Jagdpfeilspitze schmieden

1. Februar 2015 um 20:15
Hallo alle miteinander,

ein Kumpel hatte mich letztens mal gefragt, ob ich ihm nicht mal eine Jagdpfeilspitze schmieden könne und hat mir daraufhin eine Zeichnung gemacht, die in etwa so aussah:
Pfeil.png

Dabei hat er extra betont, dass die Tülle quasi in die Klingt reingehen muss und nicht darunter, wie man es bei den ganzen Bodkinspitzen auf youtube sieht.

Würde mich freuen wenn mir jemand erklären könnte wie man das macht, da ich persöhnlich keine Ahnung hätte wie ich das realisieren soll.

Gleiches Problem habe ich übrigens auch bei Saufeder. Wie hat man denn ohne Schweißgerät damals einen Querbalken an die Speertülle bekommen? Oder gibt es gar einen Weg das ohne schweißen auszuschmieden?

Beste Grüße und schonmal vielen Dank für die kommenden Ratschläge,

Lenni
1. Februar 2015 um 20:30
Also ich hab die letzten Monate hunderte Pfeilspitzen in Bodenfundforen studiert, sowas hab ich nie aus Eisen gesehen. Und selbst wenn die Spitze so ausehen würde muss die Tülle ja nicht bis ins Batt hohl sein. Typische Jagtspitzen haben auch Wiederhaken.

Die einzigen Spitzen die ich gesehen habe, die so aussahen waren aus Bronze.
1. Februar 2015 um 20:38
Servus,
Ich schließe mich Klaus an, es ist kaum zu realisieren das die Tülle ins Blatt vorgeht. Soetwas denke ich ist eine Gießarbeit, wie Klaus auch schon andeutete.

Zum Thema Flügel an der Saufeder, du kannst auch einen Knebel an einer Kette am Schaft befestigen, unser Lutz (Hacheschmied) hat da ein sehr schönes Exemplar.
Ansonsten kannst du die Flügel natürlich auch Feuerschweißen. Feuerschweißen kennst du ja. Man muss sagen, das die damals schon echte Profis im Feuerschweißen waren, unsereins wird lange brauchen um mal wieder in die Nähe dieser Künste zu kommen. Allerdings gibt es auch einige Profis die bereits Flügel im Feuer anschweißen.

Viele Grüße,
Alex
1. Februar 2015 um 20:48
Irgendwie sowas habe ich mir schon gedacht, aber wie man sowas schmieden soll war mich doch recht unklar ^^ Aber Klaeus wo du schon grade von Pfeilen mit Widerhaken redest. Da bin ich mir fast sicher mal welche gesehen zu haben, wo der WIederhaken bis über die Tülle zurück reicht. Biegt man dass quasi herrunter oder wie?

Das mit dem Knebel habe ich auch schon gesehen glaube ich. Werd bei Lutz nochmal in der Gallerie schauen. Ich persöhnlich würde mich aber doch argh davon distanzieren feuerverschweien zu können. Ich habe da grade eine Zange in der Werkstatt liegen, wo ich mal versuchshalber die Griffe anschweißen wollte, aber mir graust es regelrecht davor

Aber wenn ich grade drüber nachdenke, könnte man den Schritt ja bei der Saufeder auch schon sehr früh machen und dann entsprechend ausschmieden? Wär mir ja glatt mal den Versuch wert
1. Februar 2015 um 20:56
Hab sowas noch nie geschmiedet und auch noch niemanden gefunden der mich so ne Spitze in die Säure fallen lassen würde aber ich würde nen Bodkin schmieden und umlaufend nen Streifen aufschweißen.
1. Februar 2015 um 21:01
Also die Wiederhaken kannst du schon in die Tülle reinschmieden. Du schmiedest vorne Flach aus, (dicker, also breiter zur tülle hin) und spaltest dann auf. anschließend schmiedest du die Abgespaltenen breiten Teile zu Spitzen zusammen, wodurch sie länger werden und anschließend in die Tüllenlänge hineinragen.

Wenns nicht so Weit wär, würd ich dich mal zu mir einladen... dann könnten wir mal nen Nachmittag machen wo ich dir ein bisschen was zeige, Pfeilspitezn/Speerspitzentechnisch und Feuerschweißen von Baustahl mit Quarzsand. So schwer ist das gar nicht, erfordert nur Grundkenntnisse und Übung.
2. Februar 2015 um 17:44
Hallo,

die Widerhakenspitzen sind eben n bissel trickreich, wie Alex schon sagte http://hacheschmiede.de/showdetails.php?id=452 Man Schmiedet ersteinmal die Spitze (mit mittelgrad etc.) dann Spaltet man die Widerhaken wie auch die Tüllenabwicklung aus, klappt die Widerhaken ein, rollt und schmiedet die Tülle zusammen (wer spaß dran hat feuerschweißt die dann auch), dann klappt man die Widerhaken wieder runter.. und korregiert ggf. noch.

Achja.. und die Jagdspitze von deiner Skizze ... da schließ ich mich Klaeus und Alex an.. Kenn ich so nicht und ist sehr blöd zu schmieden.

