Holzwerkzeuge....meine kleine Spielkiste :)

28. Oktober 2013 um 12:45
Hallo zusammen,

heute möchte ich euch nach langer Zeit mein Projekt "Holzwerkzeuge" vorstellen.
Ich habe über längere Zeit verschiedene Werkzeuge geschmiedet. Ursprünglich hatte ich einfach nur Lust was mit Holz zu machen.
Angefangen mit einfachen Werkzeugen kam ich beim Schnitzen einer großen Holzschale nicht mehr weiter. Also schmiedete ich mir immer mehr Werkzeuge um damit die Schale schnitzen zu können.
Als ich mit der Schale fertig war, hatte die Begeisterung für die Holzwerkzeuge jedoch noch nicht abgenommen und so schmiedete ich noch einige andere Werkzeuge und beschäftigte mich gleichzeitig mit verschiedenen Techniken der Holzbearbeitung.
Zwar ist mein Vater in der 3. oder 4. Generation Schreiner und auch bei der jahrelangen Kernsanierung unseres 200 Jahre alten Fachwerkhauses habe ich bereits einiges an Erfahrung und Fertigkeit im Umgang mit Holz gesammelt, aber in letzter Zeit habe ich mich intensiver mit den "alten Techniken" beschäftigt.

Hierbei habe ich neben Büchern zum Beispiel folgende Quelle häufig genutzt: Klick

Da ich mir mit dem Einstellen Zeit gelassen habe sind nun sehr viele Stücke aufeinmal in diesem Beitrag. Um Chaos und Verwirrung zu vermeiden, schlage ich vor dass jeder der über ein bestimmtes Werkzeug genauer und intensiver disskutieren will dies dann anmerkt und ich dann zu diesem Werkzeug einen eigenen Beitrag aufmache. Einfache Fragen, falls voranden können wir aber auch durchaus hier klären (Ausgangsmaterialien o.ä.)

Nun werde ich die Werkzeuge einzeln vorstellen:
Das Gewicht bezieht sich immer auf das Gesamte, da ich die Gewichte ohne Stiel nicht gewogen habe. Alle Werkzeuge sind verstählt. Die Grundkörper alle aus Baustahl und die Schneiden aus Federstahl (Blattfeder).

(Alle Bilder sind eigentlich größer. Unter Rechtsklick "Grafik anzeigen" sind sie größer zu sehen!!)


Die Axt mit der alles anfing:
-60cm Gesamtlänge
-65mm Schneide
-1kg Gewicht

P1020657.jpg

P1020658.jpg


Da ich beim Aushöhlen der Schale beld nicht mehr tief genug kam habe ich zwei Dexel geschmiedet mit unterschiedlichen Schneiden. Beide einseitig verstählt. Die Stiele sind aus einem alten Vorschlaghammerstiel geschnitzt.

Nr. 1
-32cm Gesamtlänge
-45mm Schneide
-700g Gewicht

Nr. 2
-27cm Gesamtlänge
-60mm Schneide
-650g Gewicht

P1020659.jpg

P1020660.jpg



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Zuletzt bearbeitet: 28. Oktober 2013 um 13:54, Wilhelm Weyer
28. Oktober 2013 um 13:07
Bei den folgenden Stemmeisen hat mich John Neeman inspiriert.
Die Eisen sind nicht zum Schlagen, sondern werden am Griff gehalten und nur gedrückt.

Die Stiele hab ich wie im Video selber gedrechselt. Beide Werkzeuge einseitg verstählt.

Nr. 1 leichte Wölbung um auch Aushölen zu können.
-52cm Gesamtlänge
-55mm Schneide
-600g Gewicht

Nr. 2
-50cm Gesamtlänge
-25mm Schneide
-430g Gewicht

P1020661.jpg

P1020662.jpg



Um in die Ecken zu kommen habe ich die folgenden beiden Werkzeuge benutzt:

1. Ein kleines Beil, das ich zum Anmachholz hacken in der Werkstatt hatte. Das einzige Werkzeug, das ich schon vorher hatte.
Geschmiedet aus C45 mono.
-28cm Gesamtlänge
-65mm Schneide
-400g Gewicht

P1020672.jpg



Außerdem habe ich mir eine große Stemmaxt geschmiedet. Mehr zu den besonderen einzatzgebieten weiter unten.
Von hier an haben fast alle Äxt genormte Löcher und gekaufte Stiele!

