelle jetzt immer 170 Grad ein und alles, schärfverhalten und Standzeit, ist gut. Sch... auf Anlassfarben.
Wenn Du Deinen Griff am Bandschleifer bearbeitest, leitet das Messing die Wärme ins Leder, welches dann von der Hitze schrumpft.
Vielleicht habe ich Dir ein paar Misserfolge erspart.
Bye
VM
Zuletzt bearbeitet: 5. Oktober 2015 um 14:16, volker mühlberg (volker53)
5. Oktober 2015 um 21:48
Hi Lenny , mach lieber was schönes aus dem Damast. Einen Griff würde ich nicht mehr in Angriff nehmen ,wenns schon gerissen ist. Wenn du aber Leder dazwischen machen willst, ich habs vorher in Bienenwachs gekocht, dann schrumpft es nicht mehr und lässt sich gut bearbeiten. Ansonsten viel Erfolg. Halt uns auf dem Laufenden
12. Oktober 2015 um 11:23
Das wird schon noch nen Messer. Ist ja auch schon alles ausgeschliffen und zum Brotschmieren wirds schon noch reichen. Und wie gesagt: Im zweifellsfall ist es zum Üben, damit bei der richtigen Klinge es dann nicht am Griff scheitert. Wäre ja och schade.

Das das Leder schrumpft ist ja nochmal ein guter Rat. Das wäre bestimmt ganz schön hässlig geworden. Das es mit Epoxidharz eingeschmiert wird ändert daran auch nichts ja? Ich glaube ich lasse das Leder dann doch lieber weg.  Ich habe zwar grade viel Bienenwachs da, aber das klingt mir alles wieder nach Sauerei und Fehleranfälligkeit. 

Gruß Lenni

PS @ Volker: Zwar keine Zahnärzte, aber andere Mediziner üben deswegen ja auch erstmal an Leichen. Genau wie ich halt ;) Viele dieser Schritte hätte ich auch nicht gemacht wenn man mir nicht auf die Schulter geklopft und mir dazu geraten hätte keine Wissenschaft daraus zu machen. Aber das ist ein anderes Thema...
Zuletzt bearbeitet: 12. Oktober 2015 um 11:33, Lennart G
12. Oktober 2015 um 13:45
Lenni mach das ruhig mit dem Leder, 4mm dickes Leder schrumpft nur wenig, wenn es gut verkebt ist und Du vorsichtig schleifst. Du weißt ja, je feiner das Korn am Bandschleifer umso mehr Wärme entwickelt sich. Am besten mit der bloßen Hand festhalten, bis es zu warm wird. Das ist ein gutes Maß. Am Ende dann doch lieber per Hand fertgschleifen.
Lass doch mal ein paar Bilder vom Zwischenstand sehen.
Bleib dabei, mach es wie die alten Chirurgen
VM
13. Oktober 2015 um 09:26
Na hopla, also an 4mm habe ich eher nicht gedacht. eher so 1 bis max. 2mm (dachte da an olles Sofaleder). Um Bilder lasse ich mich natürlich nicht lagne bitten: Feuer frei!

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Das Eichenstück wird nochmal neu gemacht. Das Loch ist viel zu groß und nicht zentriert genug. Da es sich nicht so gut schleifen ließ, wollte ich durch Absägen der Kanten dem Bandschleifer einen Gefallen tuhen, allerdings ist mir dann aufgefallen, dass ich dann ja garnicht mehr meine Griffform aufzeichnen kann.

Das Muster finde ich eigentlich total Klasse, obwohl es wohl eher aufgrund eines Fehlers als nach Lehrbuch entstanden ist. Ich habe zuerst zwischen zwei Damastpakete aus altem Eisen und 2842 eine vermeidliche C70 Schneidlage eingeschweißt, dann Dreiecke mit der Flex in den Dekor eingeschliffen und die dann plan geschmiedet. Bei der anderen Hälfte des Damast (der aus dem nicht dieses Messer entstand) hat sich die Schneidlage dann in alle Winde verteilt und wurde so für ein Messer unbrauchbar. Hier hat es nur an einer kleinen Stelle dazu geführt, dass das Eisen in die Schneidlage rutschte.

Geätzt wurde dann ca. 5min + 20min in frischer 40% Eisen 3 Chlorid, dann nochmal ca 3 Stunden in hochkonzentrierten Kaffe und dann nochmal die ganze Nacht. Zwischen den Schritten immer mal mit 1200 Papier drüber geschliffen. Leider hat das Schleifen auch immer mal wieder den 2842 erwischt, welcher dadurch nicht so schwar geblieben ist wie von mir erhofft. Ganz merkwürdig fand ich wie gut grade der Kaffe hinten am Messer angegriffen hat, während vorne alles etwas heller blieb. Irgendwelche Ideen an was das liegen könnte?

Tjoar das isses jetzt. Ich hoffe am Wochenende finde ich die Zeit den Griff aufzukleben.

Beste Grüße,

Lenni
Zuletzt bearbeitet: 13. Oktober 2015 um 09:30, Lennart G
13. Oktober 2015 um 14:20
Hi,
das Messer ist doch schonmal garnicht schlecht von Muster und Form finde ich. Etwas grobe Übergäge vom unterem Messing zum Horn vielleicht. Mache ruhig Leder dazwischen, so dünnes geht immer.
Anfangs dachte ich, Du wolltest Messing und Horn in Längsrichtung verkleben, das wäre problematischer geworden.
Das mit dem Ätzen ist anscheinend schwieriger als man denkt. Ich habe bisher nur eine Klinge geätzt, mit der ich vollkommen zufrieden bin. Bei allen anderen könnte so manches besser sein.Ich forsche auf jeden Fall weiter wie die Chirurgen.
bye
VM
13. Oktober 2015 um 14:41
Was genau meinst du mit groben Übergängen? Von der Hornhaut die man jetzt noch sieht soll am Ende nichts mehr übrig bleiben. Ich erhoffe mir da eher ein schönes weiß. Habe es nur zusammengesteckt um zu zeigen wie ich es geplant habe. Der grobe Übergang wird also quasi noch plan geschliffen. Sofern wir nicht aneinander vorbei reden

Das mit dem Ätzen ist auf jedenfall ne Wissenschaft für sich. Das scheint jeder irgendwie anders zu machen
Zuletzt bearbeitet: 13. Oktober 2015 um 14:42, Lennart G