Fragen eines Erst-Schaustellers

28. April 2013 um 14:59
Hallo Kollegen,

 

jedes Jahr im September findet in meiner Nachbarstadt Dreieichenhain das Hayner Burgfest statt. Das ist ein Mittelaltermarkt wo zahlreiche Schausteller aus Handwerk, Musik und Gaukelei sich zum besten geben. Bis jetzt war ich dort immer als Gast und habe mich selbstverständlich auch immer besonders für die anwesenden Schmiede interessiert. Zu meinem Bedauern haben sich diese immer (mit Ausnahme eines sehr freundlichen Bootsbauers) als äußerst unkommunikativ und unfreundlich herausgestellt und schienen kein Interesse an Interaktion mit dem Publikum zu haben. Das hatte auch zur Folge, dass der Veranstalter Herr Roger Heil eigentlich keine Schmiede mehr einladen wollte. Diese sind für so ein fest aber unabdingbar. Nun möchte ich selbst als Schmied auftreten und den Leuten zeigen, dass Schmiede auch durchaus freundlich und bereitwillig Leuten etwas zu zeigen, sein können.

Dabei kommen natürlich einige Fragen für mich auf und gewisse Dinge müssen bedachtet werden.

Ich erwarte dort nicht mehr als ein oder zwei Schlüsselanhänger zu verkaufen und vll. ein paar Leuten einen Nagelschmiedekurs oder sowas in der Richtung zu geben. Sprich ich erwarte keine großen Gewinne bzw. wohl noch nicht mal Kostendeckung. Aber muss ich für so etwas dennoch ein Gewerbe anmelden oder das beim Finanzamt geltend machen?

Zweitens habe ich selbst als kleines Kind auf einem anderen Fest mal sprühenden Stahl ins Auge bekommen und weiß daher wie gefährlich es für Kinder ist, die gerade auf Augenhöhe mit der Ambossbahn sind, selbst in 3m Entfernung zum Amboss zu stehen. Auch Herr Heil hat bereits angemerkt, dass schon mal eine Besucherin von Funkenflug verletzt wurde. Ich möchte auch gerade Kinder ein wenig für das Handwerk begeistern und will auch kleine Kurse geben und die Nägel, Brotmesser, Schlüsselanhänger und sowas halt schmieden lassen. Würde ich jemanden zum Amboss bitten, würde der natürlich Schutzbrille und ggf. Ohrstöpsel und Schürze geliehen bekommen. Aber brauche ich noch eine extra Haftpflichtversicherung sollte dennoch etwas passieren, oder genügt meiner Privat Haftpflicht? Und inwiefern bin ich überhaupt für Schäden und Verletzungen haftbar? Was gilt denn gesetzlich als ausreichende Schutzmaßnahme, damit keine Fahrlässigkeit vorliegt?

Drittens wollte ich fragen, ob jemand eine Bauanleitung für einen Blasebalg hat, einen verkaufen will, oder weiß, wo ich einen kaufen kann.

Also vielen Dank schon mal im Voraus für eure Beratung!

Liebe Grüße, euer
- Daniel

Zuletzt bearbeitet: 28. April 2013 um 15:00, Daniel Lea
28. April 2013 um 17:56

Moin Daniel, also Gewerbe brauchst du keins anmelden da das was Du da machst ja reines HOBBY ist und bleibt (es sei denn Du willst dich als schmied selbst und ständig machen) Mit der Versicherung kann ich dir nicht weiterhelfen ,aber ich denke das der Veranstalter da eine Haftpflich haben muß/sollte. Aber da möchte ich wengen nicht wissen nicht weiter drauf eingehen. Odr vieleich hilft ja das Schlidchen Mitarbeit auf eigene Gefahr. Um den Amboss kannst Du ja ein paar große Heringe bzw ösenstangen schmieden wo du ein Seil durch ziehst und somit den direkten Bereich m den Amboss etwas vergrößerst und die Kinder nur zum Schmieden näher ran läßt.

Zum Thema kosten bei der Veranstaltung bzw kosten deckend Verkaufen würd ich it dem Veranstallter reden  das Du wenigstens keine Standgebühr oder sowas zahlen mußt wenn er schon keinen anderen mehr haben will und Du das gerne machen möchtest sollte wenigstens das für Dich dabei raus kommen .

