Jagdmesser aus einem Stück Damastband herausfeilen?

23. November 2020 um 13:52
Hallo,
habe mich nun nach Jahren dazu durchgerungen, mir ein, exklusiv für mich hergestelltes, Damast Jagdmmesser zu zulegen. Jetzt hat man mir Angeboten, das ich von einem Stück Damastband, ein Stück, in der Stärke und Länge die mir vorschwebt, als Messerrohligs ersatz zu verwenden. Aus dem soll dann die Messerform, die ich gerne hätte, raus geschliffen werden. Was haltet ihr von dieser Variante. Ich kann mir vorstellen, das bei diesem Herstellungprozess, die Härtungen der einzelnen Teile des Messers (Klinge, Spitze, Rücken und Griff), nicht so gegeben sind, wie bei einen geschmiedeten Messerrohling. Ich hoffe ihr experten könnt mir helfen und mich aufklären. Vielen Dank im Voraus.
23. November 2020 um 14:45
Hallo StickySpider,

aus einem bereits gehärteten Damaststück ein Messer raus zu arbeiten ist sehr Zeit- und Materialintensiv, was die Schleifmaterialien anbelangt. Außerdem hast du Recht. Je nachdem wieviel, wie lange und wie intensiv geschliffen wird, verliert auch der Damst an Härte. Ich würde mir den Rohling normalisiert und weichgeglüht geben lassen und ihn nach dem Bearbeiten dann zum Härten und Anlassen geben, sofern du es nicht selbst machen kannst.

Gruß Thomas

 

23. November 2020 um 15:16
Bei einer geschmiedeten Klinge ist natürlich das Material an der Spitze und Schneide verdichtet. Wenn Du nur schleifst und feilst , dann nicht. Bei gut durchgeschmiedetem Damast ginge das wohl trotzdem, wenn man keine Möglichkeit zum schmieden hat. Weichgeglühter Damast lässt sich mit nen guten Feile feilen, wenn auch mühsam. Wenn Du die Klingenform wirklich rausflext solltest Du nachher noch mal weichglühen um die Spannung rauszubekommen, dann wieder härten.
Falls Du das jetzt zum ersten mal machst solltest Du Dir Hilfe holen, es kann passieren, daß sonst der schöne Damast versaut wird.
Volker
23. November 2020 um 16:50
Das ist so nicht richtig. Stahl kann man nicht verdichten!

Diese Aussagen stammen noch aus einer Zeit, in der noch mehr
unerwünschte Stahlbegleiter im Stahl waren (Schlacke usw. ) als Legierungselemente
und waren schon darmals falsch. 
 
Alles andere ist korrekt.
Flexen für sie Außenkontur kann man machen, man sollte jedoch eine "kühle" VA-Scheibe nehmen.
Den Winkel dann mittig anreißen und Feilen bis auf ca. 0,5mm feilen. (oder halt am Bandschleifer.)
Das alles im weichgeglühten Zustand. Dann Härten, anlassen und der letzte Schliff.
Such einfach mal unter "stock removal" . Hat allerdings nichts mit schmieden zu tun ;)

Die Differenz in der Härte aufgrund der Klingenform/dicke oder dem Verfahren bei richtiger Anwendung ist bei Messern normalerweise zu vernachlässigen, und Damast sollte eh. durchgehärtet werden.
Bei Monostählen kann man, speziell wenn man schmiedet, auch differenziell Härten (Schneide Hart, Rücken und Erl weich.)
Problematisch ist da schon eher, das einige Experten den Stahl (speziell die Spitze und die Schneide) am Bandschleifer "ausglühen"/ verbrennen.

Was für eine Klingenform hast du denn gewählt?
Welchen Erl (Flacherl, Spitzerl, Integral)


P.S. Fräsen wäre noch eine Möglichkeit...
Viele Grüße aus dem Ennepetal - Stefan (uuups)

Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.
[Offenbarung 21,6]
Zuletzt bearbeitet: 23. November 2020 um 16:57, Stefan Bernecker
23. November 2020 um 21:01

Das alles im weichgeglühten Zustand.

Mein Reden.  Ich würde niemals erst Härten und dann die Messerform raus arbeiten. Das machen nur die Amis bei "Forged in Fire". 

Hat allerdings nichts mit schmieden zu tun ;)

Wollte er wohl auch nicht.