- 54cm Gesamtlänge
-27cm Ausladung
-40mm Schneide
-1050g Gewicht

P1020663.jpg

P1020664.jpg



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Zuletzt bearbeitet: 28. Oktober 2013 um 13:55, Wilhelm Weyer
28. Oktober 2013 um 13:25
Nun kamen die Breitbeile und Äxte um die Außenseite der Schale behauen zu können.
Die Schneiden sind aus Teilen der Blattfeder. Die Schweißung sitzt aus Gründen der einfacheren Herstellung immer dort wo der Axtkörper in die Breite Schneide übergeht.

Angefangen bei einem kleinen Breitbeil mit kurzem Griff.
-49cm Gesamtlänge
-130mm Schneide
-1100g Gewicht.

P1020667.jpg

P1020668.jpg



Weiter gehts mit einer großen Bartaxt.
-62cm Gesamtlänge
-190mm Schneide
-1700g Gewicht

P1020665.jpg

P1020666.jpg



Die Reihe der Breitbeile/Äxte schließt ein sog. dänisches Doppelbeil.
Das Auge ist nach der selben Methode wie in diesem Video geschmiedet: Klick
-71cm Gesamtlänge
-350mm Schneide (das Härten hat Nerven gekostet!!!)
-1450g Gewicht

P1020669.jpg

P1020670.jpg

P1020671.jpg



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Zuletzt bearbeitet: 28. Oktober 2013 um 13:56, Wilhelm Weyer
28. Oktober 2013 um 13:51
Im vorerst letzten Abschnitt stelle ich noch eine Doppelaxt vor und einige Bilder von Holzarbeiten wie der Schale.

Die Doppelaxt: Unterschiedlich geschliffene Schneiden, eine Seite ist mit meinem Schlagstempel markiert, damit man die Schneiden schneller voneinander unterscheiden kann. Sehr langer Stiel.
Eignet sich super zum Bäume fällen, was ich bereits ausführlich getestet habe
Das Auge ist mir leider zu klein geraten. Daher ist dies auch die Axt mit der ich am wenigsten zufrieden bin...

-91cm Gesamtlänge
-beide Schneiden 90mm
-1750g Gewicht (lässt sich sehr gut Schwingen!!)

P1020673.jpg

P1020674.jpg



Zum Abschluss mal der derzeitige Stand der gesamten Sammlung:

P1020656.jpg

P1020679.jpg


Und mit diesen Bildern kommen wir auch gleich auf die Schale zu sprechen.
Aus Pappelholz geschnitzt (ein Spaltstück eines Baumstamms). Ich habe beim Schnitzen/bei der Formgebung den natürlichen Dreh des Holzes beibehalten, er Boden der Schale ist aber parrallel zur Unterseite.
Außemaße:
-90cm Länge
-45cm Breit
-in der Mitte 25cm Höhe

Gewicht...keine Ahnung....Ich kann sie heben....
Ich schätze aber mal 20-30kg.

P1020675.jpg



Zu aller letzt möchte ich noch auf eine andere Holztechnik zu sprechen kommen.
Inspiriert hat mich wieder ein Video: Klick

Also habe ich angefangen mit Balken herzustellen. Der Balken auf dem das Tanzpaar tanzt ist auch herbei entstanden: Klick

Beim folgenden Balken ist nur mit zwei Werzeugen gearbeitet worden! Die große Bartaxt und die Stemmaxt.

Balken aus einem Runholz hauen--> nur die Bartaxt verwendet!
Zapfen herstellen--> nur die Stemmaxt verwendet!