Gruß von der Grenze



Jörg



Und immer schön das Feuer schüren
28. April 2013 um 19:04
he ho,
ich finde die Anleitung für 'ne Blasebalg ganz nett:
Blasebalg (musst ungefähr bis zur Mitte der Seite scrollen). An sich ist das auch recht leicht zu bauen, nur beim Leder kostet 's etwas...
Gruß und viel Erfolg :)
28. April 2013 um 19:58
Hallo auch allen.

Auf den Seiten der Röemer online gibt es auch schöne Tipps für eine Römische Mittelalterschmiede und auch eine Bauanleitung für einen spitzblasebalg. Einfach mal Durchsuchen die Seite! Link:

Spitzblasebalg.

Mit der Versicherung kann ich Dir auch nicht weiter helfen. Wenn ich auf märkte gehe ist das über meine Betriebshaftpflicht abgesichert. Das habe ich so abgemacht als wenn ich auf Montage arbeite. Ich darf jedoch keine Fremden Leute Schmieden lassen!

Gruß der pit03.
2. Mai 2013 um 22:06
Veranstalter machen es sich einfach,die schließ0en jegliche Haftung aus.

Wenn du nicht mehr einnimmst als das ganze Spiel kostet,braucht du auch nichts mit Gewerbe.

Wenn du weißt wieweit was heißes spitzen kann,sperre weiträumig ab und mache ein Schild das näher herantreten auf eigene Gefahr geht,Kinder sollten nicht drunter durch kriechen könnenEltern passen erst auf wenn es zu spät ist,umgekehrt gildet aber das gleiche
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2. Mai 2013 um 22:14
Ja das wollte ich auch so halten. Absperren und deutlich schreiben, dass ich keine Haftung für Leib, Leben und Eigentum in diesem Berreich übernehmen werde. Dahinter haftet dann eh der Veranstalter. Will ein Kind schmieden, muss der Vater einwilligen und zustimmen, dass ich keine Haftung übernehme.
5. Mai 2013 um 10:27
Hallo Daniel,

ein sehr sensibles Thema, das Schmieden mit Kindern. Der IFGS hat dafür eigene Regeln aufgestellt, die die Mitglieder einhalten sollten. Du solltest Schmiede-Schürzen in verschiedenen Kindergrößen vorhalten. Vergiss nicht, verschiedene Schutzhandschuhe bereitzuhalten - die gibt es in unterschiedlichen Größen günstig im Baumarkt (Gartenabteilung). Dazu sind lederne Gamaschen von Vorteil, weil die Kinder selten richtiges Schuhwerk an haben (ggf. Selber aus Leder zuschneiden und mit Schnallen versehen). Eine Schutzbrille ist meist günstig zu haben, sieht natürlich nicht besonders gut aus bei einem Mittelaltermarkt. Gleiches gilt für eine Plexiglas-Wand von ca. einem Meter Höhe. Eine Absperrung ist ja ganz gut, aber nicht sicher genug gegen Funkenflug. Denn gerade in Höhe der Kinderaugen finden die meisten Funkenspritzer statt. A hte darauf, dass du eine variabel einstellbare Stufe vor dem Amboss hast, die du auf die jeweilige Größe der Kinder einstellen kannst. Du weißt selber, wie unangenehm ja sogar gefährlich es ist, wenn die Höhe des Ambosses nicht zur der des Schmiedes passt.

Es wäre bei diesen Vorbereitungen von Vorteil, wenn du einen Helfer hättest, der die "Einkleidung" der Kinder vornimmt. Wenn diese Person das richtig spannend macht, dann wird schon die Vorbereitung des Schmiedens für die Kinder zum Erlebnis. Dieser Helfer kann auch erklären, was gleich bein Schmieden stattfindet. Dadurch kannst du dich voll aufs Schmieden und die Sicherheit konzentrieren.   

Die Beschilderung - wie von den Kollegen bereits ausgeführt - sichert dich weitgehend von Haftungsproblemen ab.  
   
