Hardox 400 Wärmebehandlung nötig ?

21. Juli 2020 um 21:35
Hallo Schwarmintelligenz
Ich Stelle Mittelalterliche Waffen für Vollkontakt Kampf her und habe bisher mit C75 ( Federstahl ) Sehr gute Erfahrung gemacht.
Beim Federstahl ist mir der Komplette Wärmebehandlungs Prozess voll und ganz klar........ ABER ! Ich hörte von Einem Bekannten das ein Schmied aus Italien ebenfalls Vollkontakt Waffen herstellt aus eben Hardox 400.
Ja ne und nu..... Ich suche mich derzeit dumm und dusslig nach Infos was man mit dem Material tun muss nachdem es geschweisst wurde !? anlassen ? Ausglühen ?pffffff Was ist nachdem es geschmiedet wurde  ?
Raus aus dem Feuer und fertig ?
Hat irgendjemand konkrete Infos für mich am besten ohne mit irgendwelchen Formeln rum zu werfen eher sowas wie z.B. Ja wenn du das geschweist hast leg des Ding nochmal rein bring es auf 830 grad und lass es an der Luft auskühlen somit Haste die Spannungen draussen und annähernd die Liefergüte .
Da es bei diesem Sport zu schweren Verletzungen kommen kann wenn wärend des Kampfes eine Waffe bricht und dies nicht bemerkt wird, will ich diesbezüglich 0,0 risiko eingehen.
Vielen Dank Schonmal vorab für eure Hilfe
Gruß Sascha
22. Juli 2020 um 10:19
Hallo,

mit Hardox habe ich leider keine Erfahrungen. Mich würde aber interessieren wie du die Wärmebehandlung bei C75 für Schwerter machst. Ich habe eines geschmiedet und nach Vorschrift abgeschreckt. Dann auf 180°C im Ofen angelassen. Es ist meines Erachtens saumäßig hart und ich habe ein wenig Angst, dass es beim Gebrauch bricht. Sollte man noch höher anlassen?

mfg

Frank
 
22. Juli 2020 um 11:47
Moin,   mir war gar nicht bekannt dass Hardix400 härtbsr ist.
Laut Datenblatt im WWW auch nicht für die Wärmebehandlung nach Auslieferzustand vorgesehen.

22. Juli 2020 um 12:08
Hallo Sascha,

hast du schon mal in den Tiefen unseres Forums gegraben. Ich meine, dass über Hardox hier schon mal diskutiert wurde. Vielleicht wirst du da ja fündig.



Gruß Thomas

 

22. Juli 2020 um 19:26
Hi Thomas
Ja das habe ich und leider nichts dazu gefunden.
Und ja das es nicht härtbar ist , ist mir auch klar und das es nach dem Glühen einen Teil seiner Härte verliert auch.
Meine Frage ist eher ob ich es nach dem Schweissen und schmieden nochmal spannungsarm glühen sollte und dann einfach an der Luft, Öl oder Wasser abkühlen lasse oder ob es keinerlei nachbehandlung braucht .
Habe zu meinen Fragen auch den Hersteller direkt angeschrieben und bisher keine Antwort bekommen ( etwa 2 wochen her )
Danke euch !
Lieber Frank
von meiner Erfahrung aus benötigt das C75 eine Temp. von 810 bis 830 Grad dann im 65 grad warmen Öl abschrecken. Soweit klar denk ich.
Da du hier ein Schwert gemacht hast das du wohl auch benutzen möchtest solltest du auf Federhärte gehen, heist Anlassen bei 290 bis 340 Grad mindestens eine stunde lang sonst wird es wie du siehst zu hart. Messer und Schneidwerkzeuge kannst du bei 180 bis 200 anlassen , die brauchen diese Härte. Dein Schwert nicht ;)
Grüsse
Zuletzt bearbeitet: 22. Juli 2020 um 19:37, Habich Sascha
31. Juli 2020 um 11:37
Moin,
grundsätzlich halte ich es für ziemlichen Mist, sich mit irgendwelchen exotischen Bezeichnungen rumzukloppen.
Der erste Schritt wäre sich erst mal damit zu beschäftigen was diese Hardox überhaupt ist!
   
Hardox 400 ist ein Stahl mit:
0,15% Kohlenstoff
1,60% Mangan
0,3-1,4% Chrom (je nach Dicke des Halbzeugs)
0,7% Silizium
  
Somit ist Hardox 400 grundsätzlich erst mal ein Einsatzstahl. Selbst Baustahl (S235 JR) hat unter Umständen schon mehr Kohlenstoff! Und Kohlenstoff ist das Grunlegende Element, das Stahl überhaupt härtbar macht. Dazu muss der Stahl auf eine Temperatur gebracht werden die oberhalb der GSE-Linie im Eisen Kohlenstoffdiagramm liegt und dann abgeschreckt werden. (Ich spare mir jetzt eine ausführliche Erklärung zu Kubisch raumzentriertem und Kubisch flächenzentriertem Gefüge, Gamma Mischkristallen, Austenit und Martensitischem Gefüge. Das würde hier den Rahmen sprengen)
  
EKD.jpg
  
Da ist grundsätzlich überhaupt nichts mit Härten, da viel zu wenig Kohlenstoff vorhanden ist. Es kann sich also nicht ausreichend Martensitisches Härtegefüge bilden. Deshalb ist es ja auch ein Einsatzstahl. Also härtbar nur nach Aufkohlen. Beim Aufkohlen ist die Aufkohltiefe Zeitabhängig. Somit kann über die Aufkohlzeit bestimmt werden wie dick die Randschicht wird, die sich überhaupt härten lässt.
  
Nun weiß ich nicht wie du schmiedest. Liegt deine Klinge im oxydierenden, neutralen, oder aufkohlenden Bereich des Schmiedefeuers? Vor allem auch wie lange. Möglicherweise hast du ja bereits einen aufkohlenden Effekt durch dein Schmiedefeuer... Dann hättest du die Möglichkeit einer Randschichthärtung.
Härtetemperatur: abhängig vom Kohlenstoffgehalt in der Randschicht -> Siehe Eisen-Kohlenstoff-Diagramm: GSE-Linie.
Die Anlasstemperatur ergibt dann durch den Martensitzerfall, wie viel Härte du wieder abbaust.
  
Grundsätzlich solltest du nicht mit dieser Exotenbezeichnung rumeiern. Nimm für deine Recherchen einen gängigen Deutschen (europäischen) Stahl, den es an jeder Straßenecke gibt und somit auch passende Informationen.
Da wäre z.B. der 1.7131 = 16MnCr5. Der hat fast identische Zusammensetzung.
Hier mal ein Link zu Wärmebehandlung von Stählen:
  
Ich hoffe das hilft dir ein wenig...
  
Gruß
Andrew
Zuletzt bearbeitet: 31. Juli 2020 um 11:38, A. Reinert