P1020677.jpg

P1020678.jpg



Hiermit schließe ich vorerst ab!
Ich hoffe euch gefällt mein Werkzeug!

Die eine oder andere Axt wird in Zukunft sicher noch dazu kommen...

Gruß Willi
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Zuletzt bearbeitet: 28. Oktober 2013 um 15:32, Wilhelm Weyer
28. Oktober 2013 um 16:11
boaaaah! Wahnsinn! Chapeau! Hut ab! Bewunderung!
Da gewinnt dein Claim "Jedes Werkzeug ist es wert von einem selbst hergestellt zu werden" eine vollkommen neue Bedeutung!
Schön zu sehen, wo ich mal hinkommen will!
LG aus Niederösterreich!
Stephan
28. Oktober 2013 um 16:28
Super Willi, wie gewohnt von dir, perfekte Schweißnähte !

Ich ahne dass es an der Verfügbarkeit lag, oder warum hast du keinen C-reicheren Stahl zum verstählen genommen?

Wie schlägt sich der Federstahl?
28. Oktober 2013 um 17:19
Nabend Willi,

genau mein Geschmack. Eine Kiste voller Werkzeug, aber Werkzeug das man brauchen kann. Nix zum hinstellen und anschauen! Man kann damit wieder was neues machen, ohne auf High-Tech-Firlefanz zurückgreifen zu müssen.

So entstanden Zivilisationen


Ingo

 
http://naabtal-klinge.de/

........ Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe! oder trags mit Ruh - Bist du Amboss, sei geduldig. Bist du  Hammer schlage zu!..........

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Es sind die Fantasten, die die Welt in Atem halten und nicht die Erbsenzähler!
28. Oktober 2013 um 17:32
Jedes Bild ein neues "Oha!" oder runterhängende Kinnlade....

Sehr schön sehen die Werkzeuge aus und was ich besonders gut finde: sie wurden nicht nur einfach so hergestellt, sondern sind selber geschmiedet und eingstielt, wenn nicht sogar der Stiel selbst gemacht ist und vorher wurde auch wohl ordentlich geplant nd recherchiert. Ich finde das einfach super!

@Kläus: Welchen Stahl würdest du für Holzwerkzeuge wählen und was ist nachteilig am Federstahl?
Viele Grüße!
  Nils
28. Oktober 2013 um 17:59
Schöne Sammlung Willi, da steckt viel Arbeit drin aber das macht nix wenn dann sowas dabei rauskommt.

Ein kleiner Tipp, Spirlfedern sind besser als Blattfedern, die sind in der Regel aus 51CrV4 das ist ein super Stahl.

Grüße Peter 
meine Homepage

Einfach nur schön das Schmiedeleben



28. Oktober 2013 um 18:52
Nun ich bezweifle dass Spiralfedern generell aus 51CrV4 sind. Was ich weiß ist, dass Mercedes und Volvo meist 51CrV4 oder 58CrV4 verbauten, sowohl bei Spiralfedern als auch bei Blattfedern. Große Spiralfedern von z.B. Unimog sind sicher daraus. Das ist so ziemlich der belastbarste Federstahl den ich kenne.

Ansonsten sind Blattfedern bis 10mm oft aus 55Si7 und darüber 65Si7.

Blattfedern haben schöne Materialgrößen zum verstählen solcher Werkzeuge. Sie sind aber vermutlich nicht so schneidhaltig wie andere Stähle. Ich würde eher Stähle wie C70, 75Cr1, 85CrV2, C90, C100 wählen, gerade bei Werkzeugen die sehr präzise geführt werden wie die oben aufgeführten. Also nicht gequält, verkantet usw. werden. Die von mir genannten Stähle werden auch für die Holzbearbeitenden Werkzeuge wie Sägeblätter, Stechbeitel verwendet. Allerdings sind sie meist nicht in geeigneten Querschnitten verfügbar, es sei denn man kauft gezielt dafür ein. Sie sind schneidhaltiger bei hoher Zähigkeit.

