Eine Bitte um Staub...

2. März 2015 um 09:37
P20003_II.jpgSiennicki_p5_bs3_Eisenkuegelchen.jpgHallo zusammen,
ich hoffe es nimmt mir keiner übel, dass ich mich nicht erst extra vorgestellt habe.Ich stehe leider etwas unter Zeitdruck.
Ich arbeite derzeit an meiner Diplomarbeit im Bereich Restaurierung/ Konservierungan. Thema ist ein mittelalterlicher Schild. Auf diesem Schild befindet sich eine Art Verputzschicht mit metallischen und silikatischen (teils miteinander verschmolzen) Bestandteilen. Die erste Vermutung, dass es sich um zerstoßene Schlacke handelt wurde widerlegt. Bei REM-Untersuchung zeigte sich, dass es sich bei dem Füllstoff um charakteristische Kugelstrukturen (um die 50µm, siehe Bilder!) handelt, welche vermutlich von Schmiedeprozessen her stammen. Zusätzlich sind auch noch andere Materialien beigegeben, aber alles Eisenhaltige hat diese Form. Wahrscheinlich sind es kleinste Partikel, die beim Feuerschweißen in flüssig vom Eisen weg spritzen und in der Luft sofort erstarren. Möglicherweise auch im Wasser? Ich denke man hat die Werkstatt und Esse gefegt und den Staub einmal durch ein Sieb geschüttelt. Meine Bitte ist nun, ich bräuchte Vergleichsmaterial für Probeanstriche! Alles was man z.B. bei Kremer kaufen kann, wie Hammerschlag, ist unter dem Mikroskop scharfkantig und eckig, also zerbrochen und nicht kugelförmig. Wo bekomme ich nun das richtige Zeugs her? Problem ist, es sollte nicht mit modernen Legierungen, Flex- und Schweißstaub verunreinigt sein, was man nunmal in den meisten heutigen Schmieden und Schlosserein findet. Wenn möglich sollte auch keine Steinkohle verwendet werden, aber das wär erst mal nicht soo wichtig. Wer hätte evtl. die Möglichkeit, mir soviel 'Schmiededreck' wie möglich zukommen zu lassen? Ich würde natürlich alle anfallenden Kosten übernehmen! Wichtig ist nur, dass der Staub (muss auch noch nicht ausgesiebt sein!) die oben genannten Kriterien erfüllt. Oder hat jemand Kontakt zu anderen Schmieden, wo ich solches Material herbekommen könnte (Museumsschmieden?)? Ich wäre für jede Unterstützung sehr sehr dankbar. Ich werde diese Anfrage auch in anderen Foren posten, also nicht wundern, falls es noch wo anders gelesen wird...
Vielen Dank schon mal, Martin Siennicki
Zuletzt bearbeitet: 2. März 2015 um 09:38, Martin Siennicki
2. März 2015 um 10:40
Hallo Martl,

Da es sich es sich um ein Mittelalterliches Objekt handelt, und somit alles Eisen der direkten Reduktion entstammt, sprich dem Rennofen, solltest du um Vergleiche anstellen zu können auch nur solches Material verwenden. Ich kann dir Schlacke oder Zunder von ausgeheiztem Luppeneisen schicken. Was du allerdings mit Staub meinst verstehe ich nicht.

Gruß Rom. 
Mit besten Grüssen 
Rom. 
2. März 2015 um 13:53
Hallo,
bei den Untersuchungen (speziell denen am REM) kam heraus, dass es sich an und für sich nicht um Schlacke handelt, sondern um elementares Eisen mit jeweiligen Oxid, sowie silikatischem Material (Flussmittel). Da es noch dazu die spezielle Form hat, vermutete der untersuchende Metallurgie Professor in Leoben (Montanuni), dass es sich um sehr feinen und schnell abgekühlten Zunder handelt. Sprich Material, dass flüssig vom bearbeiteten Eisen wegspritzt und innerhalb von Sekundebruchteilen erstarrt. Es wurde anschließend nicht gemahlen, sondern ausgesiebt. Es kann wohl ausgeschlossen werden, dass es sich um extra hergestelltes Material handelt. Mit Staub meine ich den in einer Schmiede anfallenden Kehrricht am Boden, sowie der Esse. Es sollten also keine Brocken sein, die man erst zerstoßen muss. Ob das Eisen nun aus einem Rennofenprozess stammt ist gar nicht so sehr entscheidend, sondern eher die Struktur und dass eben keine 'Verunreinigungen' mit dabei sind.
2. März 2015 um 15:41
Ich verstehe, bezweifele aber dass du diese Zusammensetzung in irgendeiner modernen Schmiede findest.
Eisenteile aus dem Mittelalter welche tatsächlich noch über eine orginale Zunderschicht verfügen, sind also mit einer feinsten Schicht Fe3O4 überzogen welche sehr wahrscheinlich mit feinsten Teilen silikatisch Fayalitischer Schlacke in Staubform vermischt sind. Dies entsteht beim Schmieden von Luppenmaterial, da auch Schlacke unweigerlich aus dem Eisen ausgepresst wird und in der Randschicht mit dem Oxid /Zunder vermengt.

Gruß Rom. 
Mit besten Grüssen 
Rom. 
28. März 2015 um 20:17
Martl, wie weit ist denn deine Arbeit gedieen? Bist du an das von di gewünschte Material gekommen?

Gruß Rom. 
Mit besten Grüssen 
Rom. 
8. April 2015 um 17:44
Hallo,
nein bis jetzt leider noch nicht. in keiner Schmiede fanden sich bisher Kügelchen. Konnte mittlerweile von einer Eisengießerei Staub bekommen, der sich rund um den Auslauf des Schmelzofens bildet. Das flüssige Eisen funkelt ja wie eine Wunderkerze, wenn es mit Luft in Berührung kommt. Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, mir das Material unter dem Mikroskop an zu sehen. Meine Vorstellung ist, dass der ausreichend heiße Stahl (<1500°C) genügend Zeit hat, dass er die Kugelstruktur ausbildet, bevor er an der Luft erstarrt. Beim Schmieden (auch beim feuerschweißen) sind scheinbar die Temperaturen nicht hoch genug.
8. April 2015 um 19:55

Hallo Martl.
danke für die Rückmeldung. Guck hier auch immer wie weit das bei Dir gediehen ist.

gruss
!ngo
12. April 2015 um 11:08

Die Show ist wohl gelaufen, im ersten Post war die Rede von Terminen. Es ist schon ein wenig gaga Themen über mehrere Foren zu verfolgen, aber vielleicht wird das Thema später mal aufgegriffen.

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