Meine Empfehlung bleibt: Lass dir den Damast weichgeglüht geben, arbeite, wenn es soweit ist, das Messer aus dem Damast raus und lass es dann wärmebehandeln.

Gruß Thomas

 

24. November 2020 um 14:08
Das ist so nicht richtig. Stahl kann man nicht verdichten!

Ok, da habe ich wieder was gelernt. Man kann aber gerade beim Lagendamast gut sehen, daß geschmiedete Lagen z.B. an der Spitze zusammenlaufen. Zerspante sehen eher aus wie abgeschnitten. Bei geschmiedeten oder zerspanten Werkstücken gibt es auch sog. "Fasern" die beim zerspanen einfach abgeschnitten werden und beim schmieden zusammengestaucht. Das soll eine höhere Festigkeit geben.
Klingen aus dem weichgeglühten  Rohling auszuarbeiten geht nach meiner persönlichen Erfahrung nach ca. 80 Messern am besten am Bandschleifer. 0,5 bis 0,8 an der Schneide stehen lassen. Feilen geht auch, ist aber sehr mühsam. Nur mit der Flex muß man schon richtig gut sein sonst wird das nix. Allerdings schaffen manche so einen Hohlschliff, ich (noch) nicht.
Nach dem Bandschleifen normalisiere ich noch.
VM
26. November 2020 um 10:16
Das ist so nicht richtig. Stahl kann man nicht verdichten!

Verdichten nicht, das ist richtig. Aber durch das Schmieden tritt eine Kornfeinung auf. Durch Walzen wird zum Beispeil ein zeiliges Gefüge im Stahl erzeugt. An den Korngrenzen, in denen dann viel Energie gepeichert ist, wird durch das Schmieden eine Kornneubildung und Kornfeinung erzeugt. Schmieden hat schon einen positiven Effekt, richtge Temperatur mal vorausgesetzt. In einem geschmiedeten, normalisierten und weichgeglühten Stahlpaket ist das aber nicht mehr relevant. 


Bei geschmiedeten oder zerspanten Werkstücken gibt es auch sog. "Fasern"

Bei Stahl, der früher durch den Rennofen erzeugt wurde, gab es das. Das sieht man bei altem Schmiedeeisen sehr gut, wenn man es einkerbt und bei geringer Hitze biegt. Dort kommen dann die Fasern zum Vorscheon. Lag aber primär daran, dass das Eisen ja nicht geschmolzen sondern reduziert wurde. Dann musste das wieder gezängt werden etc. Heidenaufwand. Bei den modernen Stählen hast du den Effekt wenn überhaupt nur minimal. Spätestens die ESU-Stähle sind dann homogen wie Kuchenteig. 
27. November 2020 um 10:17
@volker53:
Das was du beobachtes hast ist einfach das Ergebis durch das Recken/Stauchen beim Schmieden.
Das Volumen und die Dichte bleibt (bis auf den abgefallen Bast) gleich.

c.baum hat es ja sehr schön erklärt.
Auch das mit den "Fasern" die keine sind.
Den Effekt mit den Zeilenförmigen Verunreinigungen gab es bei Puddeleisen übrings auch noch.
Sieht oft etwas Blätterteigmäßig aus wenn man altes verrostetes Schmeideeisen z.B. an Gebäuden sieht.



Viele Grüße aus dem Ennepetal - Stefan (uuups)

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[Offenbarung 21,6]
30. November 2020 um 10:19
Den Effekt mit den Zeilenförmigen Verunreinigungen gab es bei Puddeleisen übrings auch noch.

Ja freilich, da hast Du Recht! Das liegt ja am Verfahren, da ja beim Puddeleisen nur indirekt mit der warmen Abluft geheizt wird. Das Eisen schmilzt, mit abnehmendem C-Gehalt steigt der SChmelzpunkt und das Eisen wird zäher. Zum Entkohlen wurde ja die Schlacke immer wieder "untergehoben". Anschließend musst auch hier wieder das Eisen durch mehrfaches Umschmieden homogenisiert und gereinigt werden. 

@StickySpider

Funktionieren wird das. Du solltest dir halt einen weichgeglühten Rohling geben lassen, alles andere ist zeit- und materialaufwendig. Bzgl. Härten kannst Du dich auch vertrauensvoll an mich wenden.