Zur Saufeder und den Flügeln... da hab ich auch kein passendes Patentrezept.. aber geh mal stark davon aus das die Feuergeschweißt wurden. Ich habs allerdings auch an der Tülle feuerschweißtechnisch noch nicht hinbekommen (deshalb produzier ich z.B. auch keine historischen Flügellanzen, da ich es nicht historisch korrekt hinbekomme... zeitgenössische Saufedern allerdings bekommen da elektrisch eine Nachhilfe...)
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
2. Februar 2015 um 18:42
Hallo zusammen,

wenn ich so eine Spitze schmieden müsste, dann würde ich das Werkstück in der Mitte(der Breite) dünn ausschmieden.
Das auf beiden Seiten gemacht und in der Mitte gefaltet. Dann wäre das Loch für den Pfeilschaft in der Spitze intergriert.
Ungefähr genauso wie hier: http://www.schmiede-replikate.ch nur kleiner und fummeliger
Und zu den Widerhacken sag ich lieber wenig: Wenn man ein Tier nicht mit einem Schnellen Schuss töten kann, sollte man
vielleicht darüber nachdenken, ob man das Tier überhaupt jagen sollte.
Meine persönliche Meinung einfach mal so in den Raum gestellt, wobei ich jetzt nicht weiß, ob die Pfeilspitze als Anschaungspbjekt dienen soll oder wirklich zum jagen.

Gruß
Harald
Trinke das Bierchen, solange es kalt ist;)
2. Februar 2015 um 19:17
@ Alex: Tja schade eigentlich, dass auch im kleinen Deutschland schon so weite Strecken zu Stande kommen. Aber danke fürs Angebot, vielleicht werd ichs ja mal einfach in Anspruch nehmen
Grundsätzlich würde ich auch fast behaupten Feuerverschweißen zu können. Die Übung fehlt halt einfach nur ^^

Euren beiden Erklärungen entnehme ich, dass man quasi eine normale Jagdspitze schmiedet, nur eben den unteren Teil von der Tülle abtrennt und spitz ausschmiedet? Da war ich ja völlig auf dem Holzweg, aber jetzt wo ich mir die Bilder anschaue, merk ichs auch

@Schmiedebierchen: Na die Seite ist ja mal ne Ansage. Das mit den Wiederhaken war aus meiner Sicht eher ne Diskussion für das wie gehts, weil irgendwie muss es ja gehen ;) Auch die Jagdspitze wird nicht zum Einsatz kommen. Der Typ larpt und schießt halt Bogen. Da kriegt man schnell mal Bock auf so ne "authentische" Pfeilspitze. Wenn ich den damit auf der Jagd erwische gibts ärger! Vorallem weil ich das gute Stück was ich ihm jetzt geschmiedet habe nicht scharf gemacht habe. Soll an seinen Schlüsselbund kommen ;) Alles gut also!

@Klaeus: Flügel an den Bodkin schweißen find ich gut. Das kommt direkt ins Handwerkerbuch der gekonnten Fuschereien


Wegen der Saufeder: Könnte man nicht auch eigentlich einfach ein Stück aus dem Rohmaterial rausstauchen? Ich stell mir das gerade ein wenig vor wie beim Gesenk schmieden. Wenn man den Rohlin quasi von beiden Seiten (oben und unten) so bearbeitet, müsste man ja an einer definierbaren Stelle einen breiteren Ring haben, den man wiederum zu den Haken ausschmieden könnte. Oben drüber dann die Klinge und unten drunter ne Tülle geschmiedet und fertig ist der Lack ... Braucht man halt nur ganz schön dicke Arme für

2. Februar 2015 um 19:32
Nochmal zur Jagdspitze...

in Deutschland ist die Bogenjagd dankenswerterweise verboten. Soweit ich weiß ist das Tier in den seltensten Fällen durch den direkten Schuß gestorben sondern eher an Verbluten bzw. Abstechen gestorben. Der Pfeil hat das Tier eher Krank geschossen (natürlich war der Idealfall der sofortige Tod, da hier ein Nachsuchen überflüssig wurde). Da man hiervon aber eher nicht ausgegangen ist, sind Jagdspitzen eben recht groß um auch dementsprechende Wunden zu schlagen durch die dann das Tier schnell verblutet.

Ich denke eher das die Jagdspitzen als Anschauungsobjekt dienen. Die ich bis jetzt geschmiedet habe sind zumindest nur für die Anschauung.
Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes. Es muss dir gelingen, das zu tun, was erforderlich ist.
2. Februar 2015 um 21:16
Link  
3. Februar 2015 um 09:31
Ha ich glaubs ja nicht, aber gut. Aus drei Teilene zusammenschweißen klingt noch nicht so derb wie um nen Bodkin nen flachen Ring schmieden XD Aber interessant zu sehen! Damit nehm ich das mit dem Fuschen mal ganz schnell zurück und packe es ins Handwerkerbuch der guten Ideen ... welches sich übrigens viel zu häufig sehr gut mit dem Handwerkerbuch der gekonnten Fuschereien versteht. Denn Fusch ist nur Fusch der wie Fusch aussieht und nicht entfuscht wurde