Erl Abgebrochen

27. Oktober 2016 um 14:41
Seit langem schon wollte ich endlich mal wieder ein schönes Küchenmesser machen. Stahl der Wahl war .2842 den hatte ich noch rumliegen. Gesagt getan, Klinge mit Gedult und Feingefühl ausgeschmiedet und über Nacht weichgeglüht. Heute dann vorgeschliffen, auf Temperatur gebracht und 2-3 min. gehalten Magnetprobe und ab ins Öl. Jetzt war die Klinge leicht krumm, am Übergang zum Erl. Naja ich hab nur leicht mit dem Hämmerchen draufgetickert, hätt ich lieber lassen sollen ist sofort abgerbrochen. An der Bruchstelle fiel mir auf das das Gefüge recht grobkörnig war. Ich hab dann die Klinge kürzer gemacht, einen neuen Erl ausgeflext und mit dem Brenner auf goldgelb angelassen. Nachdem die Klinge fast fertig geschliffen war, wollte ich irgendwie nochmal testen ob der Erl jetzt besser hält und habe etwas dran rumgedrückt und -knack. Mist. Ich hab dann die Klinge zerdeppert um zu gucken wie es innen aussieht. Es war wie oben beschrieben in der kompletten Klinge ziemlich grobes Korn zu sehen.

Jetzt frage ich mich natürlich wo der Fehler liegt. Wie kann ich Härteverzug richten ohne Angst? Und vor allem, wie bekommt man ein feineres Korn?

Für Hinweise und Tips wäre ich dankbar.

Gruß
Ben
27. Oktober 2016 um 15:33

Hallo Ben,

grobes Korn im Gefüge ist immer ein Zeichen hoher Temperaturen beim Schmieden. Bevor ich meine Messer weiter bearbeite, durchlaufe ich immer das volle Programm der Wärmebehandlung: Normalisieren um ein feineres Korn zu erhalten, Weichglühen um meine Werkzeuge zu schonen und Zeit zu sparen und erst dann Härten und Anlassen. Wenn manns komplett haben will, kommt vor dem Härten noch das Spannungsarmglühen. Dann sinkt gerade bei dünneren Querschnitten die Gefahr des Verzuges.

Habe mal spasseshalber ein Restdamaststück durchgebrochen und das hatte nach dieser Behandlung meiner Meinung nach ein sehr feines Gefüge.

Hier ist die Wärmebehandlung ganz gut beschrieben. Damit sollte dann auch alles klappen.

PS: Wann hast du eigentlich versucht, den Erl zu richten. Das ist nur ein paar Sekunden nach dem Abschrecken möglich und wenn dein Küchenmesser auch noch eine sehr dünne Klinge hat, geht dieser Zeitraum meiner Meinung nach fast gegen Null.

Gruß Thomas

 

Zuletzt bearbeitet: 27. Oktober 2016 um 15:45, Thomas Behnke (Conni)
27. Oktober 2016 um 19:03
Hallo Thomas, vielen Dank für den Link und deine Beschreibung. Dann macht das Normalisieren wohl durchaus Sinn. Was ich auch noch interessant finde ist, das man das Härteöl vorher anwärmen soll. Hab ich nicht gemacht.

27. Oktober 2016 um 19:10
Den Erl habe ich ziemlich direkt nach dem Härten zu richten versucht. Die klinge war noch relativ heiß. Die frage ist, ob man es überhaupt machen sollte, auf einer gehärteten Klinge rumzudengeln.
27. Oktober 2016 um 21:35
Ich bin zwar bei weitem kein Experte auf dem Gebiet aber so wie ich das verstehe müsste sich eine dünne Klinge nach dem Härten leichter richten lassen. 
  • Eine dünner Klinge hat schneller die Temperatur des Abschreckmediums erreicht. Da die felxiblität der Klinge nach dem Härten nicht an der Temperatur der Klinge liegen kann da ja stärkere Klingen ja auch nicht schon bei 500° aus dem Öl genommen werden denke ich daran das es im Gefüge eine Zeit lang braucht bis sich der Martensit ausbildet. Da eine dünner Klinge kürzer im Öl ist sollte man also mehr Zeit haben.
  • Die Biegespannungen nehmen mit zunehmender Klingendicke zur zweiten Potenz zu (oder zumindest annähernd da das Widerstandsmoment so zunimmt) zu. Das heißt eine dickere Klinge bricht eher wenn ich sie um 2cm biege als eine dünne.
Ich bin leider nicht sicher ob das so stimmt aber ich kann aus Erfahrung sagen das sich dünne Klingen direkt nach dem Härten sehr gut richten lassen. Auch wenn ich nie draufhaue sondern sie einfach im Schraubstock geradebiege. Eine andere Möglichkeit ist es die Klinge während dem Anlassen auf einen Flachstahl zu spannen. Dannach sind sie auch bretteleben.

Hoffe ich konnte helfen und nicht nur verwirren.
Lg Felix 
Zuletzt bearbeitet: 27. Oktober 2016 um 21:36, Felix Diemling
28. Oktober 2016 um 22:27
Das mit dem Anlassen auf dem Flachstahl klingt gut. Werde ich ausprobieren. Danke für den Tip!