Willi weis was er tut und hat sehr viel praktisches Wissen. Deshalb interessiert mich auch wie er über seine Materialwahl, bzw deren Leistung denkt.
28. Oktober 2013 um 19:44
Hallo Zusammen,

zunächst vielen Dank für euer großes Lob! Das freut mich sehr!

Nun zur Materialfrage:
Worum es sich bei dem Material genau handelt, weiß ich nicht. Allerdings ist der von Klaus angesprochene Bezug zu Mercedes interessant!
Die Blattfedern stammen aus einem alten Mercedes-Lkw. (Dem hier sehr ähnlich: Klick)

Wie schon richtig vermutet habe ich die Federn verwendet da sie in einer passenden Materialgröße vorliegen und ich bisher gute Erfahrungen mit diesen Federn gemacht habe.
Ich habe auch bei den teilweise recht schwierigen Schweißungen gut mit dem Stahl arbeiten können und habe eine starke Schneide erzielen können.

Gehärtet habe ich fast immer in Öl. Lediglich das dänische Doppelbeil mit seiner 35cm langen Schneide hat nicht in den Ölbehälter gepasst und wurde also im Wasser gehärtet. (Hab ich mich getraut weil ich das vorher an anderen Stücken schon erfolgreich getestet habe)
Angelassen wurde bei allen Werkzeugen mit Restwärme oder dem Schmiedefeuer! Wir wollen ja traditionell bleiben!

Nach dem Anlassen habe ich oft einen kleinen Härtetest durchgeführt. Ich gebe zu dass es mir nicht bei allen Werkzeugen gelungen ist das Stahlpotenzial voll auszureizen.
Vor dem Härten habe ich die Schneiden mit der Flex geschliffen...so scharf wie sie dann eben werden. Nach dem Härten und Anlassen habe ich dann z.B. einen Axtkopf in die Hand genommen und mit der Schneide auf einen 12mm Rundstab geschlagen. Der Rundstab hatte dann eine kleine Kerbe und die Schneide des Axtkopfes zeigte keine Spuren.
Anschließend wurde dann mit dem Wasserschleifstein der Endschliff durchgeführt.

Ich finde das ist ein überzeugendes Ergebniss und reicht mir persönlich zur Holzbearbeitung. Auch die Ergebnisse am Holz konnten mich überzeugen. Mit den Stemmeisen konnte ich auch bei Hartholz "hobelglatte" Schnittflächen erzielen.



da steckt viel Arbeit drin aber das macht nix wenn dann sowas dabei rauskommt.



Also zwischendurch ist auch manchmal Mist rausgekommen. Zweimal hatte ich eine im Härtebad gerissene Schneide, was draran lag dass ich falsch eingetaucht habe und so die Schneide Zugbelastungen abbekam....Bartäxte erfordern eine besondere Vorgehensweise beim Abschrecken!
Einmal hatte ich eine Schweißung die nicht halten wollte.

Aber wenn man sich seine kaputten Teile dann anguckt und drüber nachdenkt dann erlangt man meist sehr hilfreiches
praktisches Wissen



Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
Zuletzt bearbeitet: 28. Oktober 2013 um 19:57, Wilhelm Weyer
28. Oktober 2013 um 19:48
Hallo Willi.

Ich kenne ja schon deine Äxte aber hast schön Präsentiert!

Gruß der pit03.
28. Oktober 2013 um 20:20
Na, das klingt doch gut ! Sehr gut gemacht

gez. der Theoretiker
Zuletzt bearbeitet: 28. Oktober 2013 um 21:16
28. Oktober 2013 um 21:01
Hallo Willi,
auch von mir ein großes Lob.
Ich liebe selber hergestelltes Werkzeug.

Grüße

Jörg
30. Oktober 2013 um 07:31
Moin Moin,

auch von mir ein Grosses Lob!
Super..

Gruss
Micha