...und ein letzter Tipp: Die meisten Kinder wollen ein Messer oder ein Schwert schmieden. Sei kreativ und lenke sie auf "friedliche" Alternativen. Kaum ein Junge will weiterhin ein Messer machen, wenn man ihm als Alternative einen Schlüsselanhänger als Geschenk für die Mutter vorschlägt. Dann solltest du aber eine kleine Urkunde bereithalten, die du dem Kind übergibst und das es herzeigen kann. Da sind der eigenen Kreativität keiner Grenzen gesetzt. Ernenne sie zum Hilfsschmiede auf Lebenszeit oder so... 
5. Mai 2013 um 14:32
=) Vielen Dank! Das sind sehr hilfreiche Tipps! Bei Schutzbrillen, etc. gibt´s für mich da keine Kompromisse. Da muss notfalls auch der Realismus drunter leiden. Vielleicht finde ich ja eine mittelalterlich aussehende Brille, die ich dann mit Fensterglas ausstatten lasse. Ich würde dann Schmiedeschürze, Schutzbrille, Wegwerf-Ohrstöpsel und ggf. Handschuhe bereit stellen. Entweder einen niedrigeren Amboss, oder halt einen Tritt für kleine Menschen.

Ich denke eine Plexiglasscheibe ist bei normalem Schmieden denke ich nicht so von Nöten, wenn ausreichend Sicherheitsabstand eingehalten wird. Beim Feuerschweißen schon. Da muss ich nochmal schauen, wie ich das mache.

Theoretisch darf ich einen unter 18 Jährigen ja noch nicht mal ein Messer machen und dann mit nach Hause nehmen lassen, wenn die Eltern da nicht eingewilligt haben. Also werde ich auch hauptsächlich gerade so Geschenkideen anbieten und auch machen lassen. 
5. Mai 2013 um 18:50
Theoretisch darf ich einen unter 18 Jährigen ja noch nicht mal ein Messer machen

Wo steht das den ?.

Vergess nicht eine Brandsalbe und Kühlakkus,was schmieden mit Kindern alles Probleme machen kann wirst du dann schon merken wenn es soweit ist.


Gruß Maik
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6. Mai 2013 um 01:09
Ja stimmt! Uuhm nun ja soweit ich weiß, dürfen Messer in Deutschland doch erst ab 18 verkauft werden, oder nicht? Nur weil das Kind dann selbst drauf rum geklöppelt hat, darf ich ihm das doch nicht einfach mitgeben, oder ist das kein Problem?
6. Mai 2013 um 11:34
Also ich denke, dass du einen Mittelweg finden musst.

Wenn ein Kind in einer nicht ganz passenden Schürze steckt, ungewohnte Arbeitshandschuhe an hat und eine Schutzbrille aufhat mit der es sich nicht einwandfrei bewegen kann ohne dieselbe wieder zu verlieren, dann macht das Schmieden den Kindern auch nicht mehr Spaß.
Also guck, dass du es nicht übertreibst und Verletzungen eher durch deine Vorgehensweise verhinderst.

Hier kann ich dir nur empfehlen möglichst einfache Dinge zu machen!
Auf keinen Fall Feuerschweißen und erst recht nicht feuerschweißen lassen!!

Die allerwenigsten Leute verstehn was du da machst und wie schwierig die jeweilige Arbeit gerade ist. Diejenigen, die es verstehen haben meist sehr viel Verständnis wenn man sich auf einem solchen Markt/Fest nur auf Nägel o.ä. beschränkt.

Du kannst natürlich vorher zuhause ein paar Arbeiten vorbereiten, die du auf einer Art Schautisch ausstellst. Hier kommen dann neben Kerzenständern usw. auch Äxte und Messer sehr gut!
Wenn du es mit dem Veranstalter absprichst, kannst du Dinge von diesem Tisch auch verkaufen.
Nur Vorsicht: Arbeiten mit Kindern und gleichzeitig verkaufen geht nicht so gut, hier wäre ein zweiter Mann sehr praktisch!

Ich habe gerade bei jüngeren aber auch bei älteren Kindern die Erfahrung gemacht, dass es hilft das Werkstück selber festzuhalten, die Kinder nur schlagen zu lassen und ab und zu mal selber mit dem Hammer etwas korrigieren.
Ich empfehle immer so zu arbeiten.

So vermeidest du direkt mehere Dinge:
1. das Werkstück wird von dir sellber erhitzt und ist also nicht zu heiß, sodass es Funken spritzt.
2. die Kinder können sich auf das Schlagen konzentrieren während das Werkstück sicher auf dem Amboss liegt und nicht fliegen geht. wenn sie es selber halten und es sich dann aus der Hand schlagen endet das schnell böse!
3. die Kinder kommen nicht auf die Idee das Werkstück einfach so anzufassen, sodass Verbrennungen ausgeräumt werden.
4. niemand steht an deinem Feuer und greift unbewusst an heiße rumliegende Werkstücke.

Ich hab die Erfahrung gemacht, dass die Kinder bei solch einer Arbeitsweise eigentlich überhaupt keine Schutzkleidung brauchen, da die Arbeit sehr gut von dir kontrolliert wird.

Wichtig ist aber, dass du die Kinder einzeln abfertigst und den Überblick behältst.
Lass die Kinder ruhig in einer Schlange stehn. Einer schmiedet und der nächste darf schonmal die Tretesse/Kurbelesse ankurbeln und sich dabei die Arbeit schonmal anschaun.

Als Ideen kann ich dir nur mein Standart-Programm empfehlen (einfache Dinge):
-Knoten
-Schnecken
-Spiralen
-Schnecken
-Nägel
(die Zweckmäßigeit ist meist sehr nebensächlich!)

Letzter Punkt:
Verwende dünnes Material! Also 6mm bis 8mm Rundstahl!
Die wenigsten schlagen wirklich feste zu, da sie sich aufs Treffen konzentrieren.
(und immer mit dem Spruch anspornen: "Wir sind in einer schmiede und nicht einem Streichelzoo!" )

Gruß
Willi
www.schmiedekunst-weyer.de
6. Mai 2013 um 13:55
Mal wieder eine sehr ausführliche und wertvolle Antwort von dir Willi! Vielen Dank!
7. Mai 2013 um 10:13
Hallo Daniel,
bedenke auch, dass Kinder u. U. nicht das werkstück treffen und Dir dann Macken in Deinen Amboss hauen können!
Das wäre sehr schade - darum habe ich mir einen 750gr Hammer aus C45 gemacht und NICHT gehärtet. Funktioniert wunderbar auch wenn er jetzt nach zig Jahren ein wenig zusammensackt (wahrscheinlich weil ich ihn auch für Kleines nehme).
Ihre "Kunststoffklamotten" lasse ich sie ausziehen - die Eltern sehen das immer sofort ein - dann gibts einen Baumwollschurz von mir, toitoi bis jetzt noch nie etws passiert.
Und als Mass ob sie "schmieden" dürfen: sie müssen den Hammer mit EINER Hand halten können!

Versichert bin ich über den Veranstalter - meine Regel, sonst kann er selber schmieden
Absperren mit genügend Abstand ist selbverständlich , sonst stehen die Zuschauer fast auf dem Amboss und als Nebeneffekt können mehr zugucken.

Ist einfach und für jeden verständlich und wird genao so auch akzeptiert - am Amboss bin ich resp. Du der Boss und saft wo´s langgeht
ach ja, meist mache ich dann kleine Hufeisen aus 6mm rund.
Hoffentlich hat´s geholfen
Gruß Peter
7. Mai 2013 um 16:33
Danke Peter! Ich habe zum Glück einen alten Kohlswa B38, der eine enorme Härte aufweist. Der muss schon Jahrzehnte alt sein und ist von Schweden über die Niederlande zu mir gekommen und Hämmer konnten dem bis jetzt nichts anhaben. Hatte auch schon einige brutale Fehlschläge von unerfahrenen Schmieden darauf und kein Kratzer.
7. Mai 2013 um 19:27
Hier wird zwar auf Schürzen usw.hingewiesen aber ich würde kein fremdes Kind ran lassen wenn ich keinen Vollschutz dabei hätte,nicht nur Zunder auf der Haut können zum Problem werden,bei den Heutzutage beliebten Plastik-Klamotten ist auch schnell mal dort ein Loch reingebrannt,deshalb arbeite ich auch ungern mit Holzkohle wegen Funkenflug,entweder auf Bodenniveau mit direkter Holzglut oder noch besser Gas.

Gruß